Protest gegen hohe Mieten vor dem Stuttgarter Rathaus. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stuttgarts OB Fritz Kuhn hatte eigentlich gar nicht vor, ein Wohnungsbündnis zu schmieden. In Wahrheit müsste es aber darum ­gehen, wie auf teurem Stuttgarter Boden möglichst viele günstige Wohnungen ­entstehen können, sagt StN-Redakteur Sven Hahn

Stuttgart - Wenn sich Vertreter völlig verschiedener Interessengruppen einig sind, liegt der Schluss nahe, dass tatsächlich etwas im Argen liegt – besonders wenn Bauträger, Mieter und Eigentümer die selben Aussagen treffen. Demnach funktioniert das Bündnis für Wohnen in Stuttgart nicht. Das ist schade, denn nur durch ein Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und privater Wirtschaft ließe sich die Wohnungsnot in Stuttgart effektiv zu lindern.

Schon der steinige Weg zum Bündnis für Wohnen zeigt, dass dieser Pakt im Rathaus ursprünglich nicht gewollt war. Denn Fritz Kuhn hatte ein Wohnungsbündnis zunächst stets abgelehnt. Erst als der OB einsehen musste, dass er mit seiner Strategie die öffentlich ausgerufenen Ziele nicht würde erreichen können, hat er den Weg ins Bündnis für Wohnen gewählt. Ganz konkret: erst als man im Rathaus erkannt hatte, dass pro Jahr mehr Sozialwohnungen verloren gehen als man im Neubau erstellen kann, hat sich Kuhn über den Pakt mit Genossenschaften und Baugesellschaften Belegungsrechte gesichert. Man habe das jahrelange Abschmelzen des sozialen Wohnungsbestands gestoppt, lautete prompt die Erfolgsmeldung.

In Wahrheit müsste es aber darum gehen, wie auf teurem Stuttgarter Boden möglichst viele günstige Wohnungen entstehen können. Und weder Politik noch Bauwirtschaft können dieses Problem allein lösen.

sven.hahn@stuttgarter-nachrichten.de