Das Pretziener Wehr wird gezogen. Das etwa 135 Meter lange Wehr war zuletzt im Juni 2013 geöffnet worden. Foto: dpa/Simon Kremer

Nach ungewöhnlichem Dauerregen kommt aktuell weniger Wasser von oben. Teils sorgt das für leichtes Aufatmen. Aber an manchen Orten in Deutschland bleibt die Lage angespannt.

Die Hochwasserlage hält viele Menschen vor allem im Osten und Norden Deutschlands in Atem. Ein Überblick über die aktuelle Lage:

Sachsen-Anhalt

Wasser aus der Elbe fließt durch das geöffnete Pretziener Wehr in einen 21 Kilometer langen Umflutkanal. Foto: dpa/Simon Kremer

Zur Entschärfung der Situation im Raum Magdeburg hat der Landesbetrieb für Hochwasserschutz am Donnerstag (28. Dezember) das 135 Meter lange Pretziener Wehr geöffnet. Damit wird jetzt etwa ein Drittel des Elbe-Wassers an den beiden Städten vorbei durch einen Kanal geleitet, ehe es wieder in die Elbe fließt. Das Wehr war zuletzt im Juni 2013 geöffnet worden.

Baden-Württemberg

Ein Auto passiert eine überflutete Straßebei Riedlingen. Foto:  dpa/Thomas Warnack

Nach Angaben des Länderübergreifenden Hochwasserportals (LHP) besteht an den Flüssen in Baden-Württemberg derzeit keine überregionale Hochwassergefahr. Allerdings könnten,so heißt es weiter, für lokale Überschwemmungen, wie sie etwa durch örtlich begrenzte Starkregen und Gewitter auftreten, keine Vorhersagen erstellt werden.

Sachsen

Das Hochwasser der Elbe vor der Kulisse der Altstadt bei Sonnenaufgang. Die Hochwasserlage bleibt in Sachsen vor allem an der Elbe angespannt. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Die Wasserstände in den sächsischen Flüssen fallen inzwischen wieder. Mit einer Ausnahme: Für die Elbe rechnen die Hydrologen nach der jüngsten Prognose erst am Freitag mit einem Rückgang, wie ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt sagt.

„Am Pegel Ústí nad Labem in Tschechien bildet sich ein langgestreckter Hochwasserscheitel aus und der Wasserstand wird bis heute Nachmittag nur noch wenige Zentimeter ansteigen“ heißt es. Er bewege sich dann flussabwärts.

Am Pegel Dresden wurden zuletzt 5,91 Meter registriert, dort werde voraussichtlich am Abend die Sechs-Meter-Marke knapp erreicht. Normal sind zwei Meter.

Thüringen

Blick auf den Ort Windehausen. Foto: dpa/Matthias Bein

Die Bewohner des wegen Hochwassers evakuierten Ortes Windehausen in Thüringen können in ihre Häuser zurückkehren. Er habe die Anordnung zur Evakuierung am Vormittag aufgehoben, erklärt Bürgermeister Matthias Marquardt.

Nachdem Stromversorgung und Abwasserentsorgung wieder funktionierten, seien die Gründe für die Evakuierung weggefallen. Die Einwohner des Ortsteils könnten zurückkehren,  zunächst aber weiterhin nur mit Pendelbussen, noch nicht mit eigenen Fahrzeugen.

Windehausen war Weihnachten von Schmelzwasser aus dem Fluss Zorge und nach oben gedrücktem Grundwasser überflutet worden. Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte das Wasser dem Bürgermeister zufolge um die 70 Zentimeter hoch auf den Straßen gestanden. 400 der 500 Einwohner folgten der Aufforderung zur freiwilligen Evakuierung.

Ein Sandsack liegt auf einer Plane in Oberrod, ein Erdnagel sorgt für zusätzliche Stabilität. Foto: dpa/Pia Bayer

Nordrhein-Westfalen

Am Oberlauf der Weser von Hamm-Münden bis Höxter in Nordrhein-Westfalen sanken die Wasserstände am Mittwoch laut Landesbetrieb, für die Mittelweser wurden aber steigende Pegelstände vorhergesagt.

Am Pegel Drakenburg im Landkreis Nienburg könne sogar der bisherige Rekordstand aus dem Jahr 1981, nämlich 8,34 Meter, überschritten werden, hieß es. In Nordrhein-Westfalen bleiben auch die zahlreichen Talsperren unter Beobachtung.

