US-Oberst Neal Corson: „Wir nehmen den Ärger der Anwohner ernst.“ Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die US-Standortverwaltung Stuttgart hat einen neuen Chef. Bei einer Feier übergab Oberst Corson das Kommando an den Nachfolger Oberst Condrey – und verkündete nebenbei einige Neuigkeiten.

Stuttgart/Böblingen - Wenn zwei Nationen mit zwei unterschiedlichen Verwaltungen aufeinandertreffen und dann auch noch das Militär daran beteiligt ist, können die Dinge manchmal sehr lange dauern. Für manche, wie die Bewohner des Böblinger Ortsteils Rauher Kapf, die seit vielen Jahren den Schießlärm eines Schießstandes des US-Militärs erdulden müssen, zu lange.

Doch für diese konnte der scheidende Kommandeur der US-Standortverwaltung, Oberst Neal Corson, nun eine neue Vorwärtsbewegung verkünden. Am Rande seiner feierlichen Kommandoübergabe sagte Corson unserer Zeitung, dass das US-Militär die Mehrkosten für die geplanten Blenden zur Lärmdämmung an zwei nicht überdachten Schießbahnen in Höhe von umgerechnet 1,1 Millionen Euro alleine trägt. Bisher seien amerikanische und deutsche Verwaltung von rund 900 000 Euro Gesamtkosten ausgegangen, wovon die Stadt Böblingen 300 000 Euro übernimmt. „Dazu habe ich gerade eine Vereinbarung mit dem Böblinger Oberbürgermeister unterzeichnet“, sagte Corson. Außerdem habe das US-Militär weitere Schießeinschränkungen erlassen, um die Anzahl der Tage, an denen geschossen werde, zu minimieren.

Seit Juni trägt die US-Garnison mit Sitz in Böblingen, die alle fünf US-Einrichtungen in der Region Stuttgart verwaltet, auch die Führungsverantwortung für den Schießstand in Böblingen. Bisher war das US-Ausbildungskommando im bayerischen Grafenwöhr dafür verantwortlich. Corson kündigte auch die Bildung einer Lärmschutzkommission an, die unter dem Vorsitz des Kommandeurs der US-Standortverwaltung und mit Vertretern der betroffenen Kommunen wie Schönaich, Böblingen und dem Landkreis Böblingen als örtlicher Ansprechpartner für Beschwerden fungieren soll. Dieses Maßnahmenpaket zeige, „wie ernst wir die Angelegenheit nehmen“, betonte der US-Offizier. Er verstehe den Ärger der Nachbarn des Schießstands. „Aber wir sind eine militärische Streitmacht. Wir müssen üben.“ Die Garnison wolle jedoch „ein guter Nachbar“ sein.

US-Spezialkräfte bleiben „auf absehbare Zeit“

Anfang Juni hatte unsere Zeitung über den wachsenden Unmut der Bewohner auf dem Rauhen Kapf über den andauernden Schießlärm der Amerikaner berichtet. Diese hatten sich vor allem über die sehr langen Planungsfristen des Staatlichen Hochbauamts Stuttgart und den Mangel an Informationen beklagt. Hochbauamtschef Armin Weber stellte nach abgeschlossener Vorplanung im April „ein Planungsende im Frühjahr 2020 und einen Baubeginn im Spätsommer 2020 in Aussicht“. Voraussichtliche Fertigstellung des Lärmschutzes: Mitte 2021. „Das geht uns viel zu lange“, sagt Uli Durst, der Specher der Bürgerinitiative gegen den Schießlärm. Die jetzt von Oberst Corson bekannt gegebenen Schritte bewertet er als „sehr positiv“.

Keine Vorwärtsbewegung gibt es indes bei den 2018 bekannt gewordenen Plänen des US-Militärs, seine Spezialeinheiten aus Böblingen ins rheinland-pfälzischen Baumholder zu verlegen. Army Rangers und Navy Seals sind für einen Großteil des Übungslärms verantwortlich. „Das ist immer noch nur ein Plan“, so Oberst Corson. „Auf absehbare Zeit“ blieben diese Einheiten in Böblingen. Aus US-Militärkreisen ist dazu zu erfahren, alle zuständigen US-Kommandos stünden weiter hinter dem Umzug, gestritten werde derzeit aber noch über das liebe Geld. Das US-Heer weigere sich, die nicht unerheblichen Kosten zu übernehmen.

Corson sagt routinemäßig nach zwei Jahren an der Spitze der US-Garnison Goodbye. Sein nächster Dienstposten: Das „Zukunfts“-Kommando des Heeres. Nachfolger Oberst Jason Condrey bringt für Stuttgart einen großen Vorteil mit: Er ist in Bad Cannstatt geboren und spricht Deutsch.