Mit ernster Miene: Alexander Wehrle, der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, spricht über die Umstände des Trainerwechsel. Foto: Baumann/Julia Rahn

Der Entscheidungsprozess im Fall der Trennung von Bruno Labbadia wird als lang empfunden. Fabian Wohlgemuth spricht dabei von einem Dilemma – und Alexander Wehrle äußert sich zur Abfindungsregelung.

Am Ende ist Alexander Wehrle doch ein Lächeln über das Gesicht gehuscht. Die veranschlagten 45 Minuten für die Pressekonferenz näherten sich dem Zeitlimit, und Sebastian Hoeneß erklärte gerade, wie er sich Fußball vorstellt, da passierte es: Der Vorstandsvorsitzende des Vf B Stuttgart schien sich tatsächlich etwas zu entspannen.

Der Druck auf den VfB ist hoch, und Wehrle erlebt schwere Momente. Zuletzt teilte der 48-Jährige gemeinsam mit Sportdirektor Fabian Wohlgemuth Bruno Labbadia persönlich mit, dass dessen Mission Klassenverbleib nach vier Monaten zu Ende ist.

Wie ist das mit der Hängepartie?

Vorausgegangen war ein Entscheidungsprozess, der in der Öffentlichkeit als (zu) lange empfunden wurde. Von der ersten Nachricht am Samstagabend, der Trainer stehe nach der 0:3-Niederlage beim 1. FC Union Berlin vor dem Aus, bis zur offiziellen Mitteilung am Montagnachmittag, dass Labbadia freigestellt sei und nun Hoeneß den Bundesligisten übernehme, vergingen knapp zwei Tage. Dazwischen gab es reichlich Gespräche. Als Hängepartie sahen das die Kritiker. Wohlgemuth verweist auf sein Dilemma: „Wenn es schnell geht mit dem Trainerwechsel, dann heißt es, dies sei ein abgekartetes Spiel gewesen.“

Der Sportdirektor nimmt jedoch für sich in Anspruch „offen, ehrlich und diskret“ zu arbeiten. Offenbar war der Beschluss zum Trainerwechsel bereits am Sonntag gefallen. Hoeneß erschien jedoch erst am Montagnachmittag auf dem Clubgelände. „Letztlich ging es darum, aufs Gaspedal zu drücken“, sagt Wohlgemuth. Er sieht die dringende Notwendigkeit eines neuen Impulses, um im Abstiegskampf eine Trendwende hinzubekommen. Parallel muss Wehrle nicht nur das Scheitern seines sportlichen Plans erklären, sondern auch, wie sich die Trennung finanziell gestaltet. „Wir haben im vergangenen Dezember ein Vertragskonstrukt gefunden, das fair und gut für den VfB ist“, sagt der AG-Boss.

Teuer wird es dennoch für die klammen Stuttgarter. Labbadias Vertrag läuft bis 2025, gültig ist dieser nur für die Bundesliga. „Ich kann keine Zahlen nennen“, sagt Wehrle, „aber wir haben beide Szenarien berücksichtigt.“ Klassenerhalt und Abstieg – im ersten Fall erhält der geschasste Coach eine höhere Abfindung. Bernhard Trares, Benjamin Sachs und Günter Kern kamen als Assistenten mit Labbadia nach Stuttgart. Sie gehören jetzt nicht mehr dem Trainerteam an, was ebenfalls Geld kosten dürfte.

Wer spricht alles mit?

In Summe geht es vermutlich um einen Millionenbetrag. Ein erweitertes Budget sei für die Personalrochade nicht nötig, so Wehrle. Die Zustimmung des Aufsichtsrates benötigte er aber zweimal – gegen Labbadia und für Hoeneß. Dafür ist in dringenden Fällen im Kontrollgremium der Präsidialausschuss zuständig, bestehend aus Präsident Claus Vogt, Vizepräsident Rainer Adrion und Investorenvertreter Peter Schymon (Mercedes).

Einstimmig fielen die Voten aus, so Wehrle. „In erster Linie ist das aber eine Entscheidung von Fabian und meiner Person“, betont er. Die Meinungen der externen Berater Sami Khedira und Philipp Lahm sowie von Christian Gentner, Leiter der Lizenzspielerabteilung, wurden zuvor jedoch eingeholt. In dieser Saison übernimmt nun Trainer Nummer vier das VfB-Team. Zum Vergleich: Der SC Freiburg listet seit Volker Finke 1991 vier Trainernamen in den vergangenen 32 Jahren auf.