Der Herbst steht vor der Tür: Strohballen liegen auf einem abgeernteten Feld in Nordsachsen bei Elsnig. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Der Deutsche Wetterdienst zieht Bilanz des diesjährigen Sommers. Und die erfreut Bauern und Gärtner mehr als Inlandsurlauber und Sonnenhungrige. Ein Überblick über das Wetter der vergangenen Monate und ein Ausblick auf den kommenden Winter.

So richtig wahrhaben wollen wir es noch nicht. Aber der Blick aus dem Fenster verrät es schon. Und der Blick in den Kalender sowieso: Der Sommer ist langsam vorbei. Der Herbst steht vor der Tür.

Hallo Herbst

Die ersten Stare ziehen gen Süden. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Aus meteorologischer Sicht beginnt am 1. September – also am Freitag – der Herbst. Zur Vergleichbarkeit von Statistiken fassen die Wetterkundler die Jahreszeiten in ganzen Monaten zusammen: Juni, Juli und August bilden den meteorologischen Sommer.

Im Unterschied dazu beginnt der kalendarische oder astronomische Herbst in diesem Jahr am 23. September, wenn Tag und Nacht gleich lang sind.

Und so sieht die Wetterbilanz im Einzelnen aus:

Sonniger Sommer

Die Sonne leuchtet am blauen Himmel über dem Ostseebad Warnemünde. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Auch der Sommer 2023 reiht sich nach der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach ein in die Serie viel zu warmer Sommer in Deutschland. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,6 Grad lag der diesjährige Sommer um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990, berichtet der DWD am Mittwoch (30. August) zur Auswertung seiner rund 2000 Messstationen für die Monate Juni bis August 2023.

Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung genau ein Grad. „Seit nun 27 Jahren werden in Deutschland zu warme Sommer gemessen“, erläutert DWD-Sprecher Uwe Kirsche. „Wieder können wir den Klimawandel live erleben.“

Reichlich Regen im Frühjahr

Sommerlicher Spaziergang im Regen. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Der Sommer 2023 geizte vor allem nicht mit nassen Tatsachen: Mit rund 270 Litern pro Quadratmeter fiel in diesem Sommer ein gutes Zehntel mehr Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990.

Im Laufe des Sommers gab es Niederschläge im ganzen Land: Ihren Höhepunkt erreichten sie im August mit teils heftigen Starkregen- und Gewittern.

Genug Gewitter

Regen gab’s in diesem Sommer reichlich. Bauern und Gärtner waren erfreut, Badeurlauber und Sonnenhungrige hingegen weniger. Foto: dpa/Federico Gambarini

Mit Dauerregen und steigender Hochwassergefahr verabschiedete sich der diesjährige Sommer im Südosten. Direkt an den Alpen wurden im Laufe der drei Monate bis zu 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen.

In Bad Berneck im Fichtelgebirge wurde während eines Unwetters am 22. Juni mit 120,7 Litern Niederschlag pro Quadratmeter die höchste Tagesmenge erfasst.

Sonne satt

Eine Sonnenblume und ein blauer Himmel mit herrlichen Wolkenbildung – was will man mehr im Spätsommer. Foto: dpa/Jens Kalaene

Trotz aller Regen- und Gewitterwolken: Die Sonne bahnte sich auch im Sommer 2023 ihren Weg. Mit 720 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer das Soll von 614 Stunden für die Vergleichsperiode 1961 bis 1990 um etwa 17 Prozent. Der Juni war sogar der zweitsonnigste seit Messbeginn. Am meisten schien die Sonne mit mehr als 800 Stunden im Alpenvorland und an der Grenze zur Schweiz.

Die Vereinten Nationen (UN) bezeichnen den Klimawandel als langfristige Veränderungen der Temperaturen und Wettermuster, die seit dem 19. Jahrhundert „hauptsächlich auf menschliche Tätigkeiten zurückzuführen“ seien. Diese sind nach UN-Angaben vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas.

Starke Schwankungen

Eine Frau geht mit einem aufblasbaren Schwimmring und einem Badetuch an einem Wegweiser zum Schwimmbad im baden-württembergischen Uttenweiler vorbei. Foto: dpa/Thomas Warnack

In diesem Jahr war der Sommer dem DWD zufolge von großen Schwankungen geprägt: Es gab tropische Hitze, aber auch frühherbstlich frische Temperaturen. So wurde am 3. Juni in Sohland an der Spree mit minus 0,7 Grad der bundesweite Sommer-Tiefstwert ermittelt.

