Jubeln sie am Samstag wieder gemeinsam? Andreas Beck (links) und Mario Gomez. Foto: dpa

Der VfB Stuttgart wartet im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga seit Langem auf eine Initialzündung. Wir nennen vier Gründe, warum es an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen die TSG 1899 Hoffenheim klappen kann.

Stuttgart - Es herrscht das Prinzip Hoffnung. Aus gutem Grund: Neun Bundesligabegegnungen und damit genügend Möglichkeiten verbleiben dem VfB Stuttgart, um sich aus dem Abstiegssumpf zu ziehen. Nur so ließe sich eine Fußballsaison retten, in welche der VfB mit seinem Anhang so zuversichtlich gestartet war und die ihm am Ende ein Novum bescheren könnte – die Relegation.

Noch nie in seiner Geschichte musste der Verein für Bewegungsspiele von 1893 den Umweg über die Entscheidungsspiele gegen den Tabellendritten der zweiten Liga gehen, um die Erstklassigkeit zu sichern. Doch dieses Szenario rückt unweigerlich näher, wenn den Stuttgartern keine Initialzündung gelingt. Am besten gegen ein eigentlich besseres Team. Wie 1899 Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr).

„Hoffnung macht uns auf jeden Fall die Leistung der vergangenen drei Spiele“, sagt der Trainer Markus Weinzierl. „Man sieht: die Spieler rennen und kämpfen füreinander.“ Jetzt soll sich der Zusammenhalt in Punkten auszahlen, ansonsten läuft der VfB Gefahr, vollends zum Club der verpufften Hoffnungen zu werden – vier Beispiele samt neuen Hoffnungsschimmern.

1. Trainerwechsel

Natürlich war im vergangenen Herbst mit dem Trainerwechsel von Tayfun Korkut zu Markus Weinzierl die große Hoffnung verbunden, dass es mit dem neuen Mann schnell aufwärts gehen würde. Rein faktisch ist der VfB seit Weinzierls Amtsantritt nach dem siebten Spieltag auch nach oben geklettert – vom letzten auf den drittletzten Tabellenplatz.

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Allerdings hat es nach den demoralisierenden Auftaktniederlagen unter dem Bayer (0:4, 0:4, 0:3) lange gedauert, ehe sich die Mannschaft gefunden und gefangen hat. Nun spielt der VfB in einer 3-5-2-Grundordnung, was ihm mehr Sicherheit verleiht. Weinzierl hat es zudem verstanden, dem Team zu vermitteln, dass es im Abstiegskampf über Mentalität und Kompaktheit kommen muss – und nicht über die spielerische Linie. Angst vor prominenten Namen wie Mario Gomez oder Christian Gentner (beide waren zuletzt Ersatz) zeigt der Trainer bei seinem Vorgehen nicht. „Darauf kann und will ich keine Rücksicht nehmen“, sagt Weinzierl.

2. Donis/Didavi

Ach, wie wurden sie vermisst. Daniel Didavi und Anastasios Donis. Als die beiden wochenlang verletzt ausfielen, galten sie beim VfB als die großen Hoffnungsträger. Kein Spieltag verging, ohne dass Trainer oder Manager den Ausfall der Offensivkräfte beklagten. Der eine würde endlich Tempo in die lauen Angriffe bringen, und der andere für mehr Spielkultur sorgen.

Nun nehmen beide auf dem Platz immer noch keine entscheidende Rolle ein. Donis, weil er Disziplin auf und außerhalb des Platzes für überschätzt hält. So hat Alexander Esswein dem schnellen Griechen den Rang abgelaufen. Denn der Winterzugang aus Berlin scheut keinen Zweikampf und und spult ein enormes Pensum ab. Dagegen ist für Didavi kein Platz in der Stammelf, weil der Mittelfeldspieler nach seinen Achillessehnenproblemen weiterhin nicht vollständig fit ist. Steven Zuber dagegen schon. Und wie Esswein bringt die zweite Leihgabe mehr Intensität und eine stärkere Physis in das Stuttgarter Spiel ein.

3. Neustart

Einmal mehr wurde beim VfB im Januar ein sportlicher Neustart ausgerufen. Zur Rückrunde sollte vieles besser werden. Denn Markus Weinzierl hatte ja die Winterpause, um das Team zu stärken. Zugegeben, viel Zeit blieb dem Trainer für dieses Vorhaben dennoch nicht. Trotz der Neuzugänge Steven Zuber, Alexander Esswein und Ozan Kabak holten die Stuttgarter dann aus den ersten drei Rückrundenpartien aber wie in der Hinrunde nur einen Zähler und erlebten daraufhin in Düsseldorf einen Tiefpunkt. Der Mittelfeldspieler Gonzalo Castro bezeichnet das 0:3 aber auch als Wendepunkt, „weil wir uns so nicht mehr präsentieren wollten“.

Seither wird ein leichter Aufschwung verzeichnet. Gefühlt ist er beim VfB sogar größer als es die Ergebnisse der vergangenen Partien (zwei Niederlagen, ein Sieg) vermuten lassen. Messbar ist dagegen, dass die Mannschaft mehr läuft. Somit ist sie ein unbequemerer Gegner als in der Vorrunde. Manche würden sogar behaupten: Erst jetzt ist der VfB in zahlreichen Begegnungen überhaupt wieder konkurrenzfähig.

4. Gegentore

Mit ihrer Dreierabwehrkette um Benjamin Pavard, die sich bei Bedarf zu einem Fünferriegel ausbauen lässt, erschweren die Stuttgarter ihren Gegnern seit Kurzem das Toreschießen. Markus Weinzierl spricht deshalb viel von der hinzugewonnenen „defensiven Stabilität“. Allerdings ist es auch so, dass der VfB zu viele Gegentore kassiert. 55 nach 25 Spieltagen sind es bislang – eine Absteigerbilanz, denn selbst während der besseren Partien gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund musste der Torhüter Ron-Robert Zieler jeweils dreimal hinter sich greifen.

„In erster Linie müssen wir die Hoffenheimer Offensive in den Griff bekommen“, sagt der Trainer und findet für den positiven Trend beim VfB einen eigenen Vergleich: Hin- und Rückspiel gegen die Dortmunder. 0:4 und 1:3 lauteten die Resultate – der markante Unterschied war jedoch, dass der eine Auftritt des BVB spielerisch leicht verlief und der andere einem harten Stück Arbeit glich. Daraus schöpft der VfB neuen Mut, den abergläubische Fans durch ein paar Zahlen gestärkt sehen können: Zuletzt hat das Team von 1899-Trainer Julian Nagelsmann zwölf Mal hintereinander auf fremden Bundesligaplätzen getroffen. Letztmals gingen die Hoffenheimer am 5. Mai 2018 leer aus – beim 0:2 in Stuttgart.