Spanplatten vor den Fenstern, Bauzäune drum herum – die Villa Berg bietet einen trostlosen Anblick. Foto: Jürgen Brand

Seit mehr als fünf Jahren verfällt die Villa Berg im Stuttgarter Osten zusehends. Es ist immer noch keine Entscheidung in Sicht, was aus den einstigen Fernsehstudios und dem Park rund um die Villa werden soll.

S-Ost - Die Villa Berg könnte zurzeit die perfekte Kulisse für Gruselfilme oder deprimierende Melodramen sein. Hohe Absperrzäune umgeben das einstmals prächtige Anwesen, „Baustelle. Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder!“ steht auf Schildern und Plakaten an dem Metallgitter. Gebaut wird aber nicht. Vor den Türen und Fenstern im Erdgeschoss hängen Pressspanplatten, die Mauern an den Treppenaufgängen bröckeln, die Laternen davor sind zerschlagen, große Glasscherben hängen noch in den Fassungen. Über das Wasserspiel davor ist außer Regen schon lange kein Wasser mehr geplätschert. Die großen Schachspielfelder sind verwaist – aber die Partie um die Zukunft der Villa ist noch lange nicht beendet, Ausgang offen.

Seit mehr als fünf Jahren verfällt die Villa zusehends. 2007 verkaufte der Südwestrundfunk die Villa und die Fernsehstudios im Park an die Häussler-Gruppe. Der Investor Rudi Häussler wollte anstelle der Studios Wohnungen bauen, in der Villa sollte ein Wirtschaftsclub etabliert werden, inklusive exklusiver Gastronomie.

Anfragen nach dem Stand der Dinge bleiben unbeantwortet

Daraus wurde bekanntlich nichts, weil die Häussler-Gruppe 2010 in die Insolvenz ging. Dem Insolvenzverwalter gelang es, die Villa und die ausgedienten Studiogebäude an die Düsseldorfer Projektentwickler PDI Property Development Investors GmbH zu verkaufen. Die Kaufverträge wurden Ende Dezember 2011 unterzeichnet. In den öffentlichen Diskussionen über das Thema – beispielsweise im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost – wurde im vergangenen Jahr immer wieder betont, dass die Verträge eine Frist bis 31. Dezember 2012 enthielten, innerhalb derer der Kauf tatsächlich vollzogen werden musste.

Die PDI will die Studiogebäude innerhalb ihrer Bestandsmauern umbauen und umnutzen, zum Beispiel für Wohnzwecke. Für die Villa selbst war zuletzt immer wieder die Rede von einer Nutzung beispielsweise als Varieté-Theater. Die politische Mehrheit in der Stadt hat allerdings andere Pläne. Sie würde die Gebäude am liebsten möglichst günstig vom Insolvenzverwalter übernehmen, die leer stehenden Studios abreißen und dort die historische Parkanlage wieder herstellen. Die Villa soll öffentlich genutzt werden. So würde der Verein Neues Kommunales Kino Stuttgart aus der Villa gerne ein Haus für Film- und Medienkunst machen, andere Stimmen fordern eine ganz öffentliche Nutzung mit Gastronomie und Veranstaltungsräumen.

Die erwähnte Frist ist inzwischen verstrichen, ohne dass etwas passiert ist. Während der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, Martin Körner, davon ausgeht, dass die Stadtverwaltung nun aktiv wird, gehen dort andere Gerüchte um. Demnach sollen der Insolvenzverwalter und die PDI sich auf eine Fristverlängerung geeinigt haben. Allerdings hat es nach Angaben von Baubürgermeister Matthias Hahn schon seit Wochen keinen direkten Kontakt mehr zwischen der Stadt und Insolvenzverwalter oder Investor gegeben. Auch Anfragen dieser Zeitung dort nach dem Stand der Dinge blieben bisher unbeantwortet.