Im weiteren Verlauf des Juni wurde es dagegen merklich wärmer - im Südwesten Deutschlands sogar außergewöhnlich warm.

Sonnige Stunden

Bei strahlendem Sonnenschein haben sich letzte Badegäste am Ostseebad eingefunden, die meisten Strandkörbe bleiben aber leer. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Womöglich erinnern sich diejenigen, die in den vergangenen Wochen vor allem den Regenschirm brauchten und über eher frische Temperaturen klagten, gar nicht mehr so recht an die Hitzetage im Juli, die die Menschen ordentlich ins Schwitzen brachten – ganz besonders am 15. Juli bei 38,8 Grad in Möhrendorf-Kleinseebach in Bayern.

Und auch Mitte August zeigte sich der Sommer nach einem eher herbstlich-kühlen Monatsbeginn wieder mit ordentlichem Temperaturanstieg, aber auch mit sehr feuchter Luft.

Welcher Winter erwartet uns? Ein Blick auf die Bauernregeln

„Sind an Jakobi (25. Juli) die Tage warm, gibt’s im Winter viel Kält’ und Harm.“

Am St.-Jakobus-Tag war es in diesem Sommer um 20 Grad in Stuttgart - und damit eigentlich zu kühl für die Jahreszeit. Während in der ersten Julihälfte die Temperaturen auf bis zu 36 Grad stiegen, war es in der zweiten Monatshälfte deutlich kühler.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnt deshalb eher zu warm werden.

„Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.“

Auch die ersten Augusttage waren in diesem Jahr deutlich zu kühl und regnerisch. Folglich müsste der Winter eher zu warm werden und wenig Schnee bringen.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.

„Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.“

Im Vergleich mit durchschnittlichen Augustmonaten waren die ersten Augusttage in diesem Jahr zwar durchwachsen und feucht, aber nicht von übermäßg vielen Gewittern geprägt.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.

Heißer Sommer, kalter Winter?

Gibraltar-Hausrotschwanz im Winterkleid Foto: Imago/Blickwinkel

Wenn der diesjährige zeitweise schon so extrem heiß war, wie wird dann erst der Winter? Dominik Jung, Meteorologe beim Wetterportal wetter.net, erklärt: „Dem Winter ist es völlig egal, wie der Sommer gewesen ist – und genauso war es dem Sommer egal, wie es im Winter davor gewesen ist. Da hängt nichts zusammen.“

Langzeitprognosen seien nur bedingt aussagekräftig. Wetterforscher Jung: „Wir können nur versuchen, abzuschätzen, wird ein Monat ein bisschen wärmer oder eher ein bisschen kühler ausfallen.“

Winterlicher Trend für Deutschland?

Der Herbst naht. Die Siebenschläfer suchen nach einem Winterquartier. Foto: Imago/Blickwinkel

Der Trend ist – mit Rückblick auf die Winter der vergangenen Jahre – ziemlich eindeutig: Die Wintermonate in Deutschland werden immer wärmer. Rückblickend waren die Wintermonate der zurückliegenden zehn Jahre insgesamt zu warm. Dennoch wird es auch in Zukunft immer wieder Winter geben, die einen vor Kälte bibbern lassen und reichlich Schnee bringen.

Berechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) haben ergeben, dass der kommende November eher normal temperiert ausfallen könnte.

Winter 2023/2024 – eher zu warm oder zu kalt?

So fantastisch kann der Winter sein: Der Bruarfoss Wasserfalls in Suðurland im Süden Islands. Foto: Imago/Imagebroker/Sven Erik Arndt

Berücksichtigt man nur die statistischen Zahlen, so lässt sich daraus eine allzu warme Wintersaison 2023/2024 ableiten. Wenn man ausschließlich die Monate Dezember bis Februar der letzten 20 Jahre in die Berechnung einbezieht, zeigt sich: Nur 15 Prozent der Winter waren zu kalt. 15 Prozent waren normal und ganze 70 Prozent zu warm.

Der Trend ist auf der Grundlage die meteorologischen Daten also eindeutig: Die Winter in Deutschland sind selten extrem, sie sind gemäßigt und häufig nasskalt.