Chinas Wirtschaft ist für die deutsche Industrie überlebenswichtig. Foto: dpa/Suo Xianglu

Die Wirtschaft muss mehr an Menschenrechte denken. Alle Probleme lösen kann sie nicht, kommentiert Christian Gottschalk.

Extreme Positionen führen selten zum Ziel. Natürlich könnte sich die deutsche Wirtschaft von China lossagen, mindestens von Xinjang. Moralisch gesehen wäre das vertretbar, wenn nicht gar geboten. Die Folgen für uns wären allerdings noch drastischer als bei einem sofortigen Stopp der russischen Gaslieferungen. Also doch lieber gar nichts sagen zu den immer wieder reportierten Menschenrechtsverletzungen? Augen zu und durch? Auch das verbietet sich für ein Land, das sich regelmäßig die eigenen Werte auf die Fahnen schreibt.

 

Die Mängel der Welt sind zu zahlreich

Im Umgang mit schwierigen Partnern mag manch einer in den Merkel-Jahren vom goldenen Mittelweg abgekommen sein. Das nun zu korrigieren ist richtig. Es gehört jedoch zur Ehrlichkeit dazu, dass Handelspolitik nie dazu führen wird, die Mängel der Welt zu beseitigen. Der Globus ist schließlich übersät mit Nationen, die Defizite haben. Das sind nicht nur Russland und China, sondern auch der Nato-Partner Türkei, die Hoffnungsträger bei der Energielieferung wie Katar, Venezuela und Saudi-Arabien, die EU-Mitglieder Bulgarien und Rumänien, die Textillieferanten Bangladesch und Sri Lanka. Vollständig ist diese Liste bei weitem nicht.