Der Knollenmergel im Gebiet Liebenau VII könnte es in sich haben. Foto: Claudia Barner

Anwohner in Waldenbuch sorgen sich vor Hangrutschungen, wenn das Neubaugebiet Liebenau VII umgesetzt wird. Trotz dieses Schreckgespensts treiben die Gremien das Projekt weiter voran.

Waldenbuch - Beim Neubaugebiet Liebenau VII ist der Gemeinderat den nächsten Schritt gegangen: Der Vorentwurf des Bebauungsplanes ist beschlossene Sache. Das Gremium gründet seine Entscheidung auf ein dickes Bündel an Gutachten. Doch das Schreckgespenst der Anlieger steht nach wie vor im Raum: die Furcht vor Hangrutschungen auf dem 1,18 Hektar großen Areal, dessen Untergrund vor allem aus Knollenmergel besteht.

Wieder einmal waren die Nachbarn aus der Schiller-, der Goethestraße und dem Liebenäckerweg am Dienstagabend zur Gemeinderatssitzung ins Rathaus gepilgert, um von den Zuschauerrängen aus ihre Bedenken kundzutun. Besonders eindringlich meldete sich eine Bürgerin zu Wort, die oberhalb des Neubaugebiets ein Wochenendgrundstück besitzt. „Wir wären von Hangrutschungen genauso betroffen wie die unteren Anlieger“, erklärte sie und forderte die Kommune dazu auf, die oberen Gebäude in das geplante Beweissicherungsverfahren aufzunehmen.

Mit der gründlichen Bestandsaufnahme des näheren Umfelds vor Beginn der Erschließungsarbeiten versuchen derzeit die Freien Wähler, die Gemüter zu beruhigen. Obwohl die Stadt bei größeren Straßenbaumaßnahmen grundsätzlich den Ist-Stand der benachbarten Immobilien von öffentlichen Sachverständigen erfassen lässt, legten die FWV-Räte mit einem Antrag nach. Frei nach dem Motto: Doppelt gemoppelt hält besser. „Ein solch schwieriges Baugebiet mit so vielen Gutachten hatten wir noch nicht. Das muss dokumentiert werden“, begründete die FWV-Sprecherin Annette Odendahl den Vorstoß.

Zusätzliche Ausgaben für Bauherren

Für jene, die später auf den Grundstücken bauen wollen, bringt das zusätzliche Ausgaben mit sich. „Wir müssen ganz klar sagen: Die Kosten für die Beweissicherung tragen bei einem Umlegungsverfahren die Grundstückseigentümer im Rahmen der gesamten Bebauungsplan- und Erschließungskosten“, betonte der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz. Außerdem will man den künftigen Bauherren abverlangen, dass sie vor dem ersten Baggerbiss ein individuelles geotechnisches Gutachten für ihr Grundstück erstellen lassen.

Die Stadträte hätten diese Verpflichtung gern in den Bebauungsplan aufgenommen. Die Expertin des Planungsbüros Baldauf klärte jedoch auf: „Das ist rechtlich nicht möglich. Wir können die Untersuchung nur empfehlen.“ Auch damit müssen sich künftige Investoren auseinandersetzen: Bei der Verlängerung der Schillerstraße bis zur Straße Am Waldrand werden große Stützscheiben in den Hang eingebaut. „Da diese Sicherungsmaßnahmen in Teilen mit den Plänen der Bauherren kollidieren, müssen sie später wieder zurückgebaut werden“, erklärte der Leiter des städtischen Bauamts, Joachim Russ.

Nicht ganz ohne Bauchgrimmen

Letztlich stimmte das Gremium dem Vorentwurf des Bebauungsplans mit 13 Ja- und vier Nein-Stimmen zu. Ganz ohne Bauchgrimmen gehen jedoch auch die Waldenbucher Stadträte nicht in die nächste Runde des Verfahrens. „Ich bin kein Geologe und muss mich auf das Urteil der Experten verlassen können“, gab SPD-Rat Walter Keck zu Protokoll. Man müsse auf jeden Fall ein Auge darauf haben, dass die baulichen Vorgaben eingehalten werden.

Auch der CDU-Sprecher Alf-Dieter Beetz rief dazu auf, die baulichen Besonderheiten unbedingt zu berücksichtigen. Er sieht hier keine unlösbaren Probleme und erklärte: „Grundsätzlich sind wir dafür, neuen Wohnraum zu schaffen. Das wird mit Sicherheit eine verträgliche und hochwertige Bebauung werden.“ Sein FWV-Kollege Josef Lupion äußerte sich kritischer und stellte fest: „Bezahlbaren Wohnraum schaffen wir hier sowieso nicht.“ Geht es nach ihm, könnte das Bauen im Gebiet Liebenau VII sogar noch teurer werden. Auf seinen Antrag hin wird in den nächsten Wochen diskutiert, ob pro Wohneinheit der Bau von zwei Stellplätzen gefordert werden soll.