Ein Antrag der Grünen-Fraktion, eine Strecke von 90 Metern in der Weiler Innenstadt zeitweise für Autos zu sperren, findet keine Mehrheit – ein Alternativvorschlag der Verwaltung allerdings schon.
Mit Beginn der Freischanksaison sollen rund 90 Meter der Stuttgarter Straße, zwischen Marktplatz und Kapuzinergasse, für den Autoverkehr gesperrt werden, zumindest an Teilen des Wochenendes. Von Samstag, 14 Uhr, bis Montagmorgen ist hier bald keine Durchfahrt mehr möglich. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung entschieden.
Beantragt hatte den Vorstoß die Grünen-Fraktion, sich dabei allerdings eine längere Sperrung gewünscht. Von Freitagabend bis Montagmorgen hätten die grünen Stadträte die Strecke gerne sperren lassen, beginnend mit Ende März. „Dass wir uns darüber Gedanken machen, wie es in der Innenstadt aussehen soll, begrüßen wir sehr“, so Grünen-Rat Stefan Kunze. „Aber uns geht die Weiterentwicklung zu sehr im Schneckentempo voran.“ Die zentrale Frage: „Wie viel Platz räumen wir Fußgängern ein?“ Dass es wichtig und notwendig sei, diesen Versuch zu wagen, betonte auch Fraktionsvorsitzender Alfred Kappler. Er nannte beispielhaft Nagold und Besigheim, wo Teile der Altstadt entsprechend verkehrsberuhigt seien – und auch dort habe es ansässige Geschäfte.
Einzelhandel soll nicht strapaziert werden
Besonders der Einzelhandel in der Stuttgarter Straße wird in puncto Verkehrsversuch zum Streitpunkt im Gemeinderat: „Die Überlegung ist sicherlich sinnvoll“, kommentierte Michael Hofbauer (CDU). „Aber wie ist die Verhältnismäßigkeit?“ FDP-Rat Hans Dieter Scheerer bezeichnete das Vorhaben als „nicht justiziabel“, gerade jetzt, wo man versuche, den Marktplatz wieder zu beleben. „Wir haben auch Ältere, die auf den Markt gehen“, sagt er. Eine Sperrung sei da „kontraproduktiv.“ Dass der Antrag keiner sei, der darauf abziele, das Gewerbe aus der Stadt zu jagen, betonte Grünen-Rätin Anke Matthias-Schwarz. Ähnliche Diskussionen hatte es auch gegeben, als vor einigen Jahren die Sanierung des Marktplatzes beschlossen wurde. Auch damals gab es Sorge um Einbußen für die ansässigen Händler, weil der Marktplatz mit der Sanierung autofrei wurde. „Wenn wir das Argument mit den Gewerbetreibenden zu hundert Prozent ernst nehmen, dann hätten wir heute keinen Marktplatz, wie er jetzt ist“, so Matthias-Schwarz.
Dass es zum Antrag der Grünen-Fraktion ein geteiltes Echo gebe, habe man auch in der Stadtverwaltung wahrgenommen, so Christian Walter. Der Kompromiss: Statt Freitagabend soll die Stuttgarter Straße nun erst ab Samstag, 14 Uhr gesperrt werden, um den Verkehrsversuch für die Händler verträglicher zu machen. Der Versuch soll außerdem erst starten, wenn der Wochenmarkt auf den Carlo-Schmid-Platz umzieht, frühestens Mitte bis Ende April. Glücklich sind damit aber noch nicht alle: „Wir leben von der Kundschaft mit Auto“, berichtet Huong Bach, die Mitbetreiberin des Kepler-Antiquariates in der Stuttgarter Straße ist – auch, weil etwa schwere Kisten mit gebrauchten Bücher oft mit dem Auto gebracht werden. Die Sperrung ab Samstagnachmittag sei für sie „gar kein Kompromiss.“ Bach sorgt sich außerdem, dass der Verkehrsversuch auch nach Ablauf der Versuchszeit bleiben könnte oder gar ausgeweitet wird. Für sie ist klar: „Ich bin komplett dagegen.“
Knappe Mehrheit für Alternativvorschlag
Die Sorge um den Einzelhandel und die Umsetzbarkeit – die Verwaltung mahnte in der Vorlage etwa an, dass für den Gemeindevollzugsdienst, der die Kontrolle durchführen würde, kein Sonntagsdienst vorgesehen ist – sind es schließlich auch, die einen Großteil der Gemeinderäte gegen den Vorschlag der Grünen stimmen lässt. Mehrheit findet unterdes aber der Kompromissvorschlag der Stadtverwaltung: Mit elf Ja-, acht Nein-Stimmen und drei Enthaltungen wurde dieser schließlich beschlossen.