Noch-Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen (links) und Innenminister Horst Seehofer (CSU). Foto: dpa

Der Fall Maaßen ist nun endgütig zum Fall Seehofer geworden, meint Chefredakteur Christoph Reisinger. Dem scheidenden Verfassungsschutzchef steht der Weg in die Politik weit offen. Dem Innenminister der Weg aus der Politik hinaus in den Ruhestand offener denn je.

Stuttgart - Es war doch so offensichtlich. Hans-Georg Maaßen hatte sich als Fehlbesetzung an der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz erwiesen. Hatte im Nachgang zu den widerlichen Aufmärschen von Nazis und deren Mitläufern in Chemnitz seine Behörde ohne Not politisiert, indem er öffentlich Dinge politisch eingeordnet hat, die gar nicht in seinem Aufgabenbereich lagen. Und das in einer Phase, in der das Amt unter Druck von allzu vielen Seiten steht. So hat Maaßen den Verfassungsschutz beschädigt, seine Ablösung war fällig.

Aber nein, Innenminister Horst Seehofer konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch diese Personalie als Torpedo gegen die Koalition und die Bundesregierung einzusetzen, der er selber angehört. Erst wollte er Maaßen – das Leistungsprinzip auf den Kopf stellend – zum Staatssekretär in seinem Ministerium befördern. Und zugleich die SPD vorführen, weil ausgerechnet ein SPD-naher Staatssekretär für Maaßen Platz machen sollte. Als der Torpedo so gut saß, dass er die Koalition beinahe versenkt hätte, ging’s dann doch noch eine Nummer kleiner: Maaßen sollte bei gleichen Bezügen Berater im Seehofer-Ministerium werden.

Maaßen zieht es eher in die Politik als in die neue Aufgabe

Maaßen selber hat dafür gesorgt, dass glücklicherweise auch daraus nichts wird. Er bleibt auf seiner Linie, er hat nachgelegt und im Amt weiter provoziert. Was danach aussieht, dass es ihn eher in die Politik als in die neue Aufgabe zieht.

Dumm für Seehofer: Jetzt holt ihn seine Anmaßung ein. Der Fall Maaßen ist zum Fall Seehofer geworden. Dem scheidenden Verfassungsschutzchef steht der Weg in die Politik weit offen. Dem Innenminister der Weg aus der Politik hinaus in den Ruhestand offener denn je.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de