Kein Zug wird kommen: Der EVG-Streik sorgte in Esslingen für menschenleere Bahnsteige. Foto: Elke Hau

Weil bis in den späten Vormittag im VVS-Gebiet keine S-Bahnen und keine Regionalzüge fuhren, mussten Berufspendler aus dem Kreis Esslingen Alternativen suchen – und mehr Zeit als sonst einplanen.

Geduld und Gelassenheit ist am Freitagvormittag den Berufspendlern im Kreis Esslingen abverlangt worden. Wegen des bundesweiten Warnstreiks der Bahn-Gewerkschaft EVG fuhren im VVS-Gebiet keine S-Bahnen und keine Regionalzüge. Da unter anderem die in der EVG organisierten Fahrdienstleiter und Stellwerksmitarbeiter die Arbeit niederlegten, war auch der Bahnbetrieb von privaten Verkehrsgesellschaften wie die SWEG oder Go-Ahead mit ihren MEX- und RE-Linien betroffen.

 

Der Esslinger Bahnhof blieb daher fast menschenleer – während es am benachbarten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) lebhaft zuging. „Wenigstens fahren die Busse“, sagte Heide Barthel, die durchaus Verständnis für die streikenden Bahnmitarbeiter hat. „Aber es ist schon umständlich, nach Stuttgart zu kommen.“ Normalerweise, erzählt die Sachbearbeiterin, brauche sie für ihren Weg ins Büro in der Stadtmitte mit der S-Bahn 20 Minuten, diesmal mindestens doppelt so lange – weil sie erst mit dem Bus von Esslingen nach Hedelfingen fahren und dort in die Stadtbahn umsteigen musste.

Das Auto zu nehmen, war keine Option für die Esslingerin: Zum einen wegen der hohen Parkgebühren in Stuttgart, zum anderen, „weil man schon an normalen Tagen auf der B 10 morgens im Stau steht“. Tatsächlich war an diesem Streik-Freitag im morgendlichen Berufsverkehr auf der Bundesstraße, wie auch auf anderen Hauptverkehrsadern im Kreisgebiet, augenscheinlich etwas mehr los als freitags üblich. Der Freitag ist Erhebungen zufolge der verkehrsärmste Tag der Woche – zumindest in den frühen Morgenstunden.

Gegen 11 Uhr war der Warnstreik im Nah- und Regionalverkehr wieder beendet, allerdings brauchte es noch Zeit, bis der Bahnbetrieb wieder planmäßig ins Rollen kam. Bis in die Nachmittagsstunden hinein zeigten die Infotafeln auf den Bahnsteigen in Esslingen verspätete S-Bahnen und Regionalzüge an.

Heide Barthel hofft wie sicher viele Berufspendler, dass die Gewerkschaft und die Bahn AG im Tarifstreit bei der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Dienstag eine Einigung finden. Denn viele Bewohner des Landkreises Esslingen haben ihren Arbeitsplatz außerhalb der Kreisgrenzen: Laut dem Pendleratlas der Bundesagentur für Arbeit sind im vergangenen Jahr rund 101 000 Menschen täglich „ausgependelt“. Hingegen pendelten gut 89 000 Arbeitnehmer von außerhalb in den Landkreis ein.