VfB-Flügelstürmer Chris Führich bei seinem Länderspiel-Debüt im vergangenen Oktober gegen die USA. Foto: imago/MIS/Stephen Nadler

Viele Stuttgarter machen derzeit Furore – wobei vier von ihnen besonders gute Aussichten auf eine DFB-Nominierung im März haben. Wir blicken auf die Konkurrenzsituation auf der jeweiligen Position und geben eine Prognose.

Der März rückt näher – und mit ihm die Frage, wen Bundestrainer Julian Nagelsmann für die letzten Länderspiele vor dem EM-Sommer in den Kader der deutschen Nationalelf berufen wird. Auch mehrere Profis des VfB Stuttgart haben sich längst in den Fokus gespielt. Wie stehen ihre Chancen auf eine Nominierung?

 

Deniz Undav (27) Die Zahlen sprechen für sich: Nach 18 Bundesliga-Einsätzen stehen bereits 14 Tore für den Instinktstürmer mit dem Torriecher zu Buche, der vom englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion bis Saisonende an den VfB Stuttgart ausgeliehen ist. Hinzu kommt: Auch seine Mitspieler setzt Undav immer wieder in Szene, was sich in bereits fünf Torvorlagen niederschlägt.

Deniz Undav Foto: Baumann

Wenig überraschend gab es auch schon Gespräche mit Bundestrainer Julian Nagelsmann, der im Angriff meist mit einer Spitze spielen lässt. Auf diese Position hat auch Dortmunds Niclas Füllkrug Ansprüche angemeldet, der im Nationaltrikot eine starke Quote von fast einem Treffer pro Spiel aufweist. Aber: Auch als Joker benötigt Undav kaum Anlaufzeit, das hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen.

Prognose: Wird im März für die DFB-Elf debütieren

Chris Führich (26) Als einziger VfB-Profi wurde Chris Führich in dieser Saison bereits ins DFB-Team berufen, für das er beim 3:1-Sieg gegen die USA im vergangenen Oktober debütierte. Bundestrainer Julian Nagelsmann lobte den Stuttgarter Flügelstürmer dabei als „exzellenten Eins-gegen-eins-Spieler“ mit Tempo im Dribbling, der zudem das Momentum einer starken persönlichen Verfassung auf seiner Seite habe.

Chris Führich Foto: Baumann

Die Konkurrenz ist zwar riesengroß in Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) und Leroy Sané (FC Bayern) sowie in der zweiten Reihe Julian Brandt (Borussia Dortmund). Aber: Gerade auf den offensiven Außenpositionen sind im Spielverlauf oft Impulse von der Bank gefragt. Hinzu kommt, dass Bayerns Serge Gnabry derzeit mit einer Muskelsehnenverletzung ausfällt – wohl mindestens bis März. In Summe betrachtet gibt es an Führich (sechs Tore und sechs Vorlagen) kaum ein Vorbeikommen.

Prognose: Ist bei den nächsten Länderspielen dabei

Waldemar Anton (27) Seit Monaten ist der Innenverteidiger in bestechender Form – sowohl was die Zweikampfquote betrifft als auch den Spielaufbau, Waldemar Anton hat sein Spiel in dieser Saison auf ein neues Level gehoben. Selbst der Stuttgarter Sportdirektor Fabian Wohlgemuth wollte dem Attribut „länderspielreif“ zuletzt nicht mehr widersprechen.

Waldemar Anton Foto: Baumann

Einziges Problem: Die Nationalmannschaft verfügt in Antonio Rüdiger (Real Madrid) und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) auf dieser Position über zwei Profis aus dem obersten Regal, die beim jeweiligen Tabellenführer in Deutschland und Spanien gesetzt sind. Dahinter aber hat Anton realistische Chancen – und im Gegensatz zu den Dortmundern Mats Hummels und Niklas Süle das höhere Tempo im Antritt. Dass Nagelsmann nach den schwachen Länderspielauftritten im November mehr „Verteidigungsmonster“ forderte, spricht ebenfalls für den Abwehrchef und Kapitän des VfB Stuttgart.

