Zwischen den 1950er und 1990er Jahren wurden Heimkinder in Korntal Opfer von Gewalt. Foto: dpa

Die Stadt hält sich raus: Zu den Missbrauchsvorfällen in Kinderheimen der Korntaler Brüdergemeinde will der Bürgermeister öffentlich nichts sagen. Die Stadt könne keinen konstruktiven Beitrag zur Sache leisten.

Korntal-Münchingen - Seit die Missbrauchsfälle in Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal im Frühjahr 2014 bekannt wurden, wartet die Öffentlichkeit vergeblich auf eine Stellungnahme seitens der Stadt und des Bürgermeisters Joachim Wolf. Das wird wohl vorerst auch so bleiben: Auf eine entsprechende Anfrage aus dem Gemeinderat antwortete Wolf am Dienstag im Gemeinderat, die Auseinandersetzung zwischen der Brüdergemeinde und ehemaligen Heimbewohnern sei ein „äußerst schwieriges und enorm komplexes Verfahren. Die Stadt kann zu diesem Aufarbeitungsprozess leider keinen maßgeblichen konstruktiven Beitrag leisten“, sagte Wolf.

Die Stadt hoffe jedoch, dass die Aufklärung „lückenlos, umfassend und transparent“ erfolge und den Betroffenen „soweit irgendwie möglich angemessene Wiedergutmachung zuteil“ werde.

Nachdem die Brüdergemeinde die Aufarbeitung zwischenzeitig einseitig als gescheitert erklärt hatte, hatte der SPD-Rat Guntram Schrempp um eine Stellungnahme der Stadt gebeten, wie diese sich künftig gegenüber der Brüdergemeinde hinsichtlich der Missbrauchsfälle verhalten werde. Bisher habe die Stadt geschwiegen, weil es so ausgesehen habe, als ob eine Aufklärung vorgenommen werde, so Schrempp bei der Sitzung des Gemeinderats im März. Man sei es den Opfern jedoch schuldig, weiterhin aufzuklären. Allen Beteiligten sollte daran gelegen sein.