Die Polizei kontrolliert immer wieder Motorräder – hier im vergangenen Jahr an der B 14-Steige bei Sulzbach. Foto: Gottfried Stoppel

Die Strategie der Landkreisbehörden in Sachen unnötiger Verkehrslärm: „Wir wollen mit unseren Aktionen sensibilisieren und nicht abstrafen oder pauschal verurteilen.“ Ein Problem ist auch schlicht der Mangel an rechtlichen Möglichkeiten.

Schon seit Jahren ist der Verkehrslärm, unter anderem durch lautstark auf kurvigen Strecken rasende Motorradfahrer an unterschiedlichen Orten im Rems-Murr-Kreis ein Thema das für Verdruss sorgt. Der Landkreis mache sich seit mehreren Jahren gegen unnötigen Lärm stark, heißt es zum Start der Motorradsaison aus dem Landratsamt: „Das Thema ist uns wichtig. Aber die rechtlichen Möglichkeiten, Motorradlärm beizukommen, sind für uns als Landkreis sehr beschränkt.“

Trotzdem versuche der Kreis, im Rahmen dieser Möglichkeiten mit unterschiedlichen Aktionen den Geräuschpegel zumindest teilweise einzudämmen. Nicht zuletzt auch mit dem Ziel, so die Sicherheit im Verkehr zu erhöhen. Aber, so Pressesprecherin Claudia Bell auf Anfrage: „In erster Linie wollen wir mit unseren Aktionen sensibilisieren und nicht abstrafen oder pauschal verurteilen.“

Initiative gegen Motorradlärm

Unter anderem ist der Rems-Murr-Kreis Teil einer landesweiten Initiative gegen Motorradlärm. Diese hat derzeit 171 Mitglieder, davon 157 Städte und Gemeinden, 14 Landkreise und der Regionalverband Südlicher Oberrhein. Die Mitglieder repräsentieren damit rein statistisch mehr über ein Viertel der elf Millionen Baden-Württemberger. Eben weil die rechtlichen Möglichkeiten begrenzt sind, fordert die Initiative eine Anpassung der Gesetze mit dem Ziel, Motorräder leiser machen, und zudem für leiseres Fahrverhalten zu sorgen. Außerdem soll, so eine weitere Forderung der Initiative, rücksichtsloses Fahren künftig deutliche Folgen haben.

Tierische Schilder

Seit 2019 versucht der Landkreis mit „tierischen Schildern“ samt amüsanter Sprüche wie „Fahr nicht wie die Sau“ die Motorrad- und Autofahrer dafür sensibilisieren, etwas rücksichtsvoller unterwegs zu sein. Unnötig lautstarken und zu schnellen Fahrern werde so signalisiert, sie sollen die Geschwindigkeit drosseln und ihre Fahrweise anpassen. Insgesamt, so der Zwischenbericht zur Plakatkampagne, stünden inzwischen 27 Schilder im Kreis verteilt. Ganz aktuell seien noch zwei weitere Schilder für die Strecke von Winnenden-Baach in Richtung Bürg bestellt worden: Ein „Eselschild“ in Baach und ein „Schweinchenschild“ am Ortsende von Bürg.

Kontrollen mit der Polizei

Rasern, die sich trotz aller Hinweise über die Regeln hinwegsetzten, so lautet eine etwas frustrierende Erkenntnis der vergangenen Jahre, sei mit den rechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln nur sehr schwer beizukommen. Man könne die Person unter dem Helm meistens nicht identifizieren und in Deutschland gebe es keine Halterhaftung bezüglich Geschwindigkeitsübertretungen. Überdies hätten die Mess-Teams im Zweifel nicht einmal eine Anhalteberechtigung. Weil Motorräder vorne kein Kennzeichen haben, sei eine Feststellung des Halters aber ohnehin oftmals nur schwer möglich. Die Konsequenz für die Kreisbehörden: „Wir werden auch dieses Jahr wieder gemeinsame Aktionen mit der Polizei durchführen, bei denen wir messen, und die Polizei alle zu schnellen Motorradfahrer anhält.“

Semistationäre Messanlagen

In diesem Jahr, so berichtet Pressesprecherin Claudia Bell, werden vom Rems-Murr-Kreis zusätzlich zwei semistationäre Geschwindigkeitsmessanlagen angeschafft – sogenannte „Enforcement Trailer“. Diese ermöglichen Fotos von vorne und hinten, sodass bei einem Verstoß im Punktebereich auch die Auflage eines Fahrtenbuchs für Motorradfahrer möglich wird.

Gelbe Karte und Informationen

Haltern, auch von Autos, die durch unnötigen Lärm auffallen, werden die Kreisbehörden weiterhin eine „gelbe Karte“ zukommen lassen, um sie dadurch auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen. Zudem wird Infomaterial der Initiative „Vorsicht Rücksicht Umsicht“ des Verkehrsministeriums verteilt. Diese diene zwar der Verkehrssicherheit, jedoch bestehe eine Verbindung zwischen Rasen und Lärm.

Rennstrecken im Rems-Murr-Kreis

Schnait
Im Weinstädter Teilort Schnait machen schon seit Jahren Anwohner Front gegen die Lärmbelästigung durch Motorrad- ud Autofahrer,die die kurvige Bergstrecke in Richtung Manolzweiler als Rennpiste missbrauchen. Bisherige Ansätze mit Tempo- und Lärmanzeigen haben wenig gefruchtet. Es stehen noch die mahnenden Schilder.

Stetten
Auf der Strecke hinauf zum Schurwald gibt auch so mancher Motorradfahrer gerne Gas – zum Leidwesen lärmgeplagter Stettener Anwohner. Hier heißt es aus dem Kernener Rathaus, die Tests mit Lärmtafeln hätten durchaus mäßigenden Einfluss auf das Fahrverhalten gehabt. Sulzbach An der Sulzbacher Steige der B 29 hat es gehäuft schwere und folgenreiche Unfälle mit Motorradfahrern gegeben. Mit ein Grund dafür, dass die Polizei nun dort regelmäßige Tempokontrollen ansetzt.