Die Fußballsaison 2023/24 bringt neue Regeln. Foto: Baumann

Vor fast jeder Saison gibt es Modifikationen im Regelwerk, so auch vor der neuen Runde. Die größte Änderung dabei ist, dass eine Partie für fünf Minuten als aktive Gewaltprävention unterbrochen werden kann, und das zweimal. Zudem dürfen fünf Spieler pro Team eingewechselt werden.

Das zuständige International Football Association Board, kurz Ifab, hat die Fußballregeln 2023/24 veröffentlicht und an einigen Stellen überarbeitet. Was sich zur neuen Saison im Württembergischen Fußballverband (WFV) geändert hat, gab der Verband nun bekannt.

Fünf Wechselmöglichkeiten

Die wichtigste und für alle Mannschaften relevante Änderung ist wohl die Erhöhung der Anzahl an Wechselmöglichkeiten. Im vergangenen Sommer hatte das Ifab die Erhöhung der Auswechselmöglichkeiten von drei auf fünf endgültig in die weltweiten Fußballregeln aufgenommen. Bisher waren nur vier Spielerwechsel von der Oberliga abwärts erlaubt. Ab der Regionalliga aufwärts waren bereits fünf Einwechslungen seit der Coronazeit im Mai 2020 möglich. Ab der Saison 2023/24 können bei allen Liga- und Verbandspokalspielen der Herren und Frauen einheitlich bis zu fünf Spieler ausgetauscht werden. Dasselbe gilt für Jugendspiele ab der C-Jugend, in der D- und E-Jugend kann beliebig oft gewechselt werden.

„STOPP“ – Fünf Minuten Pause für erhitzte Gemüter

Um den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern ein zusätzliches Instrument der Deeskalation und Gewaltprävention an die Hand zu geben, lief in der Rückrunde in zwei WFV-Bezirken ein Pilotprojekt. Mit bis zu zwei Spielunterbrechungen von jeweils fünf Minuten sollten die Unparteiischen in den Pilot-Bezirken reagieren, um auf wiederholt aggressive Spielsituationen zu reagieren. Dabei ist es unerheblich, ob die Aggressionen von Spielern, Funktionären oder dem Publikum ausgehen.

Weil die Erkenntnisse aus den Pilotbezirken positiv waren, sprach sich der Verbands-Spielausschuss für eine verbandsweite Umsetzung in der Spielzeit 2023/24 aus. Es handelt sich nicht um eine Regeländerung, sondern eine konkrete Handlungsanweisung für die Unparteiischen, die vom bestehenden Regelwerk gedeckt ist.

Nachspielzeit: Torjubel wird berücksichtigt

In Regel 7 der Fußballregeln wird die Dauer des Spiels definiert. Explizit wurde der Torjubel als neuer Punkt aufgenommen. Gerade in einem Spiel, in dem viele Tore fallen, kann der Torjubel viel Zeit in Anspruch nehmen. Um dem Rechnung zu tragen, wurde der Punkt ins Regelwerk aufgenommen. Soll heißen: Die Schiedsrichter sollen die mit dem Torjubel verbrachte Zeit bei der Bemessung der Nachspielzeit bewusst berücksichtigen. Die Konkretisierung resultiert aus dem Vorhaben der Fifa, die Nettospielzeit auszubauen.

Zusätzliche Personen auf dem Spielfeld? Trotzdem Tor!

Eine kuriose Diskussion entsprang nach dem WM-Finale 2022 zwischen Frankreich und Argentinien: Beim Treffer zum 3:2 für Argentinien war ein Auswechselspieler bereits einige Meter an der Mittellinie auf den Platz gelaufen, bevor der Ball die Torlinie zum Torerfolg überschritten hatte. Analog dem Regeltext hätte nach bisheriger Auslegung – und wenn der Schiedsrichter dies wahrgenommen hätte –, das Tor nicht anerkannt werden dürfen.

Stattdessen hätte es einen direkten Freistoß für das gegnerische Team gegeben und dies an der Stelle, an der der Spieler ins Spiel eingetreten ist. Um solch eine Entscheidung nicht herauszufordern, ist jetzt der folgende Passus in Regel 3 eingefügt worden: „…nur wenn diese Person ins Spiel eingreift, kommt es auch zu diesem direkten Freistoß.“ Dies ist eine sinnvolle und praxisnahe Ergänzung beziehungsweise Präzisierung dieser Spielregel. Eine Verwarnung für diejenigen Spieler, die das Spielfeld betreten haben, gibt es jedoch nach wie vor.

Nur kontrolliertes Spiel hebt das Abseits auf

Diese Fälle sorgen immer wieder für Verwirrung auf dem Sportplatz: Ein Spieler erhält in Abseitsposition einen Ball, den zuletzt ein Gegenspieler berührt hat. Pfeift der Schiedsrichter in dieser Szene Abseits, oder nicht? Bisher hieß es, ein Spieler verschaffe sich in einem solchen Fall keinen Vorteil, wenn der Gegner den Ball „absichtlich spielt“. Eine unkontrollierte Grätsche des Verteidigers, die den Ball abfälscht, konnte also die Abseitsposition eines Angreifers aufheben.

Nun gibt das Ifab den Schiedsrichtern klare Richtlinien mit auf dem Weg, wo der Unterschied zwischen „absichtlichem Spielen“ („deliberate play“) und „abgefälschtem Ball“ liegt. Ersteres hebt eine Abseitsstellung auf, Zweiteres nicht.