Martin Winterkorn – Ende einer Ära beim VW-Konzern Foto: dpa

Nun doch ein vollständiger Rücktritt: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gibt der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn sämtliche weitere Ämter ab – darunter auch den Chefposten in der Porsche-Holding.

Wolfsburg - Der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte hat Martin Winterkorn – nach einigem Zögern – bereits den Vorstandsvorsitz im VW-Konzern gekostet. Nun soll sich der 68-Jährige nach Informationen des Rechercheverbunds von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR dazu durchgerungen haben, sämtliche Ämter im VW-Imperium aufzugeben.

Dazu gehören neben dem Chefposten in der Porsche-Holding, einer Finanz-Gesellschaft, in der die beiden Familien Porsche und Piëch ihre Anteile an der Volkswagen AG gebündelt haben, auch der Aufsichtsratsvorsitz bei Audi und im Lkw-Geschäft.

Nur noch eine Frage der Formalien

Das würde bedeuten, dass Winterkorn sich komplett aus dem VW-Konzern zurückzieht. Die Formalien könnten schon in wenigen Tagen oder Wochen erledigt sein, zitiert die Süddeutsche Zeitung aus Konzernkreisen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Montag dringen das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär und die Arbeitnehmerseite auf eine endgültige Trennung.

Winterkorn hatte Ende September beim Bekanntwerden des Abgasskandals erklärt, er habe den Aufsichtsrat gebeten, „eine Vereinbarung“ zu finden, die ihn von seinem bis Ende 2016 laufenden Amt als Vorstandschef entbindet. Seine übrigen Posten fanden damals keine Erwähnung.

Hintergrund zur Porsche SE

Das Verhältnis zwischen Porsche und Volkswagen ist komplex. 2005 sicherte sich Porsche zunächst 20 Prozent der VW-Stammaktien und baute den Anteil in den Folgejahren sukzessive auf 50,73 Prozent aus. Die Porsche Automobil Holding SE wurde 2007 gegründet, um das Sportwagengeschäft der Porsche AG von der Beteiligungsverwaltung SE zu trennen. SE steht für Aktiengesellschaft auf Europaebene (Societas Europaea). Das operative Geschäft mit den Autos ist seither in der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG - kurz Porsche AG - gebündelt. Zunächst war die Porsche AG eine Tochter der Porsche Holding.

2008 verkündete der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, den Anteil bei VW auf 75 Prozent aufstocken zu wollen. Doch kurze Zeit später musste der Sportwagenbauer seine Pläne begraben. Zu dem Zeitpunkt hatte Porsche 11,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Die Familien Porsche und Piëch einigten sich darauf, einen integrierten Autokonzern zu bilden. Volkswagen übernahm Teile des Sportwagenbauers Porsche AG. 2012 wurde der Sportwagenbauer komplett an VW verkauft. Die Porsche-Holding wurde als VW-Mehrheitseigner das Dach des Gebildes.

Die auf der Hauptversammlung wichtigen, weil stimmberechtigten, Stammaktien der Porsche-Holding liegen seit dem Ausstieg des Emirats Katar allein in der Hand der Familien Porsche und Piëch. Die Vorzugsaktien halten institutionelle Anleger und Privatanleger.