Ist Heiderose Wedekind mit ihrem stromernden Auto unterwegs, drehen sich die Passanten nach ihr um. Foto: Claudia Barner

Wie elektrisch sind die Bewohner der Filder unterwegs? Was gut läuft und woran es hapert, erläutert eine Serie rund ums Thema E-Mobilität. Diesmal: Heiderose Wedekind aus Waldenbuch fährt seit anderthalb Jahren E-Auto.

Waldenbuch - Am 9. März 2015 hat sich für Heiderose Wedekind aus Waldenbuch eine neue Dimension des Fahrens erschlossen. An diesem Tag drückte ihr der Händler die Schlüssel ihres ersten Elektroautos in die Hand. Für die 62-Jährige ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. „Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für diese umweltfreundliche Art des Fahrens. Leider gab es bis dahin kein Modell, das groß genug für meine Bedürfnisse war“, erzählt sie.

Die Passanten drehen sich nach ihr um

Wenn die Steuerberaterin mit ihrem batteriebetriebenen BMW i3 zwischen dem Kalkofen und der Waldenbucher Innenstadt unterwegs ist, drehen sich die Passanten nach ihr um. Das wendige Elektroauto verursacht keine Geräusche, stößt keine Abgase aus und signalisiert auch durch sein Design: So könnte die mobile Zukunft aussehen.

Darauf sprang auch Heiderose Wedekind an, als ihr der reich bebilderte Prospekt aus der bayrischen Autoschmiede in die Hände fiel. „Das passt“, beschloss sie und gab ihre Bestellung auf. Den Beschluss hat die Neu-Stromerin nicht bereut. Anderthalb Jahre später und um einige Erfahrungen reicher stellt sie begeistert fest: „Es war die richtige Entscheidung.“

Mal eben reinsetzen und losfahren - so einfach ist das nicht. Für Heiderose Wedekind waren die ersten Monate mit dem Elektroauto ein Abenteuer. „Man muss sich schon gewaltig umstellen“, erzählt sie. Wer nicht mitdenkt, bleibt stehen. „Ich plane meine Fahrten ganz genau, damit mir unterwegs der Strom nicht ausgeht“, berichtet die 62-Jährige. Mit einer Akku-Ladung kommt sie im Durchschnitt 130 Kilometer weit. „Wenn ich maßvoll beschleunige und das Gelände eben ist, schaffe ich auch schon mal 145 Kilometer“, sagt die Unternehmerin.

Private Tankstelle in der Garage

Beim Betanken ist Geduld gefragt. Ist der Stromspeicher leer, heißt es Zeit mitbringen. „Selbst mit dem Schnellladekabel muss man drei Stunden einkalkulieren“, berichtet Heiderose Wedekind. Sie wartet deshalb nicht ab, bis das Display bei 20 Kilometern Rest-Reichweit Alarm schlägt. „Wenn möglich, hänge ich das Auto schon bei 60 Kilometern an den Strom“, sagt sie.

Wedekinds private Tankstelle ist die Steckdose der heimischen Garage. Doch auch unterwegs hat sie bisher immer eine Ladestation gefunden. Wo die nächste Zapfsäule ist, zeigt das Navigationsgerät an. Trotzdem empfiehlt es sich bei Fahrten auf unbekanntem Terrain, die Lage zuvor zu sondieren. „Ich habe auch schon vor defekten Ladestationen gestanden“, sagt Wedekind. Oder sie befanden sich auf einem Privatgrundstück, das nicht zugänglich war.

Die begrenzte Reichweite ist jedoch nur ein Aspekt, auf den sich die Besitzer von Elektroautos einstellen müssen. „Ein Elektroauto verursacht keine Motorgeräusche. Das ist für viele Fußgänger ein Problem. Sie hören mich nicht und gehen deshalb davon aus, dass sich kein Fahrzeug nähert“, erzählt Heiderose Wedekind. Inzwischen hat die Waldenbucherin ein Gespür für gefährliche Situationen entwickelt: „Fußgänger mit Stöpseln im Ohr laufen mir besonders oft vor den Wagen.“

Der Wagen geht ab wie Schnitzel

Elektro-Fan Wedekind hat umgedacht und genießt seitdem die positiven Seiten des elektrischen Fahrens. „Da ist natürlich das gute Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt die Mutter von drei Kindern. Die Familie hat sich für den Bezug von Öko-Strom entschieden, so dass die CO2-Bilanz noch besser ausfällt. Doch auch das Fahrgefühl überzeugt. „Der Wagen kommt im unteren Bereich unheimlich schnell auf Touren. Beim Anfahren geht er ab wie Schnitzel“, schwärmt die 62-Jährige. Vorteile gibt es zudem beim Parken. „Das Auto ist sehr wendig.“ Hinzu kommt, dass sich in überfüllten Innenstädten an den Stromzapfsäulen meist noch bequem ein Parkplatz finden lässt.

Für die Finanzexpertin steht fest: „Elektrisch fahren macht richtig Spaß.“ Den hätte sie sich jedoch nicht gegönnt, wenn sich das Leasing für sie nicht gerechnet hätte. Nach drei Jahren geht der Wagen zurück an den Händler. So spart die Waldenbucherin den kostspieligen Austausch des Akkus und muss sich über den Restwert keine Gedanken machen. „Für Normalbürger ist aber das Elektroauto meiner Meinung nach im Moment noch zu teuer“, meint sie und hofft darauf, dass sich das bald ändert.

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