Edmund Wörner ist seit 18 Jahren der Stadtschäfer von Markgröningen. Sein Job gefällt ihm, obwohl er hart ist. In den Wochen vor dem Schäferlauf gibt es für ihn besonders viel zu tun.
Markgröningen - Seine Tiere sind die wohl am häufigsten fotografierten Schafe in Baden-Württemberg: Edmund Wörner ist der Stadtschäfer von Markgröningen, seine Tiere kommen jedes Jahr zum Einsatz, wenn beim traditionellen Schäferlauf das Leistungshüten ansteht. Bis zu fünf Mal werden die Schafe dann von anderen Schäfern und ihren Hunden herumgescheucht: Aus dem Pferch raus, über eine Wiese, dann über die Straße und wieder zurück in die umzäunte Weidefläche. Für die Schafe bedeutet das Stress. „Aber die kennen das schon“, sagt Wörner. Früher seien seine Tiere dabei nicht so ruhig geblieben.
Was die Zuschauer bei dem Großereignis nicht mitbekommen: Wörners Rolle bei der Sache. Einen Tag bevor es losgeht muss er die knapp 220 Schafe, in den Pferch vor der Stadt bringen, ein abgegrenztes Weidestück. Wenn alles vorbei ist, muss er schauen, dass die Schafe etwas zu fressen kriegen. „Sie sind dann besonders hungrig, aber auch müde“, sagt er. Er selbst darf beim Leistungshüten nicht teilnehmen. „Die Tiere kennen mich ja“, sagt er.
Schäfer ist ein harter, entbehrungsreicher Job
Seit 18 Jahren ist Wörner der Stadtschäfer von Markgröningen. Es ist ein harter, entbehrungsreicher Job: Wörner muss sich immer um seine Schafe kümmern, sieben Tage die Woche, bis zu zwölf Stunden am Tag. Es gibt keine Aushilfe, keinen Ersatz für ihn, falls er mal krank wird.
Sein Rezept dagegen? „Einfach nicht krank werden“, sagt er mit trockenem Humor. Und falls es doch passiert, muss er eben mit Fieber hüten. Wörner kann sich nicht erinnern, wann er zuletzt im Urlaub war. Er hätte schon gerne mal eine Auszeit: „Es muss ja nicht gleich Fliegen sein, ein Tag daheim würde auch schon reichen.“
Dennoch: Wörner liebt seinen Job und genießt die Zeit im Freien. „Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse“, sagt der 48-Jährige. Dabei hat der im Vaihinger Ortsteil Riet lebende Schäfer ursprünglich eine Metzgerlehre absolviert. Sein Vater war hauptberuflicher Schäfer, daher kannte Wörner das Leben auf der Weide schon von Kindesbeinen an.
So ergriff er im Jahr 2000 die Chance, als Markgröningen die lange vakante Stelle des Stadtschäfers neu besetzt hat. Metzger ist er immer noch. Er hat ein eigenes Schlachthaus und verkauft Lammfleisch.
Vor dem Schäferlauf gibt’s besonders viel zu tun. In diesem Jahr ist aber auch das Hüten besonders beschwerlich. Die Hitze macht den Tieren zu schaffen. Manchmal, wenn es richtig heiß ist, muss Wörner die Schafe über Mittag im Stall lassen: „Ansonsten brauchen sie schattige Weideflächen und ich muss Wasser herschaffen.“
Die Hitze macht den Tieren zu schaffen
Die Dürre, die vor allem die Landwirte deutschlandweit beklagen, trifft auch die Schäfer. „Vor sechs Wochen habe ich Heu gemacht, seitdem wächst nichts mehr nach“, sagt Wörner. Teilweise müsse er jetzt bereits Winterfutter drauflegen, um die Tiere satt zu kriegen. Beim Landesschafzuchtverband geht man davon aus, dass etwa 60 Prozent des Winterfutters in den kalten Monaten fehlen werden, weil es beim Heuen in diesem Jahr keinen „dritten Schnitt“, manchmal sogar keinen zweiten gegeben habe. Deswegen hoffen wohl alle Schäfer, der Verband und auch Edmund Wörner auf etwas, was die Veranstalter in Markgröningen am Wochenende lieber gar nicht sehen wollen: viel Regen.
Hier gibt es zehn Fakten zum Schäferlauf, die Sie wahrscheinlich noch nicht kannten.
Der Schäferlauf in Markgröningen findet an diesem Wochenende statt. Am Freitag findet von 8 bis 12 Uhr an der Straße nach Asperg das Leistungshüten statt. Der Festzug zum Gottesdienst am Samstag beginnt um 11 Uhr. Der eigentliche Schäferlauf auf dem Stoppelfeld startet dann am Nachmittag. Das ganze Programm gibt es unter www.schaeferlauf.de.