Weil eine Maschine der Gesellschaft Sun Express ins Gras fuhr, war der Stuttgarter Flughafen am Sonntag mehrere Stunden lang lahmgelegt. Foto: dpa

Einen Tag nach dem Unfall am Stuttgarter Flughafen untersuchen Experten den verunglückten Flieger und dessen Blackbox. Derweil muss das Flughafen­personal Kritik einstecken.

Stuttgart - Nach dem Unfall einer Boeing 737 auf dem Stuttgarter Flughafen am Sonntag musste das Flughafenpersonal Kritik einstecken: Fluggäste beschwerten sich über zu spät übermittelte Informationen. Die Pressestelle verwies darauf, dass man über den Unfall „so schnell wie möglich“ eine Meldung auf die Internetseite gestellt habe. Allerdings sei diese schon bald aufgrund hoher Zugriffszahlen nicht zu erreichen gewesen. Eine Pressemeldung an die Redaktionen verschickte der Flughafen erst gegen 17 Uhr, als der Flugbetrieb wieder lief. So konnte auch das Radio keine Warnmeldung über den Stillstand auf den Fildern bringen.

Es herrschte leichter Regen und Westwind

Am Montag gab es noch keine neuen Erkenntnisse zur Unfallursache. Die Maschine sei von Osten nach Westen gelandet, da der Wind aus westlicher Richtung kam. Laut dem Deutschen Wetterdienst regnete es nur leicht. „Eine rutschige Fahrbahn kann eine Ursache sein, allerdings kein Aquaplaning, da die Maschine beim Ausrollen keine hohe Geschwindigkeit mehr hat“, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Es gebe noch eine Reihe von denkbaren Ursachen: „Es können einzelne Computersysteme ausgefallen sein, die den Piloten falsche Infos liefern. Oder die Piloten können Fehler machen“, sagt der Sprecher. Es seien auch schon Flugzeuge von der Rollbahn abgekommen, weil ein Reifen platzte. Dass der Flieger zu schnell rollte, sei jedoch eher unwahrscheinlich. Er hätte nach der letzten Abfahrt, dem Schnellabrollweg zum Vorfeld, noch ein Stück Landebahn zum Ausrollen gehabt. Ein Pilot dürfe sich den Abrollweg – quasi die Ausfahrt von der Landebahn – nicht selbst aussuchen, er bekomme Anweisungen vom Tower, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Die Spekulation, der Pilot habe aufgrund zu hoher Geschwindigkeit auf der Landebahn bis zum letzten Abrollweg am westlichen Ende der Landebahn gewartet und die Kurve nicht gekriegt, habe keine Grundlage.

Sicherheitsabstand zur Unfallstelle verhinderte Starts von der Landebahn

Passagiere, die festsaßen, fragten sich, warum kein Starten möglich war, obwohl die Maschine nicht auf der Startbahn verunglückt war. „Sie lag recht nahe daneben“, sagte die Flughafensprecherin. Es müssten gewisse Sicherheitsabstände eingehalten werden. Das Flugzeug habe erst weggebracht werden können, als Experten von der BFU an der Unfallstelle waren. Sie befragen nun Zeugen und werten den Voicerecorder, auch Blackbox genannt, aus.

Unfälle wie der vom Sonntag in Stuttgart heißen bei den Experten Runway Excursions. Im vergangenen Jahr sei in Deutschland keiner geschehen, seit dem Jahr 2000 insgesamt 69 in Deutschland, teilte die BFU auf Nachfrage mit.