Heiderose Wedekind hat sich über den Abbau von Briefkästen der Deutschen Post AG geärgert und sich für das Alternativ-Angebot des regionalen Dienstleisters BW Post Böblingen stark gemacht. Neben dem Hallenbadparkplatz steht nun ein solcher. Foto: Claudia Barner

Die Deutsche Post AG hat die Zahl ihrer Briefkästen in Waldenbuch reduziert – zum Unmut der Verwaltung und des Gemeinderats. Ein regionaler Dienstleister füllt nun die Lücke aus. Die Post reagiert verhalten.

Waldenbuch - In Waldenbuch geht die Post gleich doppelt ab. Nachdem die Deutsche Post AG die Anzahl der Briefkästen in der Schönbuchstadt zurückgefahren hat, positioniert sich der regionale Anbieter BW Post Böblingen mit eigenen Einwurf-Standorten und einem Servicepoint. Die Kunden haben die Wahl und entscheiden, ob der Briefwechsel trotz E-Mail und Whatsapp eine Zukunft hat.

Vor einem Jahr war man in der Stadt an der Aich auf die Deutsche Post nicht gut zu sprechen. Dass die gelben Briefkästen an der Seniorenwohnanlage an der Vorderen Seestraße und an der Berliner Straße auf dem Kalkofen abgebaut werden sollten, hatten Verwaltung und Gemeinderat nur durch Zufall erfahren. Die Hinweise darauf, dass sich vor allem die älteren Menschen in der Innenstadt mit weiteren Wegen schwertun, kamen zu spät. „Unsere Einwände und Bitten haben nichts bewirkt“, erinnert sich Ordnungsamtsleiterin Katharina Jacob.

Man wolle in jeder Gemeinde präsent sein

Inzwischen ist die Lücke geschlossen. Etwa 50 Meter vom Sonnenhof entfernt bietet sich neben dem örtlichen Küchenstudio eine postalische Alternative an. Der Dienstleister BW Post Böblingen hat die Chance genutzt und drückt der Schönbuchstadt als neue Marke ihren Stempel auf. Dort und im Gewerbegebiet Bonholz hatte der Mitbewerber seit 2012 vor allem Gewerbekunden angesprochen. Nun will man sich für alle Brieffreunde öffnen. Ein dritter Standort im Wohngebiet Kalkofen und ein Servicepoint im nahegelegenen Einkaufszentrum sollen sicherstellen, dass der neue Geschäftszweig Blüten treibt.

An der Ecke Liebenaustraße/Pestalozziweg gibt es seit einigen Wochen eine zusätzliche blaue Briefbox, die von Montag bis Freitag täglich geleert wird. Außerdem besteht künftig die Gelegenheit, im Waldenbuchladen Briefmarken des Alternativ-Anbieters zu erwerben. Für die Vertriebsleiterin der kreisweit agierenden BW Post Böblingen, Alessandra Pecora, ist das ein wichtiger Schritt. „Wir sind grundsätzlich daran interessiert, in jeder Gemeinde präsent zu sein“, sagt sie. Während die Deutsche Post Standorte aufgibt, ist dem regionalen Dienstleister vor allem daran gelegen, seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

„Viele Bürger wissen gar nicht, dass sie unsere Briefkästen ebenfalls nutzen können“, erklärt die Vertriebschefin. Unterstützung erhält das in Sindelfingen ansässige Unternehmen von der stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Stadtverbands Waldenbuch, Heiderose Wedekind. Sie hat sich über die Ignoranz der Post AG gegenüber den Bedürfnissen der Senioren so geärgert, dass sie aktiv geworden ist. Man kann nicht immer nur klagen, man muss auch handeln“, sagt die Steuerberaterin, die die Dienste des privaten Zustelldienstes schon seit Längerem nutzt. Zunächst hat sie die Senioren mit Briefmarken des Alternativ-Anbieters versorgt, dann hat sie sich bei Alessandra Pecora für den Briefkasten am Hallenbadparkplatz stark gemacht. „Das ist jetzt eine geschickte Sache“, stellt Wedekind zufrieden fest.

Die Deutsche Post AG sieht keinen Handlungsbedarf

Bei der Deutschen Post AG hat man die Aktivitäten der Mitbewerber im Blick. Handlungsbedarf sieht Gerold Beck, Pressesprecher des Unternehmens, jedoch nicht. „Bei uns gibt es sehr präzise Vorgaben dafür, wie und an welcher Stelle Briefkästen unterhalten werden“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Grundlage dafür bildet ein Wortungetüm namens Postuniversaldienstleistungsverordnung, in dem unter anderem festgelegt ist, dass die Entfernung bis zum nächsten Briefkasten in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als 1000 Meter betragen darf.

„Waldenbuch ist vor diesem Hintergrund bestens versorgt“, betont Gerold Beck. Im Stadtgebiet gebe es nach wie vor zwölf Standorte. „Die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Briefkasten liegt bei etwa 300 Meter. Das hat sich durch die Herausnahme der Angebote am Sonnenhof und in der Berliner Straße nicht maßgeblich verändert“, betont der Pressesprecher. Mit dem Abbau habe man darauf reagiert, dass die Zahl der eingeworfenen Briefe Jahr für Jahr um zwei bis drei Prozent zurückgehe. Eine weitere Reduzierung des Angebots in Waldenbuch sei trotz des anhaltenden Abwärtstrends jedoch nicht geplant.