Können Esel und Lamas den Wolf abhalten, Rinder anzugreifen? Theoretisch ja, aber in den Überlegungen des Landes Baden-Württemberg spielt das momentan keine Rolle. Foto: imago/stock&people/Yay Images

Eine Meldung erweckt den Eindruck, dass Esel und Lamas im Schwarzwald die Rinder auf der Weide vor dem Wolf schützen sollen. Das Umweltministerium widerspricht.

Lamas und Esel sollen Rinder vor dem Wolf schützen? Diesen Eindruck erweckt eine Meldung zum Pilotprojekt im Schwarzwald, mit dem das baden-württembergische Umweltministerium zusätzliche Schutzmaßnahmen für Rinderhalter ausarbeiten möchte. Esel und Lamas sind zwar als Schutz vor dem Wolf nicht grundsätzlich ausgeschlossen, doch das Umweltministerium widerspricht der Meldung.

WWF: Esel können Herden mit Beißen und Treten gut verteidigen

„Dies hat mit dem Konzept, an dem das Umweltministerium und Betroffene derzeit arbeiten, nichts zu tun. Esel und Lamas sind momentan nicht in der Diskussion“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Ganz unrealistisch scheint die Idee aber nicht zu sein, sie spiele jedoch neben anderen Herdenschutzmaßnahmen – wenn überhaupt – eine eher untergeordnete Rolle: „Beide Tierarten können ein ausgeprägtes Abwehrverhalten gegen sogenannte Hundeartige vorweisen. Im Gegensatz zu Fluchttieren stellen sie sich einem potenziellen Angreifer und können diesen vertreiben“, heißt es aus dem Umweltministerium. Im künftig angepassten Schutzkonzept könnten je nach Betrieb also theoretisch Lamas und Esel empfohlen werden.

Auch die Umweltschutzorganisation WWF informiert auf ihrer Internetseite: „Im Ernstfall können Esel eine Herde mit Beißen und Treten recht gut verteidigen. Ihre natürliche Abneigung gegen Hundeartige macht sie zu guten Wächtern vor Wölfen.“ Der Einsatz von Lamas zum Herdenschutz werde in der Schweiz und in Frankreich getestet.

„Landwirtschaftlicher Betrieb und kein Tierpark“

Der Rinderhalter Markus Kaiser, der mit seinem Betrieb Teil des Pilotprojektes im Schwarzwald ist, zeigt sich skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Wolf da einen Unterschied macht. Wenn er will, reißt er auch einen Esel.“ Drei Lamas besitze er schon länger, aber Esel wird er sich keine anschaffen: „Wir sind ein landwirtschaftlicher Betrieb – und kein Tierpark.“

Welche konkreten Maßnahmen das angepasste Schutzkonzept des Umweltministeriums umfassen wird, ist noch nicht bekannt. Fest steht bisher: Neben Schafen und Ziegen soll es nicht mehr nur junge Rinder, sondern auch ältere miteinbeziehen.