Eine bezahlbare Wohnung zu finden ist für Studenten nicht leicht. Kaufen kann eine Option sein, denn die Zinsen sind niedrig Foto: dpa

Die Mieten in Hochschulstädten steigen, die Zinsen sind niedrig. Nicht nur deshalb kann es sich für Eltern von Studierenden lohnen eine Wohnung zu kaufen.

Würzburg - Raus aus dem „Hotel Mama“ und mitten rein ins Studentenleben: Viele junge Menschen, die endlich ihr Abitur in der Tasche und einen Studienplatz sicher haben, stehen jetzt auf dem Sprung in einen neuen Lebensabschnitt. Zum Studentenglück fehlt aber vielfach noch eine passende Bleibe. Die zu finden war schon immer eine besondere Herausforderung, in Zeiten vermehrten Wohnraummangels in den Universitätsstädten ist es das mittlerweile aber noch viel mehr. Immobilienexperten raten daher mittlerweile vermehrt dazu, darüber nachzudenken, die Studentenwohnung für den Nachwuchs einfach zu kaufen.

Nicht nur in Metropolen wie München, Hamburg, Stuttgart oder Köln, sondern auch in traditionellen Hochschulstädten wie Freiburg, Würzburg oder Heidelberg ist Wohnraum für Studenten ein knappes Gut. Das führt zum Semesterbeginn zu einem harten Konkurrenzkampf auf dem Wohnungsmarkt – und damit zu steigenden Mieten. Laut der kürzlich vom Immobilienportal Immowelt.de veröffentlichten Erhebung „Mietpreis-Check Unistädte“, für den die Angebots-Kaltmieten in 64 Hochschulstädten mit jeweils mehr als 10 000 Studierenden ausgewertet wurden, kostet die Kaltmiete für eine Studentenbude in München derzeit im Mittel stolze 18,70 Euro pro Quadratmeter. Nur wenig günstiger sind Wohnungen in Frankfurt am Main mit einer Kaltmiete von 15,50 Euro pro Quadratmeter. Ingolstadt (14 Euro) und Stuttgart (13,90 Euro) belegen die nachfolgenden Plätze. Und auch in Freiburg (13,30 Euro), Würzburg (12,60 Euro), Heidelberg (12,00 Euro) und Köln (ebenfalls 12,00 Euro) müssen Studierende ziemlich happige Mieten bezahlen.

Selbst mit einer WG lässt sich nur noch schwer Miete sparen

Auch die bei vielen Studierenden so beliebte Wohngemeinschaft ist nicht immer eine preiswerte Alternative: Mitunter muss man für das WG-Zimmer so viel berappen wie anderenorts für eine 65-Quadratmeter-Wohnung. Laut Angaben des Immobilienentwicklers GBI muss ein Student für ein Zimmer in einer Münchener Dreier-Wohngemeinschaft derzeit 521 Euro einplanen.

Ohne finanzielle Unterstützung durch das Elternhaus sind diese Summen für die allermeisten Studenten nicht zu stemmen: 87 Prozent von ihnen werden laut Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) von ihren Eltern unterstützt, um Miete und Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Auch die Eltern dürften allerdings angesichts des aktuellen Mietniveaus durchaus ins Schwitzen geraten: Bei einer monatlichen Miete von 600 Euro kommen schließlich in fünf Jahren Studienzeit insgesamt 36 000 Euro zusammen, die alleine an Wohnkosten aufgebracht werden müssen. Daher kann für Eltern der Kauf einer Wohnung sowohl als Unterkunft für den Sohn oder die Tochter als auch als Kapitalanlage interessant sein.

Eine Wohnung ist eine gute Kapitalanlage

„Der Wohnungskauf ist gerade in Studentenstädten eine gute Möglichkeit zur Kapitalanlage“, sagt Michael Balek, Head of Portfolio Management beim Münchener Bauträger Euro Grundinvest. „Ein Kauf rechnet sich besonders mit Blick auf die Mietzahlungen im Verlauf der Studienzeit.“ Die gleichen monatlichen Aufwendungen könnten zur Finanzierung einer eigenen Wohnung genutzt werden, so der Experte. Zusätzlich können so die eigenen Rücklagen auf sichere Weise angelegt werden – indem sie das Eigenkapital für den Wohnungskauf stellen.

„Wer über ausreichend Kapital verfügt oder mit dem Erwerb einer Immobilie als Anlage liebäugelt, kann dieses Geld auch zur Finanzierung einer Eigentumswohnung für das eigene Kind nutzen“, bestätigt Carolin Schneider von der Bausparkasse Schwäbisch Hall. „Dank des aktuellen Zinstiefs kann die monatliche Kreditrate für ein 120 000-Euro-Darlehen in etwa in Höhe der üblichen Mietzahlungen für kleine Stadtwohnungen liegen.“ Die Vorteile liegen auf der Hand: Hat der Nachwuchs den ersehnten Abschluss in der Tasche, können die Eltern die Wohnung an andere Studenten vermieten und mit diesen Einnahmen das Restdarlehen tilgen. „Ist das Objekt abgezahlt, erhöhen die Mieteinnahmen die eigenen Einkünfte“, so Schneider. „Das schafft zusätzlich finanzielle Vorteile im Alter.“

Die Immobilie kann später weiter vermietet werden

Allerdings sollte man sich nicht nur auf Studenten als Zielgruppe für die künftige Vermietung der ursprünglich für den eigenen Nachwuchs erworbenen Wohnung verlassen, gibt Marc K. Thiel, Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Soravia Capital, zu bedenken. „Für die Zukunft muss sichergestellt werden, dass die Anzahl der Studierenden nicht abreißt: Wenn in Deutschland die geburtenschwachen Jahrgänge an die Universitäten kommen, laufen wir sonst Gefahr, dass es ein Überangebot an kleinen Studentenwohnungen gibt.“ Deutschland müsse daher als internationaler Standort für Studierende interessant bleiben und gewährleisten, dass internationale Studenten in den kommenden Jahren nachfolgen.

Wer sein Geld später doch wieder benötigt und die Wohnung verkaufen möchte, dürfte damit keine größeren Probleme haben. Schließlich ist die Nachfrage besonders nach kleinen Stadtwohnungen derzeit enorm – und der Bedarf dürfte in den nächsten Jahren weiter steigen: Bereits heute gibt es laut Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 16,2 Millionen Einpersonenhaushalte in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 41 Prozent – vor 20 Jahren lag er bei lediglich 34 Prozent. Dieser Nachfrageschub lässt darauf hoffen, eine solche Wohnung mit Gewinn weiterverkaufen zu können, meint Schwäbisch-Hall-Expertin Schneider. „Gerade in den Universitätsstädten mit ihrer hohen Dynamik und dem großen Anteil junger, mobiler Menschen ist eine Wertsteigerung der Wohnung mehr als wahrscheinlich.“