Gigantische Rauchwolken bedecken derzeit Teile Kanadas. Sie sind eine Folge hunderter Waldbrände. Vom Osten des Landes ziehen die Ruß-Wolken über den Atlantik nach Westeuropa und werden bald auch Deutschland erreichen.
Bereits seit Wochen wüten in Kanada hunderte Waldbrände. Nach Angaben des kanadischen Waldbrand-Zentrums lodern in dem nordamerikanischen Land derzeit mehr als 450 aktive Feuer.
Aktuelle Satellitenbilder zeigen zudem gigantische Rauchwolken, die von Westen über den Atlantik gen Europa schweben.
Satelittenbilder zeigen, welche gewaltige meteorologische Dynamik die kanadischen Waldbrände in der Atmosphäre verursachen.
Welchen Weg nehmen die Rauchwolken?
Der Jetstream (ein bis zu 500 Kilometer pro Stunde schneller Westwindstrom in der Troposphäre, der untersten, 7 bis 17 Kilometer hohen Schicht der Atmosphäre) trägt den Ruß der verheerenden Waldbrände vom amerikanischen Kontinent über den Atlantik bis nach Europa.
Der Rauch hatte Anfang Juni bereits die Nordostküste der USA erreicht und Städte wie New York und Washington in apokalyptisch wirkenden Dunst gehüllt. Die Rauchpartikel haben zudem die kanadische Millionenmetropole Montreal zeitweise zur Stadt mit der schlechtesten Luftqualität weltweit gemacht.
Laut dem Schweizer Technologieunternehmen „IQAir“, das weltweit die Luftqualität überwacht, hatte die Stadt in der Provinz Quebec im Osten Kanadas am Sonntag die höchste Luftverschmutzung der Welt - vor Johannesburg (Südafrika) und Jakarta (Indonesien).
Auf unserer Karte sehen Sie, wo es in Kanada aktuell brennt und wie sich die Aerosol-Wolken in der Atmosphäre in Richtung Europa fortbewegen.
Wann ist die Rauchwolke über Portugal gezogen?
Nachdem die Rauchwolken der kanadischen Waldbrände im rund 5000 Kilometer entfernten Portugal den Himmel verdunkelt haben, ziehen sie nun weiter in Richtung Westeuropa und Deutschland.
Die Wolken hätten nach der Überquerung des Atlantischen Ozeans am Dienstag (27. Juni) das westeuropäische Land erreicht, berichteten portugiesische Medien. Das Phänomen werde sich am Mittwoch (28. Juni) vor allem im Süden des Landes bemerkbar machen und „sich wohl bis Donnerstagmorgen auflösen“, sagte der Meteorologe Diamantino Henriques vom Portugiesischen Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA).
Wird die Rauchwolke auch Deutschland erreichen?
Ja. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnte bereits vor möglichen Gesundheitsgefahren. Wer schreibt auf Twitter: „Jetzt drohen die Feinstäube und Luftschadstoffe der kanadischen Waldbrände Westeuropa zu erreichen.“ Der SPD-Politiker wies darauf hin, wie „schädlich Feinstaub für die Gefäße und das Hirngewebe“ sei.
Wann erreicht die Rauchwolke Westeuropa?
Anders als in Kanada und in den USA wird man in Deutschland von den Rauchschwaden wohl nicht viel sehen. Ein Tief, das aus westlicher Richtung Atlantik nach Europa kommt, transportiert vor allem Staubpartikel in der Atmosphäre.
Nachdem die Rauchwolken die Iberische Halbinsel und Nordirland überquerten, zieht sie am Mittwoch (28. Juni) über England und Frankreich hinweg. „Für Mittwochabend erwarten wir die höchste Staubkonzentration“, sagt der Meteorologe Stefan Laps vom ARD-Wetterkompetenzzentrum dem WDR.
Wird man von der Rauchwolke in Deutschland etwas mitbekommen?
Nach Aussage von Meteorologen wird der Himmel über Teilen von Deutschland vor allem in Westen der Republik diesig und getrübt sein.
Die Rauchwolken binden winzige Partikel in der Luft – sogenannte Aerosole. Diese Rußpartikel entstehen beispielsweise durch Auto oder Industrieabgase, aber auch durch das Verbrennen von Holz und beeinflussen in der Atmosphäre die Wolkenbildung.
Aerosole haben nach Angaben des Umweltbundesamtes sehr unterschiedliche Größe: Der Durchmesser reicht von 1 Nanometer (nm) – 1 Million Nanometer sind 1 Millimeter bzw. 1 Milliarde Nanometer sind ein 1 Meter – bis zu mehreren 100 Mikrometern (µm). 1000 Mikrometer sind 1 Millimeter bzw. 1 Millionen Mikrometer sind 1 Meter.
Was wird aus der Rauchwolke?
Der Rauch sorgt für mehr Niederschlag. Denn je mehr Partikel in der Luft sind, desto leichter kommt es zu Wolkenbildung.
Die in der Rauchwolke gebundenen Staubpartikel könnten am Donnerstag möglicherweise „rausregnen“, erklärt Stefan Laps. „Die Autos dürften dann ordentlich dreckig werden.“