Die Zahl der Unfälle mit Senioren steigt in Fellbach. Foto: dpa-Zentralbild

Die Polizei ist besorgt: Während es bei den jungen Autofahrern stark rückläufige Unfallzahlen gibt, sind immer öfter Senioren in einen Crash verwickelt.

Fellbach - Hohe Geschwindigkeiten sind für die Polizei in Fellbach bei den Unfallzahlen ein fast schon zu vernachlässigendes Thema – wegen der großen Verkehrsbelastung ist auf den Straßen unterm Kappelberg meist ohnehin nur moderates Tempo möglich. Zumindest tagsüber fehlt es den Autofahrern in Fellbach und Kernen schlicht an der freien Bahn, um das Gaspedal durchzudrücken und schwungvoll aus der Kurve zu fliegen.

Auch die Unfälle wegen Trunkenheit am Steuer halten sich in Fellbach und Kernen in einem überschaubaren Rahmen: Gerade mal 19 der im vergangenen Jahr mit ihrem Auto verunglückten Fahrer hatten bei der Unfallaufnahme auch Promille im Blut. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Fellbach noch 35 Alkoholunfälle gezählt.

Unfallfluchten kommen immer häufiger vor

Deutlich mehr Sorgen macht den Ordnungshütern deshalb die Entwicklung bei den Unfallfluchten. Vor allem bei Bagatellunfällen wollen immer weniger Autofahrer für einen angerichteten Schaden auch geradestehen – und machen sich lieber heimlich aus dem Staub, als das Malheur an Polizei und Versicherung zu melden.

Das geht aus der Unfallstatistik der Fellbacher Polizei hervor. Nach Daten von Revierleiter Klaus Auer wurden in Fellbach und Kernen im vergangenen Jahr sage und schreibe 573 Unfallfluchten registriert. Das bedeutet, dass inzwischen deutlich über die Hälfte der Unfallverursacher abhauen, wenn in der Tiefgarage ein Parkrempler passiert ist oder wegen fehlendem Abstand ein Außenspiegel am Boden liegt.

„Wir haben in diesem Bereich jetzt im dritten Jahr in Folge eine Zunahme“, bedauert Klaus Auer den Trend – und stellt nüchtern fest, dass die Unfallflucht aus einem Bagatellfall eine Straftat macht. 2015 hatte es im Zuständigkeitsbereich der Fellbacher Polizei 528 Unfallfluchten ge-geben, ein Jahr zuvor waren es noch 507 Delikte gewesen.

Die Gesamtzahl der Unfälle ging hingegen leicht zurück – und zwar sowohl bei den Blechschäden wie bei den Unfällen mit Personenschaden. Die Statistik der Polizei unterscheidet zwischen so genannten „Zählfällen“ mit geringfügigen Ordnungswidrigkeiten im Verwarnungsbereich und so genannten „qualifizierten Unfällen“ mit massiver ausfallenden Sanktionen. Bei Zählfällen (keine Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei und maximal 35 Euro Bußgeld) wurde ein Rückgang von 1571 auf 1465 Fälle aktenkundig. Weniger deutlich sank die Zahl qualifizierter Unfälle von 952 auf 940.

Immer mehr schwerverletzte Personen nach Unfall mit Elektrofahrrädern

Mit den Unfällen ging im vergangenen Jahr auch die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Personen zurück – von 286 auf 249 Menschen. Allerdings tragen vor allem Elektrofahrräder dazu bei, dass es mehr schwerverletzte Personen gab als noch ein Jahr zuvor. In Kernen war durch einen Radunfall mit dem Pedelec ein Toter zu beklagen. Durchaus Kopfzerbrechen macht der Polizei auch der Anstieg der Schulweg-Unfälle: „Während es zuvor nur ein bis drei Fälle gab, lagen wir sowohl 2015 als auch 2016 bei acht Fällen, das werden wir uns im Detail ansehen, um ausschließen zu können, dass es da Ursachen im Straßenraum gibt“, kündigt Klaus Auer an.

Übrigens: Während es bei den jungen Autofahrern stark rückläufige Unfallzahlen gibt, sind immer öfter Senioren in einen Crash verwickelt. Bei den Fahranfängern ging die Zahl der Unfälle von 182 auf 56 zurück. Bei den Senioren hingegen stieg sie von 199 auf 236 Unfälle an. Laut dem Fell-bacher Revierleiter Klaus Auer liegt das nicht an fehlenden Fahrkünsten, sondern an der nachlassenden Übersicht: „Die Verkehrsverhältnisse werden immer komplexer und sind je schwieriger zu überblicken, desto älter man wird. Das wird in der Zukunft sicher zunehmend zu einem Thema.“