Der Schülerhort musste wegen dem baulichen Zustand ausziehen. Foto: Hein Heiss

Wenn die Kita Bismarckstraße übergangsweise in die Villa Elisa zieht, wird ein Nutzungskonflikt mit der Schwabschule entstehen, befürchten die Eltern.

S-West - Sebastian Hofferberth und andere Eltern der Kita Bismarckstraße 31 waren überrascht, als sie Anfang August in dieser Zeitung lasen, dass die Kita übergangsweise in die Villa Elisa ziehen soll. Diesen Vorschlag hatte das Jugendamt in der letzten Sitzung des Verwaltungsausschusses vor der Sommerpause eingebracht, die Gemeinderäte nickten ihn ab. „Uns war bis dahin nur die Containerlösung bekannt“, sagt Hofferberth, der Elternbeiratsvorsitzender der Kita ist.

Dass die Kita ihre Räume auf dem Olgäle-Areal räumen muss, wissen die Eltern und Mitarbeitern schon lange. Die Kita wird mit dem Olgäle Ende 2013 abgerissen. Später soll die Kita in einem Gebäudetrakt des Gesundheitsamts unterkommen. Das muss für diese Zwecke jedoch erst umgebaut werden. „Im Jahr 2015 werden die Räume für die Kita frei“, sagt Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer. Diesen Termin hatte auch die Kultur- und Bildungsbürgermeisterin Susanne Eisenmann in einem Schreiben an den Elternbeirat der Schwabschule genannt.

Die Villa ist grundsätzlich die bessere Lösung als Container

Reinhard Möhrle, der Bezirksvorsteher von Stuttgart-West, zweifelt daran, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann. In „Das Stadtblatt“, dem Magazin der Grünen, schrieb er in der Oktober-Ausgabe: „Wenn alles klappt, ist die Eröffnung im Frühjahr 2016.“ Die Kita müsste demnach drei Jahre in der Villa bleiben, laut Aussagen der beiden Bürgermeisterinnen immerhin mindestens zwei Jahre.

Angesichts dieses relativ langen Zeitraums sind die Eltern froh, wenn ihre kleinen Kinder in der Villa in der Bismarckstraße statt in Containern untergebracht werden – sofern das alte Gebäude entsprechend hergerichtet wird. „Für uns ist das die bessere Lösung“, sagt Hofferberth. Dennoch sind die Eltern verunsichert. Denn in derselben Sitzung des Verwaltungsausschusses hatte sich der Gemeinderat auch dafür ausgesprochen, dass die Villa zum Schuljahr 2014/15 mit Beginn der Ganztagsbetreuung an das Schulverwaltungsamt und damit die Schwabschule übergeht. „Diese Zeitpläne widersprechen sich“, sagt Hofferberth.

Eltern der Kita und der Schule stehen in Kontakt

Der Elternbeiratsvorsitzende hat deshalb mit Marion Weber Kontakt aufgenommen, die dem Elternbeirat der Schwabschule vorsitzt. „Die Eltern der Kita und die der Schule haben beide Interesse an der Villa“, so Hofferberth, „dennoch wollen wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.“ Diesen Standpunkt vertritt auch Marion Weber. „Es geht darum, dass Eltern bei einem solchen Thema informiert und in die Diskussion eingebunden werden sollten“, sagt sie. Bei den Kita-Eltern ist dies bisher nicht geschehen. Die Eltern der Schwabschule hatten Briefe an die Verwaltung und die Bürgermeister geschrieben und Antworten erhalten. Sebastian Hofferberth hingegen hat nur ein Antwortschreiben des Jugendamts, in dem er und andere Eltern zu einem Besichtigungstermin der Villa gemeinsam mit dem Jugend- und dem Hochbauamt eingeladen wurden. Auf Hofferberths Nachfrage, wann der Termin stattfinden soll, kam bisher keine Reaktion.

„Die Begehung wird Ende Oktober sein, wenn die katholische Kirchengemeinde, ehemaliger Träger des Schülerhorts, die Villa ausgeräumt hat“, sagt Fezer auf Anfrage dieser Zeitung. Erst dann wisse man Näheres über den baulichen Zustand der Villa. „Wir gehen davon aus, dass nicht viel gemacht werden muss“, so Fezer. „So hat es das Hochbauamt eingeschätzt.“

Marion Weber kann sich darüber nur wundern: „Der Schülerhort musste aus der Villa ausziehen, weil sie dringend saniert werden muss.“ Auch Susanne Eisenmann hatte in ihrem Schreiben an die Schwabschule erwähnt, dass die Villa, die beispielsweise über keine geeigneten Sanitäranlagen für Null- bis Dreijährige verfügt, sanierungsbedürftig ist. Dies bestätigt auch Roland Steiner, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamt: „Der Schülerhort wäre nicht ausgezogen, wenn der bauliche Zustand in Ordnung wäre.“

Verwaltung will bauliche Überprüfung abwarten

Das Jugendamt und die zuständige Bürgermeisterin Fezer halten jedoch an der Einschätzung des Hochbauamts fest und gehen davon aus, dass die Renovierung der Villa und der Umbau für eine kleinkindgerechte Nutzung günstiger ist als Container anzumieten oder einen anderen Standort zu wählen. Das Schulverwaltungsamt möchte, obwohl es die Villa als sanierungsbedürftig erachtet, ebenfalls die bauliche Prüfung der Villa abwarten. Bisher zeigt sich die Behörde zögerlich, auch was die Nutzungspläne der Schwabschule betrifft. „Man muss sehen, ob die Schwabschule die Villa braucht, ob sie in ein Naturhaus umgebaut wird oder ob der Schule auch das Außengelände reicht“, so Steiner. Außerdem gebe es für den Umbau und die Umnutzung noch keine Finanzierung. Die müsse bei den Beratungen für den nächsten Doppelhaushalt gefunden werden. Trotzdem, betont Sozialbürgermeisterin Fezer, könne sich die Schwabschule darauf verlassen, dass sie die Villa zur Nutzung erhält, wenn nach Fezers Plan die Kita 2015 wieder auszieht. Für die Zeit, in der Kitakinder und Schüler nach den aktuellen Plänen gemeinsam in der Villa untergebracht wären, würde sich eine Lösung finden. Das wiederum sieht Roland Steiner vom Schulverwaltungsamt anders: „Eine Doppelnutzung funktioniert nicht“, sagt er. „Die Schüler können erst rein, wenn die Kita raus ist.“