Die Ausstellung der „U.S. Photographers in Europe“ Foto: Müller-Baji

Die Gruppe „U.S. Photographers in Europe“ hat in der Zehntscheuer ausgestellt.

Zuffenhausen - Die USA sind Fastfood, Straßenkreuzer und grandiose Landschaften, denken viele Deutsche. Deutschland ist Bier, romantische Schlösser und Dirndl, denken die meisten Amerikaner. Stimmt alles irgendwie, trifft die Sache aber doch nicht im Kern. Am Freitagabend eröffnete daher die Gruppe „U. S. Photographers in Europe“ ihre Ausstellung in der Zuffenhäuser Zehntscheuer. Als Aufgabe hatte man sich nicht weniger als „America and Germany through the American eyes of diversity“ gestellt – die beiden Länder wollte man von verschiedenen Standpunkten betrachten – so vielseitig wie der amerikanische Schmelztiegel selbst.

Um es gleich vorwegzunehmen: Natürlich hat der Themenbereich Bierzelt und Oktoberfest beziehungsweise Volksfest eine enorme Faszination auf die Fotografen ausgeübt, die entweder Mitglieder der amerikanischen Streitkräfte oder deren Angehörige sind oder aber zum Service-Personal der Militär-Stützpunkte gehören: Bierkrüge aus interessanten Perspektiven und fesche Dirndln. Es gab natürlich auch typisch amerikanische Ansichten – einen Baseball-Handschuh hier, die Freiheitsstatue dort. „Aber Amerika ist ungeheuer vielseitig, und genauso vielseitig ist auch das Herangehen unserer Fotografen an die Motive“, erklärte Elle Putman, die die Gruppe vor fast genau zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Seither trifft man sich alle ein bis zwei Monate, für eine Ausfahrt, zum Austausch in Sachen Foto-Technik oder Bildbearbeitung oder wie jetzt zu einer gemeinsamen Ausstellung.

Abseits der Stereotypen gab es da auch anderes zu entdecken: Das Porträt eines Jungen – in Krachledernen immerhin, aufgenommen bei einem Gunzenrieder Umzug: Das Motiv wirkt introspektiv, nicht aufgesetzt oder touristisch. Der Fotograf David Tygart hat hier einen intimen Augenblick festgehalten, der gleichzeitig aber die Frage aufwirft, wie fremdartig manche unserer Bräuche auf Außenstehende wirken müssen.

Wenige geladene, dafür einige spontane Gäste

„Yellow Car“ von Laura Castro stellt dagegen unerwartete Verbindungen her: Hier parkt ein Kleinwagen vor einer einheimischen Fachwerkfassade – aber seine Farbe ist exakt die der gelben New Yorker Taxis. Andererseits war man bisweilen versucht, die gezeigten spektakulären Landschaften vorschnell in den USA anzusiedeln. Der zweite Blick zeigte: Breitwandformat gibt es nicht nur am Grand Canyon, sondern auch in der Sächsischen Schweiz. Vielleicht war die Botschaft der Ausstellung ja die, dass sich Amerikaner und Deutsche ähnlicher sind als gedacht. Deutlich wurde aber auch: Man kann sich selbst nur richtig kennenlernen, indem man sich und seine Lebensumstände im (Kamera-)Auge des Fremden widergespiegelt sieht.

Der Eröffnungsabend mit Ansprachen von Jürgen Krüger vom Kunstverein Zuffenhausen und Elle Putman sowie einer Lesung von Autor Paul-Henri Campbell hätte der Beginn eines spannenden Austausches werden können. Zwischen Menschen, die im Alltag auch durch die verschärften Sicherheitsbestimmungen auf den Stützpunkten kaum Berührungspunkte miteinander haben. Allerdings hatte die Fotogruppe ihre Einladungen viel zu spät für die zudem nur zwei Tage währende Ausstellung in der Zehntscheuer fertiggestellt. Immerhin dürfte der Zuffenhäuser Weihnachtsmarkt am vergangenen Wochenende für einige spontane Gäste gesorgt haben. Die Vernissage am Freitagabend blieb aber fast ausschließlich dem Freundeskreis der Fotografen vorbehalten – mit wenig Raum für neue Kontakte.