Beim Feriencamp im Jugendhaus Bad Cannstatt vertiefen 30 Jugendliche eine Woche lang mit viel Spaß und Motivation ihre Mathe- und Deutschkenntnisse. Zu den Lehrern zählt auch ein gerade einmal 16 Jahre alter junger Mann.
Fröhlich stehen die vier Mädchen und Jungen um einen Billardtisch im Jugendhaus „das Cann“ an der Kegelenstraße in Bad Cannstatt und spielen eine Partie Poolbillard. Als die Partie beendet ist, geht es zurück zum eigentlichen Programm des Feriencamps, das seit dem Jahr 2018 zweimal im Jahr in den Schulferien für Jugendliche aus VAB-Klassen stattfindet. Die Abkürzung steht für Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf.
Neben einer Stadtrallye, Sport und anderen Aktivitäten steht aber hauptsächlich eine Sache auf dem Programm: Unterricht in den Fächern Mathe und Deutsch – und das in den Faschingsferien. „Das Ziel ist es, die Kinder auf ihren Hauptschulabschluss vorzubereiten beziehungsweise sie zusätzlich zu unterstützen“, erklärt Gabriele Frenzel vom Gemeinschaftserlebnis Sport, das das Camp, bei dem viele Jugendliche mit Fluchterfahrung teilnehmen, zusammen mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft organisiert.
Schulische Laufbahn unterstützen
Die 30 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren freuen sich über das Angebot, das sie bei ihrer schulischen Laufbahn unterstützen soll: „Es macht Spaß, hier zu sein“, so Marco. Und auch Mahdja verbringt hier gerne ihre Ferien. Bereits zum zweiten Mal nimmt sie an dem Camp teil: „Es macht viel Spaß, und ich habe auch schon viel gelernt“, so die 17 Jahre alte Schülerin, die in diesem Sommer ihren Schulabschluss machen möchte und im Feriencamp vor allem Unterstützung im Fach Deutsch braucht, wie sie sagt.
Außer dem schulischen Programm gefällt den Schülern wie Mahdja aber vor allem das Begleitprogramm: „Man lernt nette Menschen von anderen Schulen kennen und auch neue Sachen“, so die Schülerin. Das Besondere am Feriencamp sind aber die Pausen, das gemeinsame Mittagessen und das morgendliche Aktivierungsprogramm: „Der Sport zwischendurch fördert die Konzentration und die Aufmerksamkeit“, erklärt Gabriele Frenzel, deren Favorit im abwechslungsreichen Programm das morgendliche Aktivieren ist. „Am Anfang steht jeder noch müde in seiner Ecke. Wir machen dann 15 Minuten lang ein bis zwei kleine Spiele, und am Ende stehen alle gut gelaunt zusammen.“ Das sieht auch Philip Pfeiffer, ein Sozialarbeiter bei der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft, als generellen Vorteil des Programms: „Die Schüler wachsen in einer Woche zusammen. Am Anfang kommt jeder einzeln, am Ende sind sie eine Gemeinschaft. Die Entwicklung der einzelnen Schüler und die Gemeinschaft, das zeichnet das Camp aus.“ Tatsächlich erinnert die Stimmung im Jugendhaus eher an eine Jugendfreizeit als ein Nachhilfecamp in den Ferien.
Bewegung, um Aufmerksamkeit zu stärken
Die Konzentration im Unterricht leide darunter nicht. Im Gegenteil: „Die Motivation der Schüler ist riesengroß, und sie lernen sehr schnell“, bestätigt die Lehrerin Kathrin Klaschik, die bereits seit 2018 beim Feriencamp mitarbeitet und die jedes Jahr von den Jugendlichen aufs Neue beeindruckt ist: „Das Programm ist so spannend und auch die Geschichten, die die jungen Menschen mitbringen. Und es ist schön, sie zu unterstützen, damit sich ihre Träume erfüllen“.
Aber nicht nur die Lehrer helfen den Schülern dabei, ihre Zukunftsträume zu verwirklichen. Auch die Lernhelfer sind ein wichtiger Teil des Projekts. Dabei widmet sich eine Person einem Schüler. Einer dieser Lernhelfer ist der 16 Jahre alte Mati, der vor acht Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen ist – und mittlerweile seinen Realschulabschluss macht. „Das ist schon schön, anderen etwas beibringen zu können. Auch meine Eltern waren sehr glücklich, als ich ihnen das erzählt habe“, sagt Mati. Der Junge ist in Mathematik sehr begabt und möchte dieses Talent auch später einmal beruflich nutzen.
Bis dahin unterstützt und motiviert Mati aber die anderen Schüler mit seinem Talent und seiner eigenen inspirierenden Geschichte im Feriencamp.