Von den Welpen im Südschwarzwald gibt es noch kein Foto – aber nun ist klar, dass die dortigen Wölfe Nachwuchs haben. Foto: imago stock&people

Im Südschwarzwald am Schluchsee sind die ersten Wolfswelpen seit mehr als 150 Jahren in Baden-Württemberg geboren worden. Umweltschützer freuen sich, die FDP weniger.

Seit im Februar eine Fähe und ein Rüde am Schluchsee gemeinsam in eine Fotofalle getappt waren, deutete vieles darauf hin, jetzt gibt es Gewissheit: Das Wolfspaar im Südschwarzwald hat Nachwuchs. Damit ist auch in Baden-Württemberg das erste Rudel entstanden. Wie das Umweltministerium am Dienstag mitteilte, sei auf einem neuen Foto die Fähe mit Gesäuge zu erkennen – das sei ein untrügliches Zeichen für junge Welpen.

Sie sind vermutlich schon sechs bis acht Wochen alt, dürften sich aber noch vorwiegend in der Wurfhöhle aufhalten. In der Regel kommen vier bis sechs Jungtiere pro Wurf zur Welt. Ob der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg, die für das Wolfsmonitoring in Baden-Württemberg zuständig ist, die Lage des Wolfsbaus bekannt ist, bleibt ihr Geheimnis – auf keinen Fall soll es zu einem Wolfstourismus rund um den Ort kommen.

Vier Altwölfe sind derzeit im Südwesten sesshaft

Die Fähe stammt aus dem Rudel Billenhagen (bei Rostock) in Mecklenburg-Vorpommern, sie ist also fast von der Ostsee bis in den Südschwarzwald gewandert. Sie ist erst im letzten Winter hier angekommen. Der Rüde dagegen ist schon seit November 2019 im Südschwarzwald nachweisbar, wartete bisher aber vergebens auf eine Partnerin; er stammt aus dem Schneverdinger Rudel (bei Hamburg) in Niedersachsen.

Zwei weitere Wölfe sind seit längerer Zeit im Schwarzwald unterwegs, einer im Feldberg-Gebiet, der andere im Nordschwarzwald. Für das Wolfsmanagement in Baden-Württemberg ändert sich vorerst durch die Bildung dieses ersten Rudels wenig.

FDP fordert härteren Umgang mit Wölfen

Johannes Enssle, der Chef des Nabu Baden-Württemberg, freute sich über die Neuigkeit und betonte die historische Tragweite: „Vor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens ist der Nachweis des ersten Wolfsrudels im Land ein besonderer Tag für den Naturschutz“, sagte Enssle. Eine Mehrheit der Bevölkerung begrüße die Rückkehr der Wölfe. Für die Weidetierhalter stelle der Wolf aber eine Herausforderung und eine Belastung dar. Das Land finanziert spezielle Zäune und teilweise auch die Haltung von Herdenschutzhunden.

Der naturschutzpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Klaus Hoher, forderte dagegen das zuständige Umweltministerium auf, „eine unkontrollierte Ausbreitung des Wolfs zu verhindern.“ Ein Wolf, der in eine Herde einfalle und Dutzende von Tieren reiße, sei ein Problemwolf und müsse erschossen werden. Es brauche niedrigschwellige Regeln für eine Entnahme, wie das Töten von Wölfen im bürokratischen Deutsch heißt. Da der Wolf auch nicht mehr vom Aussterben bedroht sei, müsse der Schutzstatus der Art auf EU-Ebene gesenkt werden.