Meisterin der Selbstinszenierung: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steht vor einer Transall-Maschine, die Hilfsgüter zu den Flüchtlingen im Nordirak bringt. Mehr Beispieler solcher hübscher Polit-Inszenierungen zeigen wir Ihnen in unserer Bildergalerie! Foto: dpa

Könige, Diktatoren oder Politiker – sie lassen sich alle gerne abbilden. Dahinter steckt nicht nur persönliche Eitelkeit, sondern immer auch das Ziel, politische Botschaften zu verbreiten.

Könige, Diktatoren oder Politiker – sie lassen sich alle gerne abbilden. Dahinter steckt nicht nur persönliche Eitelkeit, sondern immer auch das Ziel, politische Botschaften zu verbreiten.

Stuttgart/Berlin - Cool und selbstbewusst steht sie da im Morgengrauen. Mit dunkler Lederjacke und verschränkten Armen. Im Hintergrund wartet ein Transportflugzeug auf seinen Start. Zu nachtschlafender Zeit hat sich die Verteidigungsministerin auf den Weg zum Nato-Flughafen Hohn in Alt-Duvenstedt (Schleswig-Holstein) gemacht, von wo aus die Bundeswehr ihre Hilfsflüge ins kurdische Autonomiegebiet im Nordirak aufgenommen hat. Nur ihr Gesicht wird vom Blitz des Fotografen erhellt. Ursula von der Leyen, die Krisenmanagerin, die Lichtgestalt in dunklen Zeiten von Terror und Krieg.

Es ist nicht das erste Mal, dass die als ehrgeizig geltende CDU-Politikerin, der immer wieder Ambitionen auf die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel nachgesagt werden, die Macht der Bilder für sich zu nutzen versucht. Als Familienministerin posierte sie nicht nur in Kindergärten und Schulen, sondern präsentierte den Fotografen auch gerne ihre eigenen sieben Kinder. Als Arbeitsministerin fuhr sie an der Seite des als Karstadt-Retter gefeierten Investors Nicolas Berggruen in einer Berliner Filiale des Warenhauses den Fotografen entgegen.

Nun gehört es aber auch zum Ressort eines Verteidigungsministers, dass er sich in Schutzweste, im Panzer oder in einem Bundeswehr-Hubschrauber ablichten lässt. Ebenso, wie es unvermeidlich ist, dass sich ein Umwelt-, Energie- oder Wirtschaftsminister mit Schutzhelm auf einer Windkraftanlage zeigt oder mit kohleverschmiertem Gesicht zu den Kumpels im Bergwerk einfährt. Doch Politiker und die Bilder, das ist ein schmaler Grat.

Von der Leyens jüngste Inszenierung beim Start der ersten deutschen Hilfsflüge entlockte Vizekanzler Sigmar Gabriel die spitze Bemerkung: Selbst wenn sie im Kopierraum ihres Ministeriums stehe, schaue sie in die Ferne und lasse sich fotografieren. „Mir fällt bei Sigmar Gabriel eben auf, dass er keine inhaltliche Kritik hat. Das ist ja gut, dass wir auf der sachlichen Ebene übereinstimmen. Und wenn er auf diese Ebene geht, dann wird das seinen Grund haben, den ich aber mit ihm dann bespreche“, so von der Leyens Konter.

Seit jeher schlägt sich politisches Wirken nicht nur in gesprochenem oder geschriebenem Wort nieder, sondern auch in Zeremonien, Paraden, Denkmälern und Bildern. Immer gehe es darum, „wie mit Kunst politische oder soziale Macht ausgedrückt werden kann“, sagt Elisabeth von Hagenow. Die promovierte Kunsthistorikerin arbeitet für die Forschungsstelle für Politische Ikonografie am Hamburger Warburg-Haus. Ein Herrscher im Mittelalter etwa habe eine Burg über der Stadt auf einem Berg errichtet – und so zum Ausdruck gebracht: „Ich herrsche über dieses Land.“

Heute zählt nicht mehr die Macht der Burgen, sondern die Macht der Bilder. Jüngstes Beispiel der Staats- und Regierungschefs beim Nato-Gipfel im walisischen Newport: François Hollande (Frankreich), Barack Obama (USA), David Cameron (Großbritannien), Angela Merkel und Matteo Renzi (Italien sind eng zusammengerückt an einem kleinen, runden Tisch. In ihrer Mitte sitzt der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Die Botschaft dieses Bildes richtet sich an Russlands Präsident Wladimir Putin wie auch an die Bürger zu Hause: Wir rücken zusammen, wir schließen die Reihen, wir stehen füreinander ein.