Shinji Okazaki Foto: dpa

VfB-Neuzugang Okazaki über Stärken, Vorbilder und die Mentalität, die es jetzt braucht.

Stuttgart - Drei japanische Fernsehteams waren gestern Vormittag auf dem VfB-Trainingsgelände unterwegs - und das, obwohl nur ein Laktattest für Shinji Okazaki auf dem Programm stand. Am Nachmittag trainierte der Neuzugang mit dem Team, am Samstag (15.30 Uhr) gegen Nürnberg will er schon spielen.

Shinji Okazaki kommt nicht allein zum Gespräch. An seiner Seite ist der japanische Dolmetscher, Takashi Kawagashi, der die U 10 des VfB Stuttgart trainiert. Ein paar deutsche Wörter hat er seinem Landsmann schon beigebracht. "Wie goht's?", sagt Okazaki unbewusst in bestem Schwäbisch, als er den Raum betritt. Da scheint sich einer schnell akklimatisiert zu haben.

Herr Okazaki, sind Sie bereit für das Spiel gegen Nürnberg am Samstag?

Ja, wenn ich die Chance habe, der Mannschaft schon zu helfen, will ich das tun.

Wie wollen Sie dem Team helfen?

Meine Stärken sind die Laufbereitschaft, das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff und der Zug zum Tor.

Hört sich gut an. Wo spielen Sie am liebsten?

Im Sturm - und da ist es egal, von wo ich komme, von links, von rechts oder zentral. Ich bin beidfüßig.

Haben Sie Vorbilder?

Ja, Carlos Tevez und Filippo Inzaghi. Die beiden sind in ihren Offensivaktionen immer sehr beweglich. Sie entdecken die Abwehrlücken und stoßen dann in sie hinein.

Der VfB Stuttgart kann so eine Spielweise gut brauchen. Worauf kommt es an im Kampf gegen den Abstieg?

Ich hatte in Japan schon mal eine ähnliche Situation. Du musst aufpassen, dass nicht zu viel Negativ-Denken herrscht. Dann steht die Viererkette nämlich oft zu tief, wegen der Angst. Man muss aggressiv spielen und gleichzeitig kompakt stehen.

Haben Sie den Klassenverbleib damals in Japan geschafft?

Ja.

Und schaffen Sie ihn auch mit dem VfB?

Mein Dolmetscher Takashi und ich haben uns das Spiel in Mönchengladbach (3:2) in einer Sportsbar in Stuttgart angeschaut. Nach der ersten Hälfte habe ich gedacht: Oh, die Mannschaft hat enorme Schwierigkeiten. In der zweiten Hälfte hat sich gezeigt, welches Potenzial im Team steckt.

"Habe mir schon eine M-Klasse bestellt"

Das sollen Sie jetzt erweitern. Wie kam der Kontakt zum VfB eigentlich zustande?

Ich hatte am Anfang gar keinen Kontakt mit dem Verein.

Wie bitte?

Das lief alles über meinen Berater Robert Tukada. Ich habe mir nicht viele Gedanken gemacht und mich auf ihn verlassen. Sportdirektor Fredi Bobic habe ich dann erst nach einem Spiel in Japan kennengelernt.

Jetzt sitzen Sie hier. Sind Ihnen schon Unterschiede zu Japan aufgefallen?

Ja, durchaus. Der deutsche Fußball ist kämpferischer, aggressiver. Und die deutschen Straßen sind viel breiter als in Japan.

Und das Essen?

(Okazaki redet jetzt kurz deutsch) Spätzle und Maultaschen - lecker.

Respekt - können Sie noch mehr deutsche Wörter?

Mercedes-Benz. Deutschland ist bekannt für seine Autos. Ich habe mir schon eine M-Klasse bestellt - obwohl mein japanischer Führerschein in Deutschland gar nicht gilt (lacht).

Waren Sie zu Fuß in der Stadt unterwegs?

Ja, ich war einkaufen in der City.

Hat Sie schon ein VfB-Fan erkannt?

Nein.

Dolmetscher Kawagashi hakt ein: "Ich war mit Shinji schon in einem japanischen Restaurant am Olgaeck. Einige Landsmänner haben unseren Tisch umlagert. In Japan ist er fast schon ein Superstar."

Herr Okazaki, Ihre Familie samt Ihrem zweiten Sohn, der zweieinhalb Wochen alt ist, weilt noch in Japan. Kommt sie bald nach?

Ja, schnellstmöglich. Meinem kleinen Sohn kann man natürlich noch keinen Flug zumuten, deshalb warten wir ab. Aber sie kommen alle hierher, das ist mir wichtig.