Bernd Leno wechselt endgültig zu Bayer Leverkusen. Foto: dpa

VfB verkauft Torwarttalent Bernd Leno nach Leverkusen - Geld kann nicht wieder investiert werden.

Stuttgart - Der Poker um Bernd Leno ist beendet. Der 19-jährige Torhüter, der bislang an Bayer Leverkusen ausgeliehen war, wechselt endgültig zum Werkclub. Der VfB gibt damit wieder einmal ein Toptalent aus den eigenen Reihen ab - wird aber erneut ordentlich entlohnt. Bayer überweist fast neun Millionen Euro.

Womöglich ging es den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen am Ende darum, ihr eigenes Ultimatum einzuhalten. Schließlich hatte Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer, auf eine Entscheidung bis Ende November gedrängt. Vielleicht war aber auch einfach die Zeit reif, den Poker zu beenden und den Transfer endlich unter Dach und Fach zu bringen. So oder so - seit gestern ist klar: Bernd Leno wechselt endgültig vom

VfB Stuttgart

zu Bayer Leverkusen. "Ich bin dem Club sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat", sagt der 19-jährige Torhüter.

Dankbar ist der Keeper auch dem VfB, nicht nur wegen der "tollen Ausbildung", die er auf dem Wasen genossen hat. Sondern auch dafür, dass die Roten die Ausleihe nach Leverkusen im Sommer überhaupt ermöglicht haben. Nur so konnte sich Leno, der bis dahin lediglich in der Dritten Liga am Ball gewesen war, in der Bundesliga präsentieren. "Bernd hat eine Riesenchance bekommen und sie genutzt", sagt Lenos Berater Uli Ferber, der den Vertrag bis 2017, den das Talent nun erhält, als "Anerkennung und Vertrauensbeweis sieht". Und der VfB?

VfB kann Abgang verschmerzen

Der kann den Abgang sportlich verschmerzen, denn "der Torhüter, der bei uns spielt, hält exzellent", wie Fredi Bobic betont. Der Sportdirektor spricht dabei von Sven Ulreich, der Nummer eins der Roten. Wäre Leno zurückgekommen, wäre der Konkurrenzkampf entbrannt, was der Ruhe im Verein nicht unbedingt zuträglich gewesen wäre. Nun spricht Bobic von einem "guten Deal", der alle Seiten zufrieden macht.

Zwar sagt Bruno Labbadia: "Als Trainer strebe ich natürlich danach, die besten Spieler zu haben." Der VfB-Coach weiß aber auch um die wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Roten, die das Geld aus dem Leno-Transfer dringend gebrauchen können.

Nach wochenlangem Hin und Her waren es am Ende wohl die Leverkusener Verhandlungsführer, die den entscheidenden Schritt auf den VfB zugegangen sind. Fredi Bobic jedenfalls erklärt: "Wir hatten ganz klare Vorstellungen, die sind erfüllt worden."

Der VfB ist nicht handlungsunfähig

Fast neun Millionen Euro spült der Wechsel des Torhüters somit in die Vereinskasse - lange bleiben werden sie dort allerdings nicht, da im VfB-Etat noch eine beträchtliche Lücke geschlossen werden muss. Bobic ist daher auch weit davon entfernt, die Einnahmen gleich für mögliche Neuzugänge zu verplanen. "Es ist nicht angedacht, das Geld wieder zu investieren", sagt der Sportdirektor. Mit Blick auf die kommende Transferperiode im Januar gilt aber auch: Der VfB ist nicht handlungsunfähig.

Wobei auf der Torhüterposition trotz des Abgangs von Bernd Leno keine Probleme entstehen. Hinter Sven Ulreich steht der erfahrene Marc Ziegler für den Notfall bereit, zudem spielt auch André Weis vom VfB II eine starke Saison. Dahinter verfügen auch Jonas Wieszt (VfB II) und Odisseas Vlachodimos (A-Junioren) über großes Talent.

So wie Bernd Leno, der nun erstmal in Leverkusen sesshaft werden kann - und sich nach Ende des Transferpokers voll und ganz auf sportliche Belange konzentrieren kann. "Das Ganze hat ihn doch beschäftigt", sagt Ferber, "dennoch hat er immer seine Leistung gebracht." Nun freue sich sein Schützling auf das Achtelfinale der Champions League. Das steht im kommenden Jahr an, wenn bei Bayer auch Ex-Nationaltorhüter René Adler sein Comeback feiern möchte. Dass dessen Vertrag, der 2012 ausläuft, verlängert wird, hat Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler aber bereits als "unwahrscheinlich" bezeichnet.