An der Eppinger Straße müssen die Gebäude für ein neues Wohngebiet weichen. Foto: esc

In der Eppinger Straße leisten die Baggerführer und Bauarbeiter ganze Arbeit. Auf dem Areal in Fellbacher Bahnhofsnähe sollen 20 bis 30 neue Wohneinheiten entstehen. Ob auch ein mehrgruppiger Kindergarten integriert wird, ist noch offen.

Fellbach - Ehrfurcht vor betagten Häusern? Vor Gebäuden, die längst ihren Zenit überschritten haben und der Moderne weichen müssen? Das kann sich ein stets um den Fortschritt bemühter Baggerfahrer von heute gar nicht leisten und er wäre in seinem Job wohl auch deplatziert. Entlang der Eppinger Straße in Bahnhofsnähe jedenfalls kennen die Bauarbeiter in diesen Tagen und Wochen kein Pardon – ohne Mitleid bohren sich die Zähne der Tieflöffel ins Erdreich, packen sich die Greifer die Hauswände und reißen die Materialien gnadenlos zu Boden.

Das Gebäude mit der Hausnummer 5 ist nicht mal mehr ein Torso

Der Anblick mag zwar manchen alteingesessenen Fellbacher aus der Bahnhofsgegend schmerzen – schließlich stand hier einmal eine traditionsreiche Kofferfabrik, das Werbeschild „Lederwaren Hertter“ an einer Hausecke kündete bis vor wenigen Wochen noch von deren Existenz. Doch damit ist es jetzt vorbei – Tabula rasa auf der Südseite der Eppinger Straße: Das Gebäude mit der Hausnummer 5 ist nicht mal mehr ein Torso. Das braune Gebäude daneben, die Hausnummer 7, steht zwar noch, ist aber am Dach ebenfalls schon angeknabbert und wird in Kürze ebenfalls abgerissen. Die umfassende Modernisierung dieses Gebäudes wurde zwar geprüft. „Nach der statischen Vorprüfung musste diese Alternative allerdings verworfen werden“, teilte Baudezernentin Beatrice Soltys den Stadträten mit, die Ende Oktober dem Abriss-Vorschlag zustimmten.

Für die Stadtverwaltung ist der Abbruch ohnehin die pure Notwendigkeit. Schließlich geht es darum, die von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull ins Leben gerufene „Wohnbauoffensive 2020“ zügig voranzutreiben – schließlich sind es bis zum anvisierten Jahr ja nur noch rund 20 Monate.

Der Abbruch der leerstehenden Fabrik und der weiteren Gebäude in der Eppinger Straße kostet die Stadt rund 650 000 Euro

Die Eppinger Straße gehört zu jenen im vergangenen Jahr benannten Arealen, die als „Ad-hoc-Standorte“ so schnell wie möglich für die Bebauung mit neuen Wohnungen genutzt werden sollen. Weitere Standorte sind beispielsweise Hinter der Kirche in Oeffingen, wo eine neue Pflege-Wohngemeinschaft vorgesehen ist, die Stettiner Straße und die Karolinger-/Parlerstraße in Schmiden oder der Bereich südlich des Fellbacher Friedhofs.

Der Abbruch der leerstehenden Fabrik und der weiteren Gebäude in der Eppinger Straße kostet die Stadt rund 650 000 Euro. Darin enthalten sind neben den Ausgaben für den eigentlichen Abriss und auch weitere Posten, etwa umfangreiche Untersuchungen zur Gebäudesubstanz, zur Tragfähigkeit des Bodens, zum Artenschutz, zu Verunreinigungen, zu dort vorhandenen Öltanks „und nicht zuletzt zu einem dort vorgefundenen Tunnel“, wie die Bauverwaltung erläuterte.

Die Abbrucharbeiten sind bis Ende Mai angesetzt

Das neue Wohngebiet dürfte sich angesichts der Innenstadtlage und des idealen Anschlusses an den öffentlichen Personennahverkehr dank des nahen Bahnhofs großer Nachfrage erfreuen. Wie viele Wohnungen es dort oberhalb der neuen Tiefgarage geben wird, ist noch offen. Die Bauverwaltung nannte ursprünglich „20 bis 30 Wohneinheiten“ als Zielsetzung. Ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist die Prüfung, ob im Bereich des Gebäudes Nummer 7 ein mehrgruppiger Kindergarten integriert wird. In diesem Fall würde sich die Wohnfläche entsprechend reduzieren.

Zum weiteren Verlauf hatte die Bauverwaltung im Zuge der Auflistung der „Ad-hoc-Standorte“ eine „voraussichtliche Zeitschiene“ angegeben: Demnach sind die Abbrucharbeiten bis Ende Mai angesetzt; das Bieterverfahren soll in der ersten Jahreshälfte 2018 beendet sein, „danach erfolgt die Umsetzung durch einen Investor“.