Auf der Cannstatter Straße ist für die Schnellbusse auf der Stadtauswärts-Fahrbahn eine eigene Spur eingerichtet worden. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Die Vorbereitungen sind getroffen, die Ära der Expressbuslinie X1 kann beginnen. Vom 15. Oktober an werden im Fünf-Minuten-Takt Schnellbusse durch Stuttgart rollen. Meteorologen rechnen mit Feinstaubalarm.

Stuttgart - Am Freitag wird die neue Schnellbuslinie X1 den Betrieb aufnehmen. OB Fritz Kuhn (Grüne) will sie am Mittag offiziell auf die Strecke schicken. Danach pendeln die Busse über weite Strecken des Tages im Fünf-Minuten-Takt zwischen dem Cannstatter Wilhelmsplatz und der Stuttgarter City. Damit der Bus nicht im Stau stecken bleibt, musste das Tiefbauamt etliche Baumaßnahmen auf der Strecke umsetzen. Zudem wurden die Ampelschaltungen vor allem am Cannstatter Wilhelmsplatz optimiert. „Die neuen Programme sind aufgespielt und die Signaltechnik läuft bereits“, sagt Jochen Hutt, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts.

Auch baulich sei der Verkehrsknoten so hergerichtet, dass der Expressbus vor allem zu den Stoßzeiten keine Probleme haben sollte. Seit einigen Wochen ist die Einfahrt in die Wilhelmstraße und in Richtung Kursaal zweispurig. Diese Umstellung war nötig, da an der Ampel die Autofahrer wegen des Schnellbusses und der neuen Stadtbahnlinie U16, die mit dem Fahrplanwechsel ihren Betrieb aufnehmen soll, kürzere Grünphasen zur Verfügung hat. Möglich wurde diese Ampelschaltung, da eine Spur auf der König-Karl-Straße in Richtung Fellbach aufgegeben wurde. Insgesamt wurden 25 Lichtsignalanlagen umgestellt und optimiert. Hutt: „Der Schnellbus ist jetzt auf der gesamten Strecke bevorrechtigt.“

Mit Kurzstreckenticket vom Wilhelmsplatz zum Wilhelmsbau

Insgesamt fünf Busschleusen sind ebenfalls längst fertig. Zwei (je eine stadtein- und stadtauswärts) waren auf der König-Karls-Brücke nötig, um dem Expressbus freie Fahrt zu geben. „Das Herzstück der neuen Linie ist jedoch in der Cannstatter Straße“, sagt Hutt. Hier wurde auf rund 800 Metern ein Richtungswechselbetrieb – sprich eine eigene Busspur – auf der Stadtauswärtsseite eingerichtet. „Wir sind baulich vor etlichen Tagen fertig geworden“, so Hutt. Danach begannen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) mit Probefahrten. Einzig im Bereich Tor-/Eberhardstraße dauerte es etwas länger. Doch am Dienstag gingen die Arbeiten auch vor dem Tagblattturm in die Endphase. Dem Auftakt am 15. Oktober stehe nichts im Weg, signalisiert die Verwaltung.

Zwischen dem Cannstatter Wilhelmsplatz und dem Wilhelmsbau im Stuttgarter Zentrum können Fahrgäste mit einem Kurzstreckenticket fahren – und damit günstiger als mit der Stadtbahn. Die Fahrtzeit auf diesem Abschnitt soll zwölf Minuten betragen. Die X1 ist die erste Buslinie der Stadt, auf der die Fahrzeuge alle fünf Minuten starten.

„Der Schnellbus hat vor allem die Aufgabe, die überlastete Stadtbahnlinie U1 zwischen Vaihingen und Fellbach zu unterstützen“, begründet SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold den Aufwand. Heute können auf dieser Linie nur 40 Meter lange Züge verkehren. Bis die Hochbahnsteige für die künftigen 80-Meter-Züge umgerüstet sind, soll der Expressbus als Parallellinie zwischen Cannstatt und der City pendeln.

Zum Auftakt könnte Feinstaubalarm ausgerufen sein

Der Auftakttermin könnte sich als noch passender entpuppen, als man angenommen hat. Denn am 15. Oktober beginnt nicht nur die vierte Feinstaubalarm-Periode, in der die Fahrer von herkömmlichen Autos zum freiwilligen Verzicht aufs Auto aufgefordert werden, wenn in den Folgetagen mit überhöhter Schadstoffbelastung der Luft zu rechnen ist. So wie es aussieht, wird es auch gleich eine Wetterlage geben, die das umgehende Ausrufen des Feinstaubalarms erforderlich macht – und das konnte man bei den Planungen nicht vorhersehen. Am Neckartor hat die Feinstaubbelastung in den vergangenen Tagen schon zugenommen. Und: „Es sieht eher nach einem Hoch aus als nach Sturm und Regen“, sagt Uwe Schickedanz vom Deutschen Wetterdienst. Das spreche für geringen Luftaustausch und daher erhöhte Schadstoffwerte am Boden, also eher für eine Verschärfung als für eine Entspannung. Wenn über Tage hinweg mit erhöhten Werten gerechnet werden muss, werden Autofahrer zum freiwilligen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel aufgefordert, nun auch auf die Schnellbusse.

Das könnte dann auch helfen, die Überschreitung des Grenzwertes für Feinstaub in diesem Jahr zu verhindern. Bisher wurde der von der EU vorgegebene Höchstwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft am Neckartor an 16 Tagen überschritten. Erlaubt sind pro Jahr maximal 35 Tage. Beim Stickstoffdioxid, das in starkem Maß von Dieselfahrzeugen verursacht wird, ist der Jahresgrenzwert aber auch 2018 wieder an einigen Stellen überschritten. Wegen dieser Situation werden 2019 erste dauerhafte Fahrverbote für Diesel der Schadstoffnorm Euro 4 und schlechter eingeführt.