Thomas Hitzlsperger genießt in Stuttgart großes Vertrauen. Foto: Pressefoto Baumann

Thomas Hitzlsperger, Simon Rolfes oder Sebastian Kehl: In der Fußball-Bundesliga drängt eine neue Generation smarter Ex-Profis in die Führungspositionen der Klubs.

Berlin - Sie gelten als kommunikativ, bescheiden und neigen nicht zu emotionalen Ausbrüchen in der Öffentlichkeit: In Thomas Hitzlsperger, Simon Rolfes und zuvor schon Frank Baumann und Sebastian Kehl hat eine neue Riege ehemaliger Profis leitende Positionen in ihren Klubs übernommen, die der Fußball-Bundesliga ein neues Gesicht geben.

Die Verbalattacken oder Wutausbrüche eines Uli Hoeneß oder Rudi Völler gehören nicht zum gängigen Repertoire der neuen Chefs, die eher durch wohlformulierte Sätze und eine gewisse Bescheidenheit auffallen. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass Hitzlsperger, Rolfes und Kehl erfolgreich als TV-Experten gearbeitet haben oder noch arbeiten und dabei ihre Medientauglichkeit schulen konnten.

Hitzlsperger genießt großes Vertrauen

Auch die Klubs dürften froh sein, junge, unverbrauchte Gesichter präsentieren zu können, die das positive Image fördern. Der Süddeutschen Zeitung fiel auf, dass es sich bei allen um ehemalige Mittelfeldspieler, und speziell um frühere Sechser handelt, die nun wieder in ihren Klubs auf anderer Ebene eine Schlüsselrolle besetzen, „an der man Überblick, eine gewisse Führungskraft sowie ein sehr spezielles Verständnis von Altruismus (Uneigennützigkeit, Anm. d. Red.) braucht.“ Ob genau diese Eigenschaften den Ausschlag gaben, dass Hitzlsperger Sportdirektor beim VfB Stuttgart wurde, ist nicht ganz geklärt. Jedenfalls genießt der 52-malige Nationalspieler beim Traditionsklub großes Vertrauen.

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Der 36-Jährige soll den Klub nicht nur vor dem Abstieg retten, sondern langfristig entwickeln. „Sehe ich aus wie ein Feuerwehrmann?“, fragte der 36-Jährige bei seiner Vorstellung am Dienstag mit einem Lächeln und bewies, dass sich die neuen Chefs bei aller Seriösität auch einen Schuss Selbstironie leisten können. Auch Rolfes bekleidet seit Ende November bei Bayer Leverkusen das Amt des Sportdirektors und soll langfristig Völler als Gesicht des Werksklubs ablösen. Keine leichte Aufgabe, doch Völler selbst traut Rolfes das zu, auch wenn der 37-Jährige nicht über eine vergleichbare Aura wie der 1990er-Weltmeister verfügt. „Simon ist zwar ein ruhiger Typ, weiß aber genau was er will“, betonte Völler.

Salihamidzic hat zu kämpfen

Weniger als Alpha-Tier, dafür mehr als nahbare Teamplayer verstehen sich auch Baumann und Kehl in ihren Jobs. Sowohl Bremens Geschäftsführer als auch Dortmunds Leiter der Lizenzspielerabteilung genießen mittlerweile hohe Sympathiewerte, beiden wird ein großer Anteil an der positiven Entwicklung der Mannschaften beigemessen. Eine etwas andere Rolle hat da Hasan Salihamidzic beim Rekordmeister Bayern München inne. Der 42-Jährige gehört zwar auch zu den noch jungen Sportdirektoren der Liga, muss aber mit deutlich mehr Gegenwind klarkommen als seine Kollegen. Nach seiner Inthronisierung im August 2017 musste sich der Bosnier in der Öffentlichkeit zunächst eine monatelange Diskussionen gefallen lassen, ob er denn überhaupt die richtige Person für den Job sei.

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Neuerdings gibt Salihamidzic auch in der Abteilung Attacke Gas und bewegt sich da auf den Spuren von Uli Hoeneß. Im vergangenen Dezember hatte der Ex-Profi für Aufsehen gesorgt, als er im Interview mit der Welt am Sonntag einen Vergleich mit seinen Vorgängern Matthias Sammer und Christian Nerlinger zog: „In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern.“ Und auch am vergangenen Samstag ging Brazzo verbal in die Offensive. Im Streit mit dem Sky-Experten Dietmar Hamann um dessen Kritik an Bayern-Stürmer Robert Lewandowski warf der Bosnier dem Ex-Nationalspieler eine Kampagne vor. Smart und bescheiden war das Auftreten von Salihamidzic dabei nicht, doch bei den Bayern ticken die Uhren schon immer anders - vor allem in der Chefetage.