„Made in Filderstadt“: In Sielmingen produziert Gemalto personalisierte Chipkarten für Banken. öffentliche Einrichtungen und Telekommunikationsunternehmen. Foto: Gemalto

Die französische Firma Gemalto fertigt in Sielmingen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen personalisierte Chipkarten wie Bankkarten für Kunden in Europa.

Sielmingen - Links erstrecken sich die Felder, rechts steht ein unscheinbares, weißes Firmengebäude. Wer mit dem Auto von Bernhausen nach Neuhausen fährt, achtet nicht weiter darauf. Beim genaueren Hinsehen fallen rund um den Bau im Sielminger Gewerbegebiet Zäune und Überwachungskameras auf. Nicht wenige sprechen von einem „Fort Knox auf den Fildern“. Goldreserven lagern dort nicht, dafür entstehen hinter abgedunkelten Fenstern personalisierte Kärtchen.

Die Firma Gemalto produziert in Filderstadt Bank-, Kredit-, Versicherten- und SIM-Karten für ganz Zentraleuropa. „Unsere Kunden sind die weltgrößten Banken, alle Arten von öffentlichen Einrichtungen sowie Telekommunikationsgesellschaften“, erklärt Christoph Siegelin, Geschäftsführer der Gemalto GmbH. Sicherheitstechnik ist das Metier des französischen Unternehmens. Millionenfach werden Objekte hergestellt, die alle individuell konfiguriert werden müssen, wie Siegelin erklärt. Die Karten werden personalisiert, das heißt, sie werden mit Daten über ihre zukünftigen Besitzer versehen, die nicht jedem bekannt sein sollten.

Mehrere Zehntausend Karten am Tag

Die Herstellung der Karten findet deshalb in einem Hochsicherheitsbereich statt, der Zutritt erfolgt über eine Sicherheitsschleuse mit Zugangskarte. In einem Teil der Produktionshalle werden an langen Maschinen aus vorgefertigten Plastikkarten einsatzbereite Zahlungsmittel. Die Karten flitzen durch die Maschinen, zuerst wird ein Loch eingefräst, dann wird der Speicherchip eingesetzt und festgeklebt und schließlich werden die Kartennummer eingeprägt und der Namen des Inhabers aufgedruckt.

Für die Personalisierung denkt die Maschine mit. Schließlich sollten die auf der Karte gespeicherten Daten auch zu dem Namen passen, der auf der Karte aufgedruckt ist. „Das ist es, was unsere Dienstleistung anspruchsvoll macht“, sagt Rainer Weber, Fertigungsmanager bei Gemalto. Man müsse sicherstellen, dass keine Fehler passieren. Mehrmals überprüfen die Mitarbeiter die Anzahl der eingegangenen Aufträge mit der Anzahl der produzierten Karten. Insgesamt entstehen mehrere Zehntausend Karten am Tag, gearbeitet wird im Drei-Schicht-Betrieb.

Früher hätte man beim Begriff „Sicherheit“ eher an einen Schlosserbetrieb gedacht. Gemalto arbeitet mit digitalen Daten, die verschlüsselt von den Unternehmen kommen, welche die Karten ausgeben. Geschäftsführer Siegelin bezeichnet den Betrieb deshalb als „Digital-Schlosserei“. Auf hohe Papierstapel stößt man in den Produktionsräumen aber auch. Die Anschreiben für die Kunden, die eine neue Karte erhalten, werden in Sielmingen auch gleich gedruckt. Vollautomatisch wird die Bankkarte auf dem Papier befestigt, der Brief in ein Kuvert gesteckt und zugeklebt.

Standort mit 130 Mitarbeitern

Seit 1992 werden in Sielmingen Karten mit Computerchip produziert. Zunächst waren es Telefonkarten, später SIM-Karten. 2005 begann die Herstellung von Bankkarten. 2006 schlossen sich die Firmen Gem Plus und Axalto zusammen, woraus der heutige Name Gemalto entstand. Mehr als 10 000 Beschäftigte hat das Unternehmen heute weltweit an 150 Standorten, 130 arbeiten in Sielmingen.

Seit 2011 begleitet Gemalto die von der Bundesregierung geforderte Einführung der elektronische Gesundheitskarte. Erste Exemplare wurden schon für eine Krankenkasse angefertigt. Die neuen Versichertenkarten sollen besser vor Fälschung und Missbrauch schützen. Aber auch an Möglichkeiten des kontaktlosen Bezahlens arbeitet das Unternehmen. Kleinbeträge bis 20 Euro lassen sich so bequem und schnell bezahlen – die Karte muss nur vor ein Lesegerät gehalten werden. In London kann man so bereits ein U-Bahn-Ticket lösen. Nach Aussage von Christoph Siegelin sind weltweit 200 Millionen solcher Karten mit einem speziellen Chip im Umlauf. Gut die Hälfte davon kommt von Gemalto. Die Firma arbeitet daran, Sicherheit, Vertrauen und Nutzbarkeit der neuen Technologien in Einklang zu bringen – hinter verschlossenen Türen.