Erwachsene sitzen auf der Straße, Kinder spielen: Im Jahr 2021 wurde die Augustenstraße anlässlich der Stuttgarter Mobilitätswoche schon einmal zum „Superblock West“. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Weniger Autos, dafür mehr Platz zum Verweilen auf der Straße: Das ist die Idee der Superblocks. Rund um die Augustenstraße in Stuttgart-West soll bald wieder so ein Versuch unternommen werden. Und diesmal soll alles besser werden.

Von einer Insel, wie man sie sich erträumt mit Palmen, Wasser und Ruhe, ist die Augustenstraße im Stuttgarter Westen weit entfernt. Kein einziger Baum wächst dort, stattdessen sieht man eine Menge Blech: parkende und fahrende Autos. Doch bald könnte die Augustenstraße zwischen der Schwab- und Silberburgstraße mit all den dazwischenliegenden Querstraßen zu einer Art Insel werden – mit viel weniger Verkehr und Parkplätzen, dafür mit Straßengastronomie, Platz zum Spielen für Kinder und viel mehr Grün. Das würde bedeuten, dass Anwohner zwar immer noch ihr Haus erreichen, aber Autofahrer durch aufgestellte Poller nicht mehr schnurstracks durch die Straße fahren können, sondern im Zickzack ans Ziel kommen.

Beim ersten Versuch sah es aus wie eine Großbaustelle

Im spanischen Barcelona nennt man solche Gegenden „Superilles“, also Superinseln. Hierzulande heißen sie Superblocks. Und wenn es nach den Stuttgarter Grünen geht, wird bereits im Juni ein Teil des Stuttgarter Westens versuchsweise zum Superblock. Dann findet die Urban Future Conference in Stuttgart statt, also eine Konferenz zur (nachhaltigen) Zukunft der Städte mit vielen Teilnehmern aus aller Welt. „Das würde perfekt passen“, sagt der Grünen-Stadtrat Marcel Roth.

Der Superblock ist längst keine völlig neue Idee mehr: Nicht nur in Barcelona, auch in Mannheim, Heilbronn und Berlin gibt es solche Areale, die durch das Fehlen von Autos eine höhere Aufenthaltsqualität bekommen sollen. Auch in Stuttgart hatte die Initiative Superblock West schon einmal provisorisch einen solchen für Autos gesperrten Bezirk aufgebaut, das war im Rahmen der Mobilitätstage im September 2021.

Allerdings war die Resonanz damals durchwachsen. „Da wurde viel mit Baustellenabgrenzungen gearbeitet. Das sah ein bisschen aus wie eine große Baustelle“, gibt Marcel Roth zu. Dennoch hätten sich die ansässigen Händler und die Gastronomie rege beteiligt; so wurden etwa vor dem Kulturzentrum Merlin als auch vor dem Restaurant Italo Disco sowie vor Cafés Sitzmöbel auf Parkplätzen und der Straße aufgebaut.

Diesmal soll alles schicker aussehen

Zur Mobilitätswoche im vergangenen Spätsommer sollte der Versuch dann optimiert werden. Diesmal sollte alles schicker aussehen, weniger wie eine Großbaustelle. Doch in einer großen Stadt wie Stuttgart verzögern sich so manche Projekte – und so auch dieses. „Wir hören nun, dass man sich ins Zeug legen muss, damit es diesen Sommer klappt“, sagt Marcel Roth. Seine Fraktion will dafür alles tun, denn zur Urban Future Conference werden auch internationale Gäste erwartet. „In diesem Rahmen wollen wir zeigen, was Stuttgart anpackt, um die Transformation voranzutreiben“, heißt es in einem Antrag, den die Grünen nun an den Gemeinderat gestellt haben.

Darin bitten sie die Stadtverwaltung, noch im März die momentane Planung für den Superblock West vorzustellen, eine Beschlussfassung vorzubereiten und zu erklären, welche Schritte noch nötig sind, um im Juni das gesamte Areal rund um die Augustenstraße autoärmer zu gestalten. Zudem müsse noch diskutiert werden, wie die Baustelle an der Ecke Hasenberg-/Reuchlinstraße bis dahin fertiggestellt oder verlegt werden könne, heißt es.