Wegen der dramatischen Verteuerung der Energie reagieren die Unternehmen mit einer Kappung der Investitionen, geht aus einer repräsentativen Umfrage der Stiftung Familienunternehmen hervor.
Die Familienunternehmen in Deutschland fahren aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise ihre Investitionen zurück – mit eine Ausnahme. Projekte, die zu Energieeinsparungen und damit zur Senkung der Energiekosten führen, werden durchgezogen. Gleichzeitig will die Mehrheit der Firmen wegen der gestiegenen Kosten die Preise erhöhen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Münchner Ifo Institut im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt hat. An der Befragung nahmen 1100 Unternehmen teil, darunter 950 Familienunternehmen.
Lesen Sie aus unserem Angebot: Strom und Gas werden noch teurer
Im Zentrum der Umfrage stehen die im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg galoppierenden Energiepreise. So sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte zuletzt um gut 30 Prozent in die Höhe geschnellt, hat das Statistische Bundesamt vor kurzem errechnet. Dazu haben maßgeblich die Energiepreise beigetragen, die sich im März im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt um knapp 84 Prozent verteuerten. Erdgas hat sich in dem Zeitraum sogar um fast 145 Prozent verteuert.
14 Prozent denken über Stellenabbau nach
Jetzt treten die Unternehmen auf die Ausgabenbremse; rund 46 Prozent wollen ihre Investitionen etwa in Anlagen und Erweiterungsmaßnahmen verringern, hat die Umfrage ergeben. Investitionen sind aber wichtig für künftiges Wirtschaftswachstum und damit für den Erhalt des Wohlstands. Elf Prozent der Befragten denken sogar darüber nach, energieintensive Geschäftsfelder ganz aufzugeben. Es könnte zudem zu einem Stellenabbau können: immerhin 14 Prozent ziehen dies in Erwägung.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Auf Frieden hoffen oder mit dem Schlimmsten rechnen?
Dabei sind viele Unternehmen aktuell von der Explosion der Energiepreise noch gar nicht betroffen. Weil sie ihre Lieferverträge langfristig abgesichert haben, schlägt der Preisanstieg derzeit erst bei etwa 40 Prozent der Befragten voll durch, geht aus der Umfrage hervor. Rund ein Viertel der Familienunternehmen rechnen erst im zweiten Halbjahr 2022 und ein weiteres Viertel sogar erst 2023 mit erheblichen Belastungen durch die höheren Preise bei Strom, Gas, Diesel und Benzin. „Ob jetzt oder später – auf Familienunternehmen kommen enorme Belastungen zu. Das sollte die Politik bei all ihren Maßnahmen immer mitbedenken. Ansonsten wird die Wirtschaft hierzulande nicht nur stagnieren“, sagt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik.
77 Prozent der Befragten setzen Gas ein
77 Prozent der befragten Industrieunternehmen setzen den Angaben zufolge Gas im Produktionsprozess ein. Auf Strom sind 94 Prozent angewiesen. „Deutschland hat in der Energiepolitik dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt – und das schon vor der jetzigen Krise“, sagt Kirchdörfer. „Für Strom müssen die Unternehmen beispielsweise mehr als das Doppelte zahlen als in Industrieländern mit den niedrigsten Stromkosten. Wir benötigen eine Politik, die diese Wettbewerbsverzerrung korrigiert und den Höhenflug der Energiepreise stoppt“, fügt er hinzu. Aber immerhin: Nun ein kleiner Teil der Befragten will angesichts der rasant steigenden Preise Betriebsstätten ins Ausland verlagern.