Prognose: Sehr gute Aussichten auf eine Nominierung

Angelo Stiller (22) Er läuft fast ein bisschen unter dem Radar in der Nationalelf-Debatte, dabei ist Angelo Stiller einer der Erfolgsgaranten des Stuttgarter Höhenflugs – als passsicherer Taktgeber im Mittelfeld, der praktisch keinen Ball verliert und auch immer wieder Angriffe einleitet. Im zentralen Mittelfeld herrscht allerdings ein großes Gedränge gestandener Profis. Ilkay Gündogan vom FC Barcelona wurde von Nagelsmann als Kapitän bestätigt. Um die zweite Position kämpfen die Bayern-Spieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka, Pascal Groß von Brighton & Hove Albion und einige andere.

Angelo Stiller Foto: Baumann

Und dann ist da ja noch Toni Kroos (34). Ein Comeback des 2021 vom Nationalteam zurückgetretenen fünfmaligen Champions-League-Siegers bezeichnete Nagelsmann als „interessanten Gedanken“ – unabhängig von der Umsetzbarkeit ein klares Indiz, dass er im Herzstück des Spiels auf Erfahrung setzt.

Prognose: Der Mann der Zukunft, aber wohl erst nach der EM

Josha Vagnoman (23) Vergangenes Jahr debütierte der Rechtsverteidiger im DFB-Trikot, spielte dann aber in den bisherigen vier Länderspielen unter Bundestrainer Nagelsmann keine Rolle – aus einem einfachen Grund: Josha Vagnoman fehlte monatelang wegen einer Ermüdungsreaktion im Mittelfuß. Jetzt ist er wieder fit und bringt ein interessantes, weil vielseitiges Profil aus defensiver Seriosität und Vorwärtsdrang mit. Zudem war die Position beim DFB rechts hinten zuletzt eine offene, auf der die Innenverteidiger Niklas Süle und Jonathan Tah aushilfsweise spielten.

Josha Vagnoman Foto: Baumann

Inzwischen deutet sich aber eine andere Lösung an: Der Bundestrainer stellte in den Raum, Joshua Kimmich aus dem Mittelfeld nach hinten zurückzuziehen. Um für das DFB-Team infrage zu kommen, müsste Vagnoman also in jedem Fall verletzungsfrei bleiben (VfB-Trainer Hoeneß im November: „Der Mittelfuß ist seine Schwachstelle“) und regelmäßig auf hohem Niveau spielen.

Prognose: Außenseiterchancen auf eine Nominierung

Maximilian Mittelstädt (26) Der Linksverteidiger hat einen steilen Aufstieg hingelegt – vom Ersatzspieler bei Absteiger Hertha BSC in der vergangenen Saison hin zur Stammkraft beim derzeitigen Bundesliga-Dritten VfB. Sein Trainer Hoeneß setzte am Wochenende zu einer regelrechten Lobeshymne auf Mittelstädt an: „Seine Entwicklung ist herausragend. Er verteidigt sehr gewissenhaft und diszipliniert, ist taktisch gut und nach vorne überragend.“ Natürlich könne er zu Recht von der Nationalelf träumen, so Hoeneß.

Maximilian Mittelstädt Foto: Baumann

Neben seiner eigenen Leistung hat der gebürtige Berliner einen weiteren entscheidenden Vorteil: Links hinten besteht nicht gerade ein Überangebot, sogar Mittelfeldspieler Kai Havertz lief im November dort aushilfsweise auf. Mittelstädts Konkurrenten David Raum (RB Leipzig) und Robin Gosens (Union Berlin) spielen zudem alles andere als eine sorgenfreie Saison. Wie groß die Einsatzchancen letztlich sind, wird auch vom System abhängen: Eine Viererkette wäre Mittelstädt vom VfB gewohnt, bei einer Fünferkette käme Gosens ins Spiel. Ein heißer Nominierungskandidat ist der Stuttgarter aber in jedem Fall.

Prognose: Hält er seine Topform, steht er im März im Kader