Wenn dann mal alles blüht, sollen Mensch und Tier etwas davon haben. Foto: dpa, Barner

Kinder und Jugendliche setzen in Waldenbuch ein Zeichen für die Artenvielfalt. Sie haben auf einer Wiese beim Friedhof Blumensamen verstreut. Doch das ist erst der Anfang.

Waldenbuch - Ökologische Vielfalt sieht anders aus. Auf der 4600 Quadratmeter großen Wiese unterhalb des Waldenbucher Friedhofs Steinenberg dominieren die gelben Blüten des Löwenzahns. Manfred Kraft kann die Zeichen deuten. „Der Löwenzahn ist ein Stickstoffanzeiger und ein Indiz für überdüngte Böden“, sagt er. Der Leiter des Landesprojekts ,Blühender Naturpark‘ kennt die Folgen: „Insekten und Kleinlebewesen finden hier keinen geeigneten Lebensraum mehr.“

Das soll sich jetzt ändern. Die Schönbuchstadt hat sich in das Projekt eingeklinkt und will den Südhang unterhalb der Friedhofsmauer mit heimischen Pflanzen in eine blühende Oase verwandeln. Die Leiterin des Waldenbucher Nachhaltigkeitsbüros, Desdemona Winkler, hat sich viel vorgenommen. „Langfristig soll die Fläche als Schau- und Lehrgarten für die Umwelt- und Naturbildung dienen“, sagt sie.

Doch dahin ist es noch ein weiter Weg. „Wir gehen heute den ersten Schritt“, erklärt sie stolz und zeigt auf die fröhliche Gesellschaft, die sich auf der Wiese versammelt hat. Der Bürgermeister Michael Lutz, einige Gemeinderäte, Mathias Allgäuer und Rebecca Hurlebaus vom Naturpark Schönbuch und Leona Irion mit den Schülern der AG Naturprojekte an der Oskar-Schwenk-Schule setzen mit ihren bunten Jacken Farbtupfer ins satte Grün.

Das Saatbeet misst 800 Quadratmeter

In einer Reihe hat sich die Helferschar am Rand eines umgepflügten Streifens Erde aufgestellt. Der Waldenbucher Landwirt Karl Neff hat die Teilfläche von rund 800 Quadratmetern schon in den vergangenen Wochen als Saatbeet vorbereitet. Desdemona Winkler verteilt blaue Eimer mit einer Mischung aus Sand, Maisschrot und Wildblumensamen. Rebecca Hurlebaus gibt letzte Tipps. „Ihr wisst, wie’s geht. Nicht den ganzen Inhalt an einer Stelle auskippen“, ermahnt sie die Kinder.

Desdemona Winkler denkt derweil schon weiter. „Bis wir das Einheitsgrün in eine artenreiche Blühfläche verwandelt haben, wird es eine Weile dauern“, gibt sie zu bedenken. Die Blüten des Klatschmohns oder der Kornblume recken ihre Köpfe schon im ersten Jahr zur Sonne. Andere Kräuter und Gewächse brauchen länger. „Wichtig ist jetzt, dass die Wiese richtig bewirtschaftet wird“, erklärt Rebecca Hurlebaus. Diese Aufgabe übernimmt auch weiterhin Karl Neff, der dabei folgende Regeln der Naturpark-Experten beachten muss: „Nicht zu oft mähen, den richtigen Zeitpunkt erwischen und das Heu von der Wiese entfernen.“

Machen jetzt auch private Gärtner mit?

Nach und nach soll die Friedhofswiese so zum Begegnungs- und Erlebnisraum für Mensch und Tier werden. Desdemona Winkler hat dafür Ideen gesammelt. Nisthilfen für Insekten, Vögel oder Igel sowie die Installation eines Stein- und Totholzbereichs unterhalb der Friedhofsmauer als Lebensraum für Kleinlebewesen gehören zum Konzept. „Mit verschiedenen Aktionen wie zum Beispiel Blumenpflücken zum Muttertag, gemeinsamen Pflegemaßnahmen, einem Sensenkurs oder Heuballenpressen sollen Waldenbucher Familien die Möglichkeit erhalten, die Pflege ihres Wiesles aktiv zu begleitet“, lautet ihr Plan.

Der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz hofft zudem darauf, dass die Aktivitäten auf der Friedhofswiese in den privaten Gärten der Waldenbucher Bürger eine Fortsetzung finden. „Jeder hat selbst die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und um seine eigenen vier Wände herum Oasen der Artenvielfalt zu schaffen“, appelliert er.

So kann man selbst mitmachen

Naturpark Seit 2018 ist der Naturpark Schönbuch Teil des Projekts „Blühender Naturpark“. Auch private Gartenbesitzer können sich beteiligen und an kostenlosen Kursen zum Thema teilnehmen. Zudem gibt es Wildblumen-Saatgut zum Selbstkostenpreis. Interessenten können sich unter info@naturpark-schoenbuch.de oder Telefon 07071/602 62 62 melden.

Waldenbuch Die Koordination der Aktivitäten in Waldenbuch übernimmt das Nachhaltigkeitsbüro der Stadt am Marktplatz 6. Ansprechpartnerin ist Desdemona Winkler, E-Mail: desdemona.winkler@waldenbuch.de oder per Telefon unter der Nummer 07157/293 35.

Patenschaft Die Stadt sucht weiterhin engagierte Bürger, die im Rahmen des neuen Nachbarschaftsprojekts zur Nachhaltigkeit eine Patenschaft für städtische Grünflächen oder Parkbuchten übernehmen.