Das Sauerwasser speist neuerdings sogar eine benachbarte Kneipp-Anlage Foto: Rudel/Archiv

Erdwärmebohrungen gefährden das Quellgebiet des Sauerbrunnens. Deshalb werden sie verboten.

Hattenhofen - Unser Sauerwasser ist Geschmacksache“, stellt der Hattenhofer Bürgermeister Jochen Reutter fest. Er selbst trinkt das eisenhaltige Mineralwasser gerne und weiß von Kennern zu berichten, die für eine Flasche des erfrischenden Gratistrunks aus dem ganzjährig laufenden Brunnen am Butzbach sogar von den Fildern nach Hattenhofen kommen. „Unser Sauerwasser ist ein Alleinstellungsmerkmal, und deshalb gibt es keinen Zweifel, dass wir es schützen“, so Reutter. Zumal sich die Kommune den Brunnen und die Neufassung der Quelle in den vergangenen Jahren 100 000 Euro hat kosten lassen.

Keiner wusste bisher, woher sich der Mineralbrunnen speist

In der Diskussion war aber schon seit einigen Jahren, ob man in Hattenhofen nicht Energie aus Erdwärme schöpfen könne. Es habe dazu bereits einige Anfragen von Bauherren gegeben, so Reutter. Dazu wären tiefe Bohrungen nötig.

Ob diese die Sauerbrunnenquelle gefährden könnten, wie vom Landratsamt schon vor Jahren vermutet, ließ die Gemeinde in den vergangenen Monaten durch tiefe Sondierungen untersuchen. Denn bislang wusste keiner so recht, woher das Sauerwasser eigentlich Richtung Brunnen fließt, welches Einzugsgebiet die Quelle hat.

Es kommt von allen Seiten

Nun wurde rund um den Ort danach gebohrt, am Kompostplatz Richtung Schlierbach und dem Graubachtal im Westen sowie in Richtung Pliensbach im Süden und hinter dem Gewerbegebiet Reustadt im Westen. In Kombination mit drei früher am Brunnen durchgeführten Bohrungen zeigte sich, dass das Wasser offenbar von allen Seiten kommt.

Die chemischen Proben, die das an der Untersuchung beteiligte Landesbergamt auf eigene Kosten veranlasst hatte, wiesen hohe Kalziumwerte in Reustadt und Richtung Pliensbach vor, sehr niedrige Werte dagegen im Graubachtal und am Kompostplatz. Die unterschiedlich stark mineralisierten Wässer münden in die Quelle und mischen sich dort zu dem Sauerwasser, das am Brunnenhäuschen beim Butzbach kostenlos gezapft werden kann.

Erdwärmesonden gefährden die Quelle

Für den mit der Untersuchung beauftragten Geologen Bernd Bühler ist klar, dass alle künftigen Sonden für Erdwärmebohrung in Hattenhofen im Einzugsgebiet des Sauerwassers liegen würden. Der Gemeinderat sprach sich daraufhin jetzt einstimmig dafür aus, dass Erdwärmebohrungen in Zukunft auf dem gesamten Gemeindegebiet zum Schutz des Sauerbrunnens verboten werden sollen.

Sogar das Kneipp-Becken ist mineralisiert

Letzterer hat unlängst eine Aufwertung ganz anderer Art bekommen und ist schon zu einer Art Mini-Wellness-Tempel mutiert. Für 37 000 Euro, zum Großteil aus Spenden finanziert, war im Sommer direkt neben dem Sauerbrunnen eine moderne Kneipp-Anlage gebaut worden. Sie speist sich über eine Pumpe zum Großteil aus Wasser des Butzbachs, der zwar direkt daran vorbei fließt, jedoch erheblich tiefer liegt. Die Besonderheit ist, dass für die Wassertreter überdies zu 20 Prozent Sauerwasser aus dem Brunnen beigemischt wird. „Das Sauerwasser hemmt die Algenbildung im Becken “, erklärt Jochen Reutter. Während jedoch der Sauerbrunnen ganzjährig läuft, soll die Kneipp-Anlage in der kalten Jahreszeit trocken gelegt werden.

Komplettiert wird die neue Hattenhofer „Aquarena“ durch einen Barfußpfad und eine E-Bike-Ladestation. Wer denkt, damit wäre es genug, der irrt. Im Ort kursieren weitere Ideen zur Attraktivitätssteigerung. Die Gemeinde könne am Sauerbrunnen mit Kneippanlage eine Büchervitrine, beispielsweise in einer alten Telefonzelle, aufstellen, schlug ein Gemeinderatsmitglied vor. Bestücken sollten die Einwohner diese Vitrine selber, mit gebrauchten Büchern.