Florian Roller am Ruder-Ergometer: Er hat seinen WM-Titel aus dem Vorjahr wiederholt Foto: privat

Florian Roller ist der beste seines Fachs und gewinnt erneut den Titel. Auf dem Wasser lässt er seine Zukunft aus gutem Grund noch offen.

Bad Cannstatt - Er hat es wieder getan. Florian Roller von der Stuttgarter Rudergesellschaft aus Untertürkheim hat seinen Weltmeistertitel bei den sogenannten Worldrowing Virtual Indoor Championships verteidigt (wir berichteten). Auch wenn der 29-Jährige in einer Bestzeit von 6:07,6 Minuten über die 2000 Meter am Ergometer siegte und damit mehr als zwei Sekunden schneller war als bei seiner ersten Goldfahrt, spricht er von einem „gechillteren Rennen“. Grund: Er hat den Start – dieses Mal absolvierte er die virtuelle WM am Ergometer beim Ruderverein Neptun Konstanz – nicht verpennt.

 

„Ich habe nun auf den Bildschirm des Ergometers und nicht auf den PC geschaut, damit ich die Zeitverzögerung nicht wieder falsch einschätze. Jedoch war es schwierig, sich nur auf den einen Bildschirm zu konzentrieren“, sagt Roller. Es ist ihm von allen Leichtgewichts-Teilnehmern (bis 75 Kilogramm) aber am besten gelungen.

Rennstrategie geht auf

Auch die Rennstrategie ging voll auf. Auf den ersten 1000 Meternwollte er nicht auf Teufel komm’ raus an der Kette ziehen und auf der zweiten Streckenhälfte das Rennen von vorne bestimmen. Die somit gesparten Körner sollten genutzt werden, um auf den letzten 350 Metern die Angriffe der Konkurrenz – das waren der Algerier Sid Boudina (Endzeit 6:13,0) und der Schwede Ahmet Rapi (6:13,9) – kontern zu können. Die blieben aber aus. „Auf dem Schirm habe ich gesehen, dass das gar nicht notwendig war, ich genügend Vorsprung auf die anderen hatte und so konnte ich mich voll und ganz auf mich konzentrieren.“ Die „Leine“ locker ließ er aber nicht, blieb voll am Zug und gewann nicht nur erneut Gold, sondern das auch noch in neuer persönlicher Bestzeit.

Mit Verband nicht einig

Der erneute Sieg bedeutete Rollers WM-Titel Nummer fünf – drei ergatterte er auf dem Wasser. Im Vergleich zum Vorjahr bleiben ihm aber nicht nur Erinnerungen, sondern es gibt „immerhin“ eine Medaille. Mehr nicht. „Geld bekommt man beim Rudersport keines, man muss eher noch welches mitbringen.“ Vielmehr hat sich Roller, der in der Schweiz als Systemingenieur für Fahrzeugkonzepte arbeitet, selbst belohnt. Gleich nach dem Rennen „habe ich mit meiner Freundin im Konstanzer Wirtshaus einen Schweinebraten gegessen und anschließend eine schöne Radtour am Bodensee gemacht, um die Beine zu lockern“.

Aufgrund der Arbeit und der Dunkelheit im Winter ist Roller nur drei bis vier Mal pro Woche auf dem Wasser, im Sommer will er wieder jeden Tag ins Boot steigen. Zusätzlich fährt er viel Rennrad, geht joggen und schwimmt gerne. Kein Wunder, dass er in diesem Jahr einen Triathlon über die Mittel- oder Langdistanz in Angriff nehmen möchte. „Für den Allgäu-Triathlon bin ich schon angemeldet.“

Wie es mit dem Rudern weitergeht, weiß er indes noch nicht. Mit der Arbeit des Deutschen Ruderverbandes ist er nicht einverstanden, dieser nehme die Bootbesetzungen nämlich nicht nach leistungssportlichen Kriterien vor. Deshalb stelle sich die Frage, „wie viel Lust ich noch habe, für den Verband an den Start zu gehen.“

Die Lust an der Ergometer-WM teilzunehmen, ist indes ungebrochen. So peilt Roller – „wenn ich fit bleibe“ – im nächsten Jahr den WM-Titel-Hattrick an.