In der Kernerstraße ballen sich mehrere Kindergärten und die Grundschule – sowie viel Verkehr. Foto: avanti

Die Marbacher SPD will, dass der Schulweg für Kinder sicherer wird. Allerdings denken nicht alle Beteiligten, dass eine verkehrsberuhigte Zone der richtige Hebel wäre.

Marbach - Die Marbacher Kernerstraße ist zwar nicht besonders lang und eher schmal, doch verknoten sich just dort verschiedene Verkehrsströme: Etliche Mädchen und Jungs steuern einen der hier gelegenen vier Kindergärten und die Grundschule an oder pilgern weiter hinauf Richtung Bildungszentrum und Friedrich-Schiller-Gymnasium. Dazu gesellen sich die Elterntaxis sowie Fahrzeuge, deren Lenker auf der Suche nach einer Abkürzung sind und insbesondere auf dem Weg von oder nach Affalterbach einen Bogen um die Kronenkreuzung machen möchten. Eine explosive Gemengelage, die nach Ansicht der SPD entschärft werden könnte: Indem der Abschnitt zwischen Affalterbacher Straße und Schulstraße zur verkehrsberuhigten Zone umgewidmet wird.

Verwaltung will sich derzeit nicht äußern

Einen entsprechenden Antrag haben die Genossen bereits eingereicht. Der Gemeinderat soll am Donnerstag, 17. März, über den Vorschlag diskutieren. Wie die Verwaltung zu der Idee steht, ist unklar. Man wolle zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben, erklärt Bürgermeister Jan Trost. Zunächst sollen die Räte über den Standpunkt der Rathausspitze informiert werden, die Unterlagen ans Gremium seien aber noch nicht fertiggestellt und versandt.

Von Eltern angesprochen

Die Position der SPD ist indes deutlich: Die Sozialdemokraten denken, dass eine Ausweisung des neuralgischen Teils der Kernerstraße als Spielstraße den Durchgangsverkehr reduziert, weil die Passage als Abkürzung unattraktiver würde. Die Sicherheit für all die Kinder dort würde ebenfalls zunehmen, denken die Genossen. Heikel sei die Situation vor allem für Mädchen und Jungs, die östlich der Affalterbacher Straße wohnen und zu Schule oder Kindergarten marschieren. „Die Kinder, die aus dieser Richtung kommen, überqueren die Kernerstraße oft direkt hinter der schlecht einsehbaren Kurve. Dort ist leider kein Zebrastreifen installiert, noch werden motorisierte Verkehrsteilnehmer auf die vielen Kinder im Gebiet hingewiesen“, heißt es in dem Antrag der Genossen. Man sei auch schon verschiedentlich „von Eltern auf die unbefriedigende Situation angesprochen“ worden.

Auch Elterntaxis spielen eine Rolle

Man kann davon ausgehen, dass auch Melanie Oertel zum Kreis jener gehörte, die auf die anscheinend missliche Lage aufmerksam gemacht haben. „Wir sind froh, dass der Stein ins Rollen gebracht wird“, sagt nämlich Oertel, die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Marbacher Kindergärten. „Es ist sportlich, morgens da langzufahren“, erklärt sie und erinnert an die vielen Elterntaxis, die ihren Nachwuchs dort absetzen. Vor allem bei Regen spielten viele Mütter und Väter den Chauffeur für die Kinder. Dazu komme der Abkürzungsverkehr. Und etliche Fahrer seien zu schnell und rücksichtslos unterwegs. „Es herrscht einfach zu viel Verkehr auf der kleinen Straße“, sagt die Gesamtelternbeiratsvorsitzende, die auch im Vorstand der Marbacher SPD sitzt.

Reger Fußverkehr

Oertel berichtet, dass Pi mal Daumen um die 600 Kinder alleine die Einrichtungen direkt an der Kernerstraße ansteuern. Hinzu kämen noch jene Heranwachsenden, die vom Bahnhof aus zu den gleich oberhalb gelegenen weiterführenden Schulen strömten. „Es ist der Wahnsinn, was da zu Fuß unterwegs ist“, sagt sie.

Polizei sieht keinen Handlungsbedarf

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verkehrsballung bislang und zum Glück keine schwerwiegenden Folgen hatte. „In den vergangenen fünf Jahren hat sich in der Kernerstraße kein einziger Unfall mit Fußgängern oder im Zusammenhang mit dem Schulverkehr insgesamt ereignet“, konstatiert Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Aus Sicht der Polizei bestehe dort auch kein Handlungsbedarf.

Anderer Vorschlag von Elternseite

Den erkennt Birgit Bauer indes durchaus. Allerdings zweifelt die Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule, dass die Ausweisung eines verkehrsberuhigten Bereichs der Weisheit letzter Schluss sei. „Dadurch ist das Grundproblem nicht gelöst“, glaubt Bauer. Brenzlig seien doch speziell die Rangiervorgänge der Autos beim Holen und Bringen der Kinder.

Birgit Bauer plädiert deshalb dafür, die Kernerstraße zu einer Einbahnstraße umzufunktionieren, um das Dilemma mit den Wendemanövern zu beenden. Außerdem weist sie darauf hin, dass Mütter und Väter ihre Zöglinge nicht immer bis direkt vor die Eingangstür kutschieren müssten. Es gebe Alternativen wie den Festplatz, von dem aus es lediglich ein paar Minuten Fußweg hinüber zur Schule seien – und zwar auf sicheren Pfaden.

Die Stadt hat den Hut auf

Zuständigkeit
 Soll der Status der Kernerstraße geändert werden, wäre dafür die Stadt selbst selbst zuständig. Schließlich handele es sich um eine Gemeindestraße, erklärt Frank Wittmer, Pressesprecher des Landratsamts in Ludwigsburg.

Vorgaben
 Allerdings müssten für eine Umwidmung in einer verkehrsberuhigte Zone gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Die betreffende Straße müsse überwiegend eine Aufenthalts- und Erschließungsfunktion haben. „Das bedeutet, der verkehrsberuhigte Bereich muss baulich so angelegt sein, dass durch die besondere Gestaltung der Eindruck vermittelt wird, dass die Aufenthaltsfunktion überwiegt und der Fahrzeugverkehr eine untergeordnete Bedeutung hat“, erläutert Wittmer. Gestaltungselemente könnten Pflasterungen, Pflanzbeete oder Einengungen sein. Das Parken sei zudem nur auf eigens dafür ausgewiesenen Flächen gestattet.