Markus Weinzierl ist seit Oktober Trainer des VfB Stuttgart. Foto: Baumann

Der Trainer Markus Weinzierl hat nach der Berufung von Thomas Hitzlsperger zum Sportvorstand des VfB Stuttgart als Nachfolger von Michael Reschke einen Stimmungswandel ausgemacht – der hilft auch ihm.

Stuttgart - Wenn es schlecht läuft, fliegt in der Fußball-Bundesliga normalerweise der Trainer. Der krisengeschüttelte Tabellen-16. VfB Stuttgart hat indes einen anderen Ansatz gewählt und einen anderen Impuls gesetzt, indem er am Dienstag stattdessen den Sportvorstand ausgetauscht hat. Thomas Hitzlsperger hat Michael Reschke abgelöst. Der Coach Markus Weinzierl ist dagegen trotz schwacher Bilanz und dem miserablen Auftritt bei Fortuna Düsseldorf (0:3) weiter im Amt, hat nun aber einen neuen Vorgesetzten.

Wenn es schlecht läuft und dann ein anderer Sportvorstand auf den Plan tritt, bringt dieser normalerweise eigene Vorstellungen mit – freilich auch, was die Besetzung des Trainerpostens angeht. Für Weinzierl bedeutet der Wechsel aber keine Verschlechterung seiner Position.

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Reschke hatte ihm Anfang der Woche nur noch das Vertrauen bis zum Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen RB Leipzig ausgesprochen. Hitzlsperger hat dem Coach bei seinem Amtsantritt zwar keine Jobgarantie darüber hinaus gegeben, er schätzt Weinzierl jedoch und gibt ihm zumindest für den Moment alle Chancen, das Ruder noch herumzureißen. „Thomas hat es ja gesagt, dass er an meiner Seite ist und wir jetzt hundertprozentig in eine Richtung arbeiten, uns täglich austauschen und zielgerichtet arbeiten“, sagt Weinzierl. „Ich habe großes Vertrauen in Thomas und seine Aussagen. Wenn er sagt, er steht bis zum letzten Tag an meiner Seite und wir arbeiten hundertprozentig in eine Richtung, dann reicht mir das.“

Die beiden kennen sich schon länger. In seiner vorherigen Funktion als VfB-Nachwuchschef hat Hitzlsperger auch immer wieder die gute Zusammenarbeit mit Weinzierl gelobt, mit dessen Amtsantritt die Türe für die eigenen Talente in Richtung Profiteam wieder aufgegangen war, trotz prekärer sportlicher Situation. „Wir verstehen uns gut und schätzen uns gegenseitig“, sagt Weinzierl. „Wir werden über die Probleme sprechen, alles besprechen und das lösen. In der Konstellation ist es aber nichts anderes als in der vorigen: dass wir Punkte brauchen – und dass der Trainer Punkte braucht.“ Da macht er sich nichts vor.

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Die Personalrochade von Reschke zu Hitzlsperger konkret beurteilen möchte der VfB-Coach nicht. „Für mich gilt’s, nach vorne zu schauen“, sagt Weinzierl und führt weiter aus: „Es gilt jetzt nicht die Entscheidung zu bewerten, ob richtig oder falsch – es zählt der Erfolg. Es macht keinen Sinn, mich da jetzt irgendwie in irgendeine Richtung zu äußern.“

Reschke, der die A-Junioren von Bayer Leverkusen 1986 als Coach zur Meisterschaft führte und in dem immer noch viel Trainerherz steckt, hat viel Einfluss auf das Tagesgeschäft der Mannschaft genommen – vielleicht zu viel, wenngleich es da ja keine festen Regeln gibt und das von Sportvorstand zu Sportvorstand unterschiedlich gehandhabt wird. Am Ende sind seine Einlassungen manchem beim VfB allerdings als Belehrungen sauer aufgestoßen. Gilt das auch für Markus Weinzierl? Der 44-Jährige wiegelt ab: „Wir sind alle unzufrieden, weil der VfB ein Traditionsverein ist, der nicht in den Tabellenkeller gehört. Deswegen ist klar, dass wir uns häufig unterhalten haben – alles in einem gewissen Rahmen, der okay war.“

Am Mittwoch, seinem ersten vollen Arbeitstag als Sportvorstand, hat Hitzlsperger direkt das Gespräch mit der Mannschaft gesucht – und offenbar die richtigen Worte gefunden. „Es war eine gute Ansprache von Thomas“, sagt Weinzierl. „Er hat es in seiner Ansprache auf den Punkt gebracht: Die Jungs haben es in der Hand. Es steht nicht der Sportvorstand auf dem Platz, auch der Präsident kann da nichts bewirken, die Spieler müssen es regeln. Die positive Herangehensweise kann unser Trumpf jetzt in der Phase sein.“

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Genau das ist das Feld, auf dem ein Sportvorstand in der jetzigen Situation gewinnbringend einzuwirken vermag. Auf dem Transfermarkt kann er ja nicht mehr reagieren, er kann jedoch die Atmosphäre verändern. „Wenn du so eine Tabellenkonstellation hast und so ein Spiel erleben musstest wie am Sonntag in Düsseldorf, ist klar, dass alles negativ ist. Dann braucht man positive Einflüsse“, sagt Weinzierl. „Es reicht, wenn da eine andere Ansprache da ist und positive Worte fallen und man das, was war, abhakt und nach vorne schaut.“

Der Trainer hat mit der Unterstützung des neuen Sportvorstandes noch eine letzte Chance, die Kehrtwende beim VfB zu schaffen. Entscheidend wird sein, wie das Team sich nach dem Debakel in Düsseldorf am Samstag präsentiert. „Ich glaube, dass es immer einen gewissen Charme hat, irgendwo einen Neustart zu haben“, sagt Weinzierl, der seit Oktober beim VfB ist. „Thomas bringt neue Ideen und neuen Schwung in die Mannschaft und den Verein, er erzeugt positive Stimmung.“ Einen anhaltenden Effekt wird dies allerdings nur haben, wenn schnell positive Ergebnisse dazukommen.