Kamera läuft: Der VfB (Christian Gentner) im Fokus des Fernsehens. Foto: Pressefoto Baumann/Bearbeitung: Gröger

Die 36 Clubs der Fußball-Bundesliga und der zweiten Liga bekommen künftig deutlich mehr Fernsehgeld. Dafür müssen sie bis zur letzten Sekunde um jeden Tabellenplatz kämpfen.

Stuttgart - Einmal noch wird es für die Profis des VfB Stuttgart in dieser Bundesligasaison ernst: An diesem Samstag (15.30 Uhr) empfangen sie zum Finale in der Mercedes-Benz-Arena den FSV Mainz 05. Im Grunde geht es dabei für den VfB sportlich um nichts mehr. Denn in der Tabelle hat die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia nach oben und nach unten einen dicken Puffer: Die Europa-League-Plätze sind unerreichbar, die Abstiegszone ist weit weg. Als einziges Ziel bleibt, vom sportlichen Ehrgeiz abgesehen, also nur noch, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das wird sich von der kommenden Saison an gründlich ändern.

Dann geht es speziell im Endspurt um Millionen – um Fernseh-Millionen. Wer dann bis zuletzt kämpft und den einen oder anderen Tabellenplatz gutmacht, bekommt ein größeres Stück vom Kuchen. Wer die Saison auslaufen und sich hängen lässt, muss dafür womöglich teuer bezahlen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Schuld ist der neue Fernsehvertrag, der in diesem Sommer in Kraft tritt und den Proficlubs ungleich mehr Geld einbringt als bisher – im Schnitt 628 statt 412 Millionen Euro pro Saison. Bisher sind für die Verteilung die jeweils vier vorangegangenen Spielzeiten ausschlaggebend, die multipliziert werden – die aktuelle Saison mit Faktor vier, die vorangegangene mit Faktor drei und so weiter. Daraus resultiert eine Rangliste, nach der das Geld verteilt wird. Die Bundesliga erhält 80 Prozent, die zweite Liga 20 Prozent der Gesamtsumme.

Jeder Spieltag hat gleich großes Gewicht

Der neue Fernsehvertrag bringt zwei Änderungen mit sich, die weitreichende Folgen für die Vereine haben können. Bisher richtet sich die Summe, die jeder Club am Ende einer Saison kassiert, nach der jeweiligen Durchschnittsplatzierung in der Liga. Das bedeutet, dass jeder Spieltag gleich großes Gewicht hat. Künftig kommen fünf statt vier Spielzeiten in die Wertung. Wichtiger noch: Dann zählt nur noch der Tabellenplatz, den die Vereine nach dem 34. Spieltag innehaben. Da die aktuelle Saison dann mit Faktor fünf gewichtet wird, können die Auswirkungen beträchtlich sein.

Fällt ein Club also im Endspurt um drei oder vier Plätze in der Bundesliga zurück, büßt er eine Menge Geld ein. Umgekehrt profitiert er, wenn er auf den letzten Drücker den einen oder anderen Platz gutmacht. So kann der VfB, der nach 33 Spieltagen Platz elf belegt, an diesem Samstag gegen Mainz noch Tabellen-Neunter werden – er kann aber auch auf Rang 13 zurückfallen. Hätte er die Spiele gegen Augsburg und Greuther Fürth gewonnen, wäre er jetzt sogar Tabellen-Siebter. „Wenn in der Fernsehgeld-Rangliste mehrere Vereine nahezu gleichauf liegen, kann es wehtun, wenn man in der Bundesliga-Tabelle mehrere Plätze einbüßt“, sagt VfB-Finanzvorstand Ulrich Ruf, „dann kann es schon um einen hohen sechsstelligen Betrag gehen, den man hinzugewinnt oder verliert.“

Ulrich Ruf: „Künftig steigt das finanzielle Risiko“

Wobei – grundsätzlich profitieren zunächst einmal alle Profivereine vom neuen Fernsehvertrag. Die Steigerungsrate beträgt rund 50 Prozent, da kann keiner meckern. Bayern München kassiert als Spitzenreiter der Vierjahreswertung in dieser Saison 25,8 Millionen Euro. Hält der Rekordmeister in der neuen Spielzeit seine Top-Position, steigt die Summe auf 33,2 Millionen Euro. Der VfB Stuttgart rangiert aktuell bei rund 21 Millionen Euro. Hält er seinen Platz in der Fernsehgeld-Rangliste, winken ihm nächste Saison rund 26,4 Millionen Euro.

Nun ist Ulrich Ruf keiner, der deshalb in lauten Jubel ausbricht. „Künftig steigt das finanzielle Risiko“, behauptet er sogar – allerdings auf einem deutlich höheren Niveau. Andererseits räumt er ein: „Aufgrund der Fünfjahreswertung ist dieses Risiko abgefedert.“ Denn die Platzierung in der Bundesliga-Tabelle ist nicht gleichbedeutend mit der Platzierung in der Fernsehgeld-Tabelle. Clubs, die in der Bundesliga am Saisonende noch zwei oder drei Plätze einbüßen, fallen beim Fernsehgeld-Ranking nicht ebenfalls um zwei oder drei Plätze zurück.

Das liegt daran, dass die Quote, die der VfB und seine Mitstreiter in den letzten vier Spielzeiten erreicht haben, unabänderlich feststehen – nur die Spielzeit 2013/14 macht bei der Berechnung der nächsten Quote die Schwankungen aus. Wie groß diese beim VfB ausfallen, hängt auch davon ab, wie dicht die anderen Clubs in der Fernsehgeld-Rangliste vor und hinter ihm liegen. „Wenn der VfB auf einen direkt vor oder hinter ihm platzierten Verein Boden gutmacht oder verliert, kann es auch gravierende Auswirkungen haben“, sagt Ruf.