Fahrradfahrer auf dem Geweg: auf der Wilhelmstraße Foto: factum/Bach

Gebrochene Nasen, zerbeulte Karosserien, verärgerte Fußgänger: auf der Wilhelmstraße in Ludwigsburg geht es bisweilen drunter und drüber. Ein eigene Spur für die Radler wäre ein Kompromiss für alle.

Ludwigsburg - Freie Bahn für alle Fußgänger, ein breiter Fahrradstreifen auf der Straße, die Autos weg von der Piste: Möglichkeiten für eine Umgestaltung der Wilhelmstraße in der Ludwigsburger City gibt es einige. Doch umgesetzt wird wenig. Dabei klappt das Miteinander von Rädern, Autos, Bussen und Fußgängern nicht gut: Passanten werden von auf dem Gehweg fahrenden Radlern angerempelt, Autos parken im Halteverbot, Radler fühlen sich von Lastwagen und Bussen genötigt.

Für die Fraktionen im Gemeinderat ist dieses Thema deshalb ein Dauerbrenner. So sähe etwa Markus Gericke von den Grünen am liebsten die Einführung von Tempo 30. „Wir fänden es nicht schlecht, wenn man sich darüber bald einmal Gedanken machen würde“, sagt er.

Viele wollen Tempo 30

Eine langsamere Geschwindigkeit für die Autos befürwortet auch Reinhardt Weiss von den Freien Wählern, eine komplette Sperre für den Verkehr hält er allerdings für schlecht und nicht machbar. „Wir brauchen diese Achse für den Verkehr von Ost nach West, wo sollten denn alle Autos in die Stadt hinein- und hinausfahren?“, fragt sich der FW-Fraktionsvorsitzende. Allerdings dürfe die Einkaufsmeile keinesfalls zur Durchgangs- oder Raserstraße werden. Im Übrigen müsse man sich erst einmal Gedanken um das Gesamtkonzept machen. „Das Verkehrskonzept in Ludwigsburg ist ja noch gar nicht in trockenen Tüchern, das muss alles erst noch gründlich ausgearbeitet werden.“

Klaus Herrmann von der CDU kann die Aufregung über die Situation auf der Wilhelmstraße nicht verstehen. „Wir sehen absolut keinen Handlungsbedarf und sind der Meinung, dass man den Verkehr da fließen lassen sollte.“ So wie es zurzeit geregelt ist, sei es gut.

Fahrradschutzstreifen steht zur Debatte

Margit Liepins, die Fraktionsvorsitzende der SPD, befürwortet die Einrichtung eines Schutzstreifens für Radfahrer. Die Forderung nach einer solchen Spur auf der Straße habe die SPD schon mit mehreren Anträgen untermauert, sei bisher aber immer gescheitert. „Dabei wäre ein solcher Fahrradstreifen mit wenig Geld und wenig Aufwand realisierbar“, sagt Liepins.

Ein solcher 1,50 Meter breiter Fahrradstreifen zwischen der Fahrbahn für Autos und dem Be- und Entladebereich für Lastwagen steht bei der Stadtverwaltung indes durchaus zur Debatte. Das bestätigte Gerhard Ressler vom Fachbereich Stadtplanung und Vermessung am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung. „Ein solcher Streifen wäre für uns das Mittel der Wahl und die schnellste und einfachste Lösung“, sagte er. Allerdings dürfe die Spur dann auch von Lastwagen und Bussen befahren werden. Ein Fahrradweg auf dem Gehweg sei derzeit aus verschiedenen Gründen nicht zu realisieren. Mit der Einrichtung eines Schutzstreifens käme die Stadt allerdings nicht der Empfehlung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen nach; diese empfiehlt bei bis zu 800 Fahrzeugen pro Stunde eine Extra-Fahrbahn für Radler und bei mehr als 800 sogar einen extra Radweg auf dem Gehweg. Und durch die Wilhelmstraße brausen stündlich in Spitzenzeiten bis zu 1500 Fahrzeuge.

Ditzingen hat das Problem längst im Griff

Während solcherlei Diskussionen in Ludwigsburg in schöner Regelmäßigkeit geführt werden, hat Ditzingen das Problem längst gelöst. Seit 2000 herrscht im Bereich der Markt- und Münchinger Straße gleiches Recht für die Radler, Autofahrer und Fußgänger. „Es gab damals durchaus Überlegungen, den Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen, aber es hat sich schnell herausgestellt, dass das nichts bringt“, sagt der Pressesprecher Guido Braun.

Also wurden die Straßen zurückgebaut, die Gehwege verbreitert und Tempo 20 eingeführt. Das Konzept funktioniere sehr gut, betont Braun. „Voraussetzung dafür ist aber natürlich auch, dass alle Rücksicht aufeinander nehmen.“