Gerhart Schröder, wie ihn der Architekt Werner Durth in einer Zeichnung porträtierte Foto: Quantum-Verlag/Werner Durth

Der Literaturprofessor Gerhart Schröder trug in Stuttgart die Kulturwissenschaften in die Stadt hinein. Nun ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.

Hans-Georg Gadamer, Jean Baudrillard, Niklas Luhmann, Peter Burke, Jan Assmann, Richard Sennett: Es gab eine Zeit, da waren die tollsten Denker bei Vorträgen oder Kolloquien zu Gast in Stuttgart. Mit zu verdanken war das dem Romanisten Gerhart Schröder und dem von ihm 1995 gegründeten Zentrum für Kulturwissenschaften und Kulturtheorien der Universität Stuttgart, dessen geschäftsführender Direktor er bis 2002 war und das heute unter dem Namen Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung firmiert.

Wie grenzüberschreitend und gut vernetzt ein solches Institut aufgestellt sein würde, zeigte bereits das seiner Gründung vorauslaufende Symposion „La Piazza“, für das Schröder auch die Künstler Richard Serra und Eduardo Chillida aufs Podium holte. Schröder, 1934 in Würzburg geboren und in Freiburg promoviert, war 1974 als Professor ans Institut für romanische Literaturen an die Uni Stuttgart gekommen und forderte Studierende mit einem mäandernden, hintergründigen Denken heraus. „Die Freiheit zu denken“ hatte er mit eigenen Worten in Frankreich erblickt; und das zu einer Zeit, als das Nachbarland den Deutschen noch immer der Erzfeind schien.

Miteinander der Wissenschaften

Dem Blick über Grenzen blieb er treu; die Ziele des Instituts für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie skizzierte er anlässlich dessen Gründung 1995 so: „Unsere Idee ist, die Eigenart der Universität Stuttgart – das Beieinander von Geisteswissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Naturwissenschaften – zu nutzen, die Verbindungen der Universität zu regionalen und überregionalen kulturellen Institutionen auszubauen und auf diese Weise neue Impulse zu setzen.“ Am 11. Juni ist Gerhart Schröder im Alter von 88 Jahren gestorben.