Einer gegen alle: Der CDU-Politiker Siegfried Kauder tritt gegen die eigene Partei an. Und stellt sich damit auch gegen seinen Bruder. Foto: dpa

Einer gegen alle: Der CDU-Politiker Siegfried Kauder tritt gegen die eigene Partei an. Und stellt sich damit auch gegen seinen Bruder.

Villingen-Schwenningen - Siegfried Kauder lässt sich von seinem Weg nicht abbringen. Freunde und politische Weggefährten haben lange auf den Juristen aus dem Schwarzwald eingeredet. Versucht, ihn zum Rückzug zu bewegen. Doch es ist nichts zu machen. Siegfried Kauder (62), Bruder von Unionsfraktionschef Volker Kauder, tritt bei der Bundestagswahl gegen die eigene Partei an. Seit 45 Jahren ist er CDU-Mitglied, seit 2002 im Bundestag. Die Kandidatur auf eigene Faust entzweit ihn nun endgültig mit der Partei. Und dem Bruder: Auch Volker Kauder fordert öffentlich den Parteiausschluss. Die Posse könnte für die Landes-CDU zur Belastung im Bundestagswahlkampf werden.

Die Kauders sind das einzige Geschwisterpaar im Bundestag. Der ein Jahr jüngere Bruder des Fraktionschefs gilt als ausgezeichneter Jurist und genoss im Berliner Parlamentsbetrieb großes Ansehen. Der „kleine Kauder“, wie ihn manche Abgeordnete nennen, ist Vorsitzender des Rechtsausschusses, leitete in der vorherigen Wahlperiode den BND-Untersuchungsausschuss, der hohe Wellen schlug. Kauder drängte sich dabei nie ins Rampenlicht, leitete sachlich und mit trockenem Humor die Sitzungen.

In seinem Wahlkreis im südlichen Schwarzwald war er lange unangefochten die Hauptfigur. 20 Jahre lang amtierte er als Kreischef, seit 2002 als Abgeordneter. Er holte bei jeder Wahl das Direktmandat in dem konservativ geprägten Wahlkreis. Auch die Nachbarwahlkreise sind fest in CDU-Hand. Langjährige Abgeordnete dort sind Volker Kauder und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

Siegfried Kauder wollte auch diesmal wieder antreten. Doch im vergangenen Jahr drehte sich der Wind. Der Streit eskalierte, als der Christdemokrat Mitarbeiter feuerte, darunter die altgediente Kreisgeschäftsführerin. Sie wurde von ihrem Chef mit einem Hausverbot belegt - ohne Begründung. Sein Büro verlegte der Abgeordnete kurzerhand von der CDU-Geschäftsstelle in seine Rechtsanwaltskanzlei. Die Partei erfuhr davon aus der Zeitung.

Im vergangenen Jahr sammelten sich Kauders Kritiker

Klaus Panther, Ehrenvorsitzender der Kreis-CDU und Weggefährte des Noch-Christdemokraten war einer von Kauders letzten Verbündeten in der Partei. Auch er geht nun auf Distanz. „Es ist eine menschliche Tragödie“, sagt Panther. Kauder habe sich menschlich stark verändert, sei eigenmächtig und eigenwillig geworden. „Wir sind nicht mehr an ihn rangekommen, auch sein Bruder nicht.“

Im vergangenen Jahr sammelten sich Kauders Kritiker. Sie holten große Teile der örtlichen Parteibasis auf ihre Seite. Der Abgeordnete und seine Partei lieferten sich eine Schlammschlacht. Es endet in einem Desaster für Kauder. Seine Nominierung für die Bundestagswahl - er war der einzige Kandidat - scheiterte.

Schließlich kandidierte der jüngere Kommunalpolitiker und Vize der Landes-CDU, Thorsten Frei, gegen Kauder. Und fügte ihm eine herbe Niederlage zu. Noch bevor das Ergebnis verkündet wurde, verließ Kauder den Saal. Und ließ seine Parteifreunde allein zurück.

Nun ist er ihr Gegner. Als Einzelkandidat will er sich eine weitere Amtszeit im Bundestag sichern. „Es war ein kalter Putsch“, sagt er über seine Schlappe bei der Nominierung. Zudem seien Wahlergebnisse zu seinen Ungunsten manipuliert worden. Ein Vorwurf, den die Partei zurückweist. „Dem angedrohten Parteiausschluss werde ich mich stellen“, sagt Kauder. Möglicherweise kommt er ihm auch zuvor. Denn auch den Austritt aus der Partei nennt er als Option.