Die Mitglieder der CDU werden aller Voraussicht nach bei der Nachfolge Armin Laschets mitreden. Die formalen Gegenargumente ziehen in der für die Volkspartei existenziellen Lage nicht mehr, meint unser Berlin-Korrespondent Christopher Ziedler.
Berlin - Nicht ohne Grund sieht das politische System der Bundesrepublik nur wenig Elemente direkter Demokratie vor. Das Land ist nicht so schlecht damit gefahren, dass gewählte Repräsentanten, die ein Thema intensiv von allen Seiten beleuchten können, die großen Entscheidungen treffen – und das Mittel des Volksentscheids in der Praxis auf die Länder beschränkt bleibt. Die Parteien sind ähnlich strukturiert – auch die CDU. Kein Wunder also, dass in ihrer wohl größten Krise darüber gestritten wird, ob auf der Suche nach einer neuen Parteiführung der „repräsentative“ Weg eines Parteitags eingeschlagen oder die „direkte“ Form einer Mitgliederbefragung gewählt wird.
Die Krise der nach eigenem Verständnis letzten Volkspartei ist aber so groß, dass die formalen Bedenken jetzt aller Voraussicht hintanstehen müssen. Es wäre schon sehr erstaunlich, wenn die zurate gezogenen Kreisvorsitzenden keine Befragung der Basis fordern würden. Zu groß ist die Entfremdung nach den vorangegangenen Parteitags- und Gremienentscheidung geworden – unterstützt auch von der Erzählung eines Friedrich Merz, zwei Mal vom „Establishment“ der Partei als Vorsitzender verhindert worden zu sein. Zu sehr hat auch CSU-Chef Markus Söder immer wieder betont, dass es unter den CDU-Mitgliedern eine große Unterstützung für seine Kanzlerkandidatur gab. Ein fulminanter Wahlsieg hätte diesen inneren Konflikt übertünchen können, nun muss die Union ihn austragen, mit größerer Wahrscheinlichkeit ohne Konsenskandidaten. Aber auch die SPD hat ihre Mitglieder bei strittigen Personalfragen eingebunden – und ist nun nach langer Durststrecke wieder im Kommen.