Die Pollerwiesen am Kölner Rheinufer stehen unter Wasser Foto: dpa/Sascha Thelen

Viele Probleme bei Feuerwehr-Einsätzen

Feuerwehrleute stehen an einer überfluteten Wohnstraße an der Wörpe.   Foto: dpa/Focke Strangmann

Bei den laufenden Hochwasser-Einsätzen beklagen Feuerwehren den Diebstahl von Sandsäcken. „Sandsäcke, die an Deichen verbaut sind, werden von Anwohnern weggeholt, weil sie selber keine Sandsäcke haben, um ihre Häuser zu schützen“, berichtet der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse.

Er sprach von vielen Problemen bei den Einsätzen. „Es gibt Beleidigungen, es gibt Diskussionen mit Betroffenen, warum wird erst in der Straße A begonnen und nicht in der Straße B das Wasser abzupumpen. Warum hat mein Nachbar vorher die Feuerwehr im Keller als ich“, so Banse weiter. Zudem habe die Feuerwehr mit sehr vielen Schaulustigen zu kämpfen.

Nach Banses Angaben sind seit Heiligabend Tausende Feuerwehrleute in verschiedenen Teilen Deutschlands im Einsatz. „Wir haben eine Hochwasserlage, wie wir sie seit vielen Jahren nicht erlebt haben.“

Das Hochwasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder hat schon teilweise Wiesen vor dem Deich überflutet. Der Pegel des Flusses Oder lag am Mittag in Frankfurt/Oder bei 3,90 Metern. Foto: dpa/Patrick Pleul

Niedersachsen

Einsatzkräfte der Feuerwehr setzen Einwohner des Ortsteils Eissel von Verden mit einem Boot über das Hochwasser der Aller. Foto: NWM-TV/dpa

Nach einem Deichriss in Lilienthal bei Bremen wurden angrenzende Straßen erfolgreich evakuiert. „Die Maßnahmen verliefen verhältnismäßig ruhig“, teilte die Gemeinde in der Nacht zu Donnerstag mit.

Nach einer ersten Evakuierung am Mittwochabend (27. Dezember) wurden in der Nacht weitere Straßen „aus dringenden Sicherheitsgründen“ geräumt, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Menschen kamen bei Freunden und Verwandten oder in einer hergerichteten Turnhalle unter. In dem evakuierten Bereich sei daraufhin der Strom abgeschaltet worden.

Drakenburg: Eine Straße im niedersächsischen Landkreis Nienburg/Weser ist überschwemmt. Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Wegen des Aller-Hochwassers mussten in der niedersächsischen Gemeinde Winsen rund 300 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Der Wasserstand auf einigen Straßen sei auf rund 40 bis 50 Zentimeter gestiegen, aus Sicherheitsgründen sei daher der Strom abgestellt worden, so der Landkreis Celle.

In einigen Orten im Landkreis Verden herrschte in der Nacht zum Donnerstag wegen des Hochwassers und aufweichender Deiche weiterhin eine „bedrohliche Lage“, so die Feuerwehr.

Neue Niederschläge in Sicht

in Schild mit der Aufschrift „Aller“ steht vor dem hochwasserführenden Fluss. Das Hochwasser hat Deiche in der Nähe von Verden in Niedersachsen beschädigt. Foto: dpa/Markus Hibbeler

Eine komplette Entspannung deutet sich bei der Hochwasserlage weiter nicht an. Zwar werde in den nächsten Tagen insgesamt nicht mehr so viel Regen wie um Weihnachten erwartet, sagt der Meteorologe Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Donnerstagmorgen in Offenbach. „Allerdings ist jeder Tropfen eigentlich einer zu viel.“

Am Donnerstag erwartet Schmid eher noch keine neuen Niederschläge in den Hochwassergebieten vor allem in Ost- und Norddeutschland. Am Freitag (29. Dezember) aber könne es immer wieder einmal regnen, insbesondere im Umfeld von Harz, Bergischem Land, Sauerland und Siegerland.

Eher nur vereinzelte Schauer sind laut dem Meteorologen für Samstag (30. Dezember) in Deutschland vorhergesagt. Am Sonntag (31. Dezember) könnte es jedoch wieder häufiger zeitweise regnen.