Gladbachs Innenverteidiger Marvin Friedrich schaltet sich bei Standards immer wieder mit nach vorne ein. Hier jubelt er nach seinem Kopfballtreffer gegen den 1. FC Köln vor rund vier Wochen. Foto: imago/Sven Simon

Bei ruhenden Bällen strahlt Gladbach in der bisherigen Saison eine besondere Torgefahr aus – weshalb beim VfB unter der Woche viel Standardtraining auf dem Programm stand.

Die Gegneranalyse ist schon längst ein fester Bestandteil der Spielvorbereitung im Profifußball. Wie lässt sich eine Mannschaft am besten knacken? Und wo liegen ihre besonderen Stärken? Vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach an diesem Freitag (20.30 Uhr) kommt der VfB Stuttgart bei der Beantwortung dieser Fragen um ein Thema gar nicht herum: die Standardstärke der Fohlen.

Denn die Elf von Trainer Daniel Farke verfügt fraglos über einen ziemlich gefährlichen Mix aus guten Schützen wie Lars Stindl auf der einen Seite und wuchtigen Kopfballspielern auf der anderen: Die beiden turmhohen Innenverteidiger Marvin Friedrich (1,93 Meter) und Nico Elvedi (1,89 Meter) zum Beispiel schalten sich regelmäßig mit nach vorne ein – und waren in dieser Spielzeit auch schon jeweils einmal per Kopf nach einem ruhenden Ball erfolgreich.

Keine Bundesliga-Mannschaft trifft so häufig nach Ecken wie Gladbach

Der Blick in die Statistik belegt diese Torgefahr ziemlich eindeutig: 35 Prozent der Borussen-Tore in dieser Saison sind nach Standards gefallen, der Durchschnittswert in der Bundesliga liegt immerhin neun Prozent darunter. Die Gladbacher halten auch mehrere Bestwerte: Nach Eckbällen haben sie ligaweit die meisten Tore (fünf) sowie die meisten Torabschlüsse (29) auf dem Konto. Und effektiv ist das Ganze meist auch noch: Keine Mannschaft benötigt weniger Ecken für ein Tor (zwölf), der Schnitt liegt bei 28.

Es überrascht daher nicht, dass das Thema auch beim VfB in der Trainingswoche im Fokus stand. „Absolut“, sagt der Stuttgarter Interimstrainer Michael Wimmer auf die Frage, ob in Gladbach die Verteidigung der ruhenden Bälle ein Schlüssel zum Erfolg sei. Er sieht sein Team aber gut vorbereitet: Man habe schon vor dem Spiel gegen den FC Augsburg viel an Defensivstandards gefeilt, um dem Gegner diese Stärke zu nehmen. „Und daran haben wir in dieser Woche dann weitergearbeitet.“ Es dürfte neben der konkreten Zuteilung von Gegenspielern auch um die zuletzt vermehrten Aufmerksamkeitslöcher gegangen sein – schließlich können gerade bei Standards kurze Momente geistiger Abwesenheit folgenschwere Konsequenzen haben.

Im Gegenzug, dieses Selbstvertrauen haben sie beim VfB schon auch, sollen die eigenen Stärken vor dem gegnerischen Tor zum Tragen kommen. „Unsere Offensivstandards gegen Augsburg waren richtig gut. Mit fast jedem Standard haben wir eine Torchance kreiert“, sagt Wimmer mit Blick auf die beiden kopfballstarken Stürmer Serhou Guirassy und Luca Pfeiffer, die vor allem von Borna Sosa mit ebenso scharfen wie präzisen Hereingaben gefüttert wurden. Eines also zeichnet sich schon jetzt ziemlich sicher ab: Es werden am Freitagabend im Borussia-Park viele hohe Bälle in die beiden Strafräume fliegen.