Polizisten stehen den Kindern beim Üben mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Gottfried Stoppel

Der Rems-Murr-Kreis hat nun seinen ersten stationären Radverkehrsübungsplatz. Das Beispiel soll Schule machen, denn die Einrichtung birgt etliche Vorteile.

Radeln im Regen kann Spaß machen. Eine Schar Grundschüler der Schlossgartenschule ließ es sich am Freitagmorgen nicht nehmen, auf dem nagelneuen Radverkehrsübungsplatz vor dem Alfdorfer Kultur- und Sportzentrum ein paar Runden zu drehen und die eben gelernten Verkehrsregeln in die Tat umzusetzen – inklusive Fahren im Kreisverkehr, Anfahren, Handzeichen Geben, Hütchen Ausweichen, Vorfahrt Gewähren und was sonst noch alles zur sicheren Fortbewegung mit dem Drahtesel gehört.

 

Einzigartig im Rems-Murr-Kreis

„Alfdorf ist seit heute um eine Besonderheit t im Rems-Murr-Kreis reicher“, sagte der Alfdorfer Bürgermeister Ronald Krötz anlässlich der feierlichen Einweihung des ersten stationären Radfahr-Verkehrsübungsplatz im Rems-Murr-Kreis. Als ehemaliger Polizeibeamter freue er sich besonders, diesen in seiner Gemeinde eröffnen zu dürfen.

Die 50 mal 25 Meter große asphaltierte und markierte Übungsfläche ist bislang einzigartig im Landkreis. „Ich konnte gar nicht glauben, dass wir noch ohne einen solchen Platz sind“, sagte Landrat Richard Sigel, der daraufhin vor einigen Monaten gemeinsam mit dem Aalener Polizeipräsidenten Reiner Möller die Schaffung einer derartigen Schulungsfläche angeregt hatte, und die schließlich durch viele weitere Helfer realisiert wurde. Neben dem rund 1200 Quadratmeter großen Asphalt-Karree gibt es auch eine Lagerhalle, in der 30 Leihfahrräder und Helme untergebracht sind. Daneben gibt es mobile Verkehrsschilder, mit deren Hilfe unterschiedliche Verkehrssituationen simuliert werden können.

Sicheres Training ermöglichen

Im Landkreis fand die obligatorische Radfahrausbildung für Viertklässler durch die Polizei und die Verkehrswacht ausschließlich auf Schulhöfen beziehungsweise unter Aufsicht in Wohngebieten statt. „Da geht es dann viermal links ums Eck und man lernt das Abbiegen“, sagt Thomas Maile, im Polizeipräsidium Aalen Leiter der Prävention. Er freue sich daher „total über den neuen Platz“, weil er den Kindern einen Schonraum biete, der ihnen ermögliche, auch mal Fehler zu machen. „Wenn die Kinder hier bei langsamem Tempo ineinander fahren, dann ist das nicht weiter schlimm.“ So lerne man sicheres Fahren. Beim Üben im Realverkehr in Wohngebieten können immer nur ein bis zwei Schüler gleichzeitig fahren, „hier kann eine ganze Schulklasse gleichzeitig fahren“, sagte Maile: „Die Fahrzeiten steigen auf stationären Übungsplätzen exorbitant.“ Die Kinder hätten insgesamt acht Stunden Radfahrunterricht und seien den größten Teil dieser Zeit im Sattel.

Fahrausbildung seit mehr als 70 Jahren

Reiner Möller, Präsident des Polizeipräsidiums Aalen, erinnerte daran, dass sich seit Beginn der Radfahrausbildung in Baden-Württemberg vor mehr als 70 Jahren einiges verändert habe: „Das Verkehrsaufkommen hat zugenommen, und die Fahrräder haben sich vom Drahtesel zu Hightech-Rädern weiterentwickelt.“ Von jeher war es wichtig, dass schon bei den Grundschulkindern die Grundlagen für die Radfahrausbildung gelegt werden und umso wichtiger seien geeignete stationäre Übungsplätze. „Die Polizei beteiligt sich mit einem hohen Personaleinsatz an dieser Aufgabe.“ 19 Beamtinnen und Beamte seien es im Polizeipräsidium. „Sie betreuen jährlich durchschnittlich 450 Schulklassen mit circa 9000 Schülerinnen und Schülern.“

Umkreis von 20 Kilometer

Den neuen Platz sollen in erster Linie Schulen im Umkreis von rund 20 Kilometern nutzen. Burkhard Metzger, Präsident der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg, erfreute die Eröffnung in mehrfacher Hinsicht: „Der hier neu geschaffene Schonraum für die Radfahrausbildung entspricht den Vorschriften und ermöglicht es, auch Kindern mit Inklusions- und Migrationshintergrund einzubeziehen.“

Landrat Richard Sigel bezeichne Alfdorf zwar stets als „das Tor zum Landkreis“, aber nicht aus jedem Winkel sei die Gemeinde auch gleich gut zu erreichen. Er hofft daher, dass noch weitere Übungsplätze im Rems-Murr-Kreis folgen. